20. Juni 2017

Allgemein,

Bankstrategie,

Digitalisierung

Verbreitung von Online und Mobile Banking: Erste Zahlen für den Schweizer Markt

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Christoph Duss und Sascha Gysel

In den letzten Jahren haben sich Online und Mobile Banking als wichtige Bankkanäle fest etabliert und gehören mittlerweile zum Standardangebot einer Bank. Es ist davon auszugehen, dass Bankkunden zukünftig einen noch grösseren Anteil ihrer Geschäfte mittels Online und Mobile Banking erledigen werden. Leider gab es für die Schweiz bis jetzt noch keine Zahlen, wie regelmässig Bankkunden diese Kanäle nutzen. Deshalb haben das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Digital Think Tank e-foresight der Swisscom in einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersucht, wie verbreitet Online und Mobile Banking unter Schweizer Bankkunden sind. Der heutige Blog-Artikel möchte einige ausgewählte Erkenntnisse dieser als Gesamtstudie nur für e-foresight Kunden zugänglichen Untersuchung vorstellen.

Ein Blick über die Grenze

In der EU und den umliegenden Nachbarstaaten der Schweiz existieren bereits Untersuchungen zur Verbreitung von Online und Mobile Banking. So erfasst Eurostat beispielsweise jährlich Daten zur Internetnutzung in den verschiedenen Ländern der EU, unter anderem auch, ob und wie Internet Banking verwendet wird. In der Befragung 2016 belief sich der durchschnittliche Anteil Personen, welche in den letzten drei Monaten vor der Befragung Internet Banking nutzte, über alle 28 EU-Mitgliedsstaaten auf 59 Prozent.
Für den deutschen Markt sind verschiedene Studien erarbeitet worden. Der Bundesverband deutscher Banken führt regelmässig Meinungsumfragen durch. Die letzte Umfrage hat gezeigt, dass 45 Prozent aller Befragten Online Banking nutzen, wovon rund die Hälfte dies mehrmals in der Woche tut. Eine weitere Studie unter deutschen Banken hat gezeigt, dass die Nutzung von Mobile Banking in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. So griff in 2015 mehr als ein Drittel aller deutschen Online Banking Kunden mit mobilen Endgeräten auf ihr Internet Banking zu, während dieser Anteil in 2012 noch bei zehn Prozent lag.

Erhebung der Verbreitung in der Schweiz

Wie bereits erwähnt, gab es bis jetzt für die Schweizer Bankbranche wenig verlässliche Vergleichszahlen. Mithilfe einer Befragung der 40 grössten Retail Banken wollte man nun diese Lücke schliessen und die aktuelle Verbreitung von Online und Mobile Banking unter Schweizer Bankkunden erfassen. Insgesamt haben 29 Institute an der Umfrage teilgenommen, was einer erfreulichen Rücklaufquote von 73 Prozent entspricht.
In einem ersten Schritt sollten die Banken den Anteil Kunden mit Online Banking Vertrag bestimmen, damit die Grundgesamtheit aller potenzieller Nutzer bekannt ist. Um die Häufigkeit der Anwendung zu messen, wurden die Banken anschliessend gebeten, ihre Anteile von Online und Mobile Banking Nutzern in zwei Kategorien zu ermitteln. Aktive Nutzer sind Kunden, welche sie mindestens einmal pro Quartal einloggen, während sehr aktive Nutzer dies mindestens einmal pro Woche tun. Mit dieser Unterteilung ist es möglich festzustellen, ob und wie regelmässig von den Angeboten überhaupt Gebrauch gemacht wird.
Über alle Banken hinweg belief sich der Anteil Kunden mit Online Banking Vertrag auf 38 Prozent. Somit verfügt jeder dritte Kunde über einen Online Banking Zugang. Werden die Antworten nach Bankgrösse unterteilt, hat sich gezeigt, dass grössere Banken tendenziell über höhere Anteile verfügen (Detailanalysen für e-foresight Banken zugänglich). Wie in Abbildung 1 ersichtlich, beträgt der Anteil aktive Online Banking Nutzer in 2016 durchschnittlich 72 Prozent. Somit nutzen drei von vier Kunden mit Online Banking Vertrag dieses Angebot mindestens einmal im Quartal. Jeder vierte Nutzer loggt sich sogar mindestens einmal wöchentlich ein und ist somit als sehr aktiv zu klassifizieren. Was sich jedoch auch gezeigt hat, ist, dass grosse Unterschiede in diesen Anteilen zwischen den einzelnen Banken existieren.

Abbildung 1: Anteil aktive und sehr aktive Online Banking Nutzer (mindestens ein Login pro Quartal bzw. pro Woche)

Neben dem Online Banking wurde auch die Nutzung von Mobile Banking Apps und PFM (Personal Finance Management) Tools untersucht. Es zeigte sich, dass die grosse Mehrheit der Banken ihren Kunden zwar Mobile Banking Applikationen anbietet, bis jetzt werden diese jedoch erstaunlich selten genutzt. Der Anteil aktiver Mobile Banking Nutzer, welche sich mindestens einmal pro Quartal einloggen, beläuft sich in 2016 auf lediglich 13 Prozent (10% in 2015). Die Nutzung von PFM bewegt sich einstelligen Prozentbereich.

Fazit

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Ergebnisse in Bezug auf die Online Banking Aktivitäten wenig überraschen. Was jedoch erstaunt hat, sind die im Vergleich mit dem Ausland noch immer sehr tiefen Nutzerzahlen beim Mobile Banking. Erstaunlich ist zudem, wie viel Aufwand gewisse Banken mit der Erhebung dieser aus unserer Sicht relevanten Informationen zu den Nutzerzahlen hatten. Zahlreiche Banken haben diese Daten sogar zum ersten Mal in dieser (auch nur beschränkten) Tiefe erhoben. Aus unserer Sicht ist es empfehlenswert, dass Banken ein entsprechendes Reporting aufbauen und dadurch den Erfolg verschiedener Massnahmen direkter messen können.

Kommentare

2 Kommentare

Boris Brunner

20. Juni 2017

Für den Zahlungsverkehr gibt es die Statistik über die Nutzung von e-Banking bereits seit mehr als 10 Jahren. Dies ist in der Zwischenzeit zu einer Nationalbankenstatistik geworden und unter folgendem Link abrufbar: https://data.snb.ch/de/topics/finma#!/cube/zavkuzart

Antworten

Emma

20. Juni 2017

Interessanter Ansatz. Was hier fehlt, ist eine Definition, was unter Online verstanden wird (nur Desktop, oder auch iPad, oder nur iPad horizontal gehalten, usw.). Die Definition hätte auch Auswirkung auf die Zahlen "Mobile". Wie ist Online und wie ist Mobile definiert? Beste Grüsse

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