24. Juni 2019

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Rückblick auf die IFZ-Konferenz «Innovationen im Banking»

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey

An der sechsten IFZ Konferenz „Innovationen im Banking“ wurde den Teilnehmenden ein breites Spektrum an Innovationen geboten. Dieses Jahr im Mittelpunkt standen die Themen «Business Analytics wird zum Business Case», «Plattformen für Hypotheken», «Innovationen im Private Banking» sowie «Anwendungsmöglichkeiten für Virtual und Augmented Reality im Banking». Die Konferenz war auch dieses Jahr ausverkauft. Nachfolgend ein kurzer Rückblick.

Einführung, Prof. Dr. Andreas Dietrich, Hochschule Luzern

  • Andreas Dietrich wies darauf hin, dass Digitalisierung kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Banken seien hier unterschiedlich und vor allem unterschiedlich schnell unterwegs. Die Digitalisierung werde die Bank aber noch sehr lange beschäftigen.
  • Ein mögliches Problem sei dabei, dass die bestehende IT-Architektur vieler Banken ein rasches Umsetzen der strategischen Ziele verhindere oder verlangsame. Entsprechend solle man sich stärker mit der IT-Themenstellung auseinandersetzen, damit die Strategieziele auch entsprechend erreicht werden können.
  • Daneben stelle Andreas Dietrich den Crowdfunding Monitor der Hochschule Luzern vor.

Business Analytics wird zum Business Case – zwei Beispiele

Datengetriebenes Marketing bei der Credit Suisse: Andrea Bargetzi

  • Andrea Bargetzi gab einen Einblick in das Thema Data Analytics bei der Credit Suisse.
  • Im Vergleich zu den meisten FinTech Unternehmen verfügt die CS über sehr viele Daten zu ihren Kunden. Dieser «Wissensvorsprung» wurde lange Zeit aber kaum erschlossen. Erst seit dem Jahr 2017 rückte das Thema Analytics stärker in den Vordergrund und wurden erste Anwendungsfälle getestet. Ein erstes Resultat des verstärkten Fokus im Bereich Analytics ist die personalisierte Website, welche wir bereits im Blog vorgestellt haben.
  • Ein weiteres interessantes Projekt läuft derzeit im Bereich der «Predictive Analytics». Durch dieses Tool soll bereits vor einer Publikation eruiert werden, wie gross der Erfolg der geplanten Publikationen sein wird.

Implementierung Use Case Data Analytics bei der LUKB: Guido Hauser

  • Die Luzerner Kantonalbank hat verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Data Analytics geprüft und sich schliesslich entschieden, einen ersten Anwendungsfall im Bereich der Potenzialerkennung zu testen. Mittlerweile hat die LUKB auch ein «Recommender System» im Einsatz.
  • Mit diesem Projekt wurden Kunden mit hohem Fremdbank-Vermögen mittels Machine Learning identifiziert und kontaktiert. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.
  • Das Projekt für die Erkennung von Kunden mit hohen Vermögen bei anderen Banken wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ durchgeführt.

Plattformen für Hypotheken – drei Beispiele

UBS Atrium – Innovative Hypothekenfinanzierungen für Institutionelle Investoren: Markus Kuster

  • UBS Atrium ist eine Plattform für institutionelle Investoren, welche in Hypotheken für Renditeliegenschaften investieren möchten. Die Plattform wurde auf dem Blog hier im Detail vorgestellt.
  • Bislang wurden über die Plattform 230 Finanzierungen mit einem Volumen von CHF 975 Millionen abgewickelt.
  • Nur bei vier Transaktionen wählte der Geldnehmer nicht den günstigsten offerierten Zins.
  • Nahezu alle 230 Hypotheken wurden durch einen der aktuell sieben Partner finanziert. Die UBS führte lediglich zwei Finanzierungen selber durch.
  • Es werden nur Projekte berücksichtigt, in welche die UBS auch selber investieren würde. Der Credit Officer weiss dabei nicht, ob er einen Finanzierungsantrag für die UBS Bilanz oder für die Plattform bearbeitet. Wird das Projekt aufgeschaltet, gibt die UBS als erster Kreditgeber ein Gebot ab.
  • Etwa zwei Drittel der auf der Plattform gestellten Finanzierungsanfragen konnten tatsächlich befriedigt werden. Im laufenden Jahr wurden gar 90 Prozent der Anträge finanziert.
  • Aus Sicht der UBS spielt die Kannibalisierung keine allzu bedeutende Rolle, da vermehrt auch langfristige Hypotheken über die Plattform abgewickelt werden, welche die UBS gar nicht anbieten würde.

Credit Exchange AG – das Ökosystem des Schweizer Kreditmarkts: Hanspeter Ackermann und Andrea Canonica

  • Das heutige Hypothekargeschäft in der Schweiz läuft insgesamt noch sehr ähnlich ab wie jenes vor dreissig Jahren. Der ehemalige CEO der Bank Coop (heute: Bank Cler) Hanspeter Ackermann will dies mit der im Jahr 2017 gegründeten CredEx ändern und Hypothekarkunden direkt mit institutionellen Kreditgebern verbinden (nach dem Vorbild einer Aktienbörse).
  • Der Fokus liegt auf Wohnliegenschaften. Über die Plattform sind verbindliche Offerten in Echtzeit möglich. Die Beratungskompetenz der Banken soll unangetastet bleiben.
  • Credit Exchange ist eine gemeinsame Initiative der Clientis Zürcher Regionalbank (ab 2020 Bank avera), Swisscom, Mobiliar und Vaudoise. Die strategischen Partner sind EY, Umbricht sowie additiv. Zudem wird auch mit der Kreditfabrik der Glarner Kantonalbank sowie mit den drei Immobilienbewertern Fahrländer, IAZI und Wüest Partner zusammengearbeitet.
  • Seit Ende 2018 ist die Plattform online, welche als White Label Lösung angeboten wird. Andrea Canonica zeigt am Beispiel der Vaudoise die Ansicht und den Prozess eines institutionellen Kreditgebers. Wichtig ist, dass die Kundenschnittstelle bei der jeweiligen Bank oder Versicherung bleibt.
  • Mittelfristig soll die Plattform auch einen Sekundärmarkt für Hypotheken ermöglichen.

Valuu – die neue Hypoplattform am Markt: Thomas Jakob, Valuu

  • Die Hypothekenvermittlungsplattform von PostFinance ist seit Januar 2019 live. Valuu ist in einem ähnlichen Marktsegment wie MoneyPark, Hypoguide oder HypoPlus aktiv.
  • Valuu wird als Mobile-App für iOS und Android angeboten und verhilft dem potenziellen Hypothekarschuldner zu einer Offerte in Echtzeit. Valuu prüft die Eingaben auf Vollständigkeit und leitet diese anonym an den «Offerierer» weiter
  • Die ersten 100 Tage verliefen so.
  • Nach 150 Tagen verzeichnet Valuu 270’000 Besucher, 23’000 Downloads und 2’300 Registrierte User, wovon gut ein Drittel in weniger als 12 Monaten eine Finanzierung benötigt.
  • Momentan arbeitet Valuu mit 11 Finanzierungspartnern zusammen. Mit rund 20 weiteren potenziellen Partnern ist man aktuell in Kontakt.
  • Die bei der Lancierung mittels App mögliche Immobiliensuche wurde vorübergehend eingestellt. Erste Erfahrungen zeigten, dass die Kunden dieses gegenüber etablierten Marktteilnehmern etwas abgespeckte Angebot nicht geschätzt haben. Daher wird Valuu diese Funktion überarbeiten.
  • Nebst Wohnliegenschaften werden seit 17. Juni auch Renditeliegenschaften finanziert. Bezüglich Marktregion hat sich Valuu vorerst auf die Deutschschweiz konzentriert. Valuu wird nun aber auch im Tessin und der Westschweiz ausgerollt.
Abbildung 1: Impressionen der Konferenz

Innovationen im Private Banking – JB Digital Advisory Suite: Peter Stampfli, Julius Bär

  • Innerhalb von nur 11 Monaten hat Julius Bär dank agiler Organisationsform mit bis zu 100 Mitarbeitern, verteilt in Zürich und Belgrad, die Digital Advisory Suite (DiAS) entwickelt (siehe auch unseren Blog dazu).
  • DiAS hilft sehr stark in der Kundenberatung, wobei einerseits regulatorische Anforderungen (MiFID und äquivalent) in den Prozess eingebunden und damit aus Kundenberatersicht vereinfacht wurden. Gleichzeitig wurden auch verschiedene Prozesse automatisiert. Dadurch sollen die Kundenberater mehr Zeit für ihre Kunden haben.
  • Ein interessantes Element von DiAS ist die Bereitstellung von massgeschneidertem Investment Content. Unterstützt durch Analytics sollen die Kundenberater ihren Kunden gezieltere und personalisiertere Anlagevorschläge unterbreiten. In diesem Bereich ist man noch in der Anfangsphase. Auch die Kunden-App wird derzeit erst in der Beta-Phase getestet.

Anwendungsmöglichkeiten für Virtual und Augmented Reality im Banking: Stefan Jeker, Raiffeisen

  • Stefan Jeker hinterfragt das generelle Warten, bis sich Technologien etabliert haben. Das RAI Lab experimentiert daher frühzeitig auch mit Augmented und Virtual Reality und sucht damit innovationsfördernde Arbeitsmethoden.
  • Beispiel für ein Versuchsprojekt ist CasAugmented. Damit wird das Finden, Besichtigen und Einrichten einer Immobilie eine Erfahrung zwischen Realität und digitalisierter Visualisierung. Auch praktische, bereits verfügbare Elemente wurden berücksichtigt, wie beispielsweise der Zugang zu einer Wohnung mittels Smart Lock.
  • Ebenfalls Mitglied des RAI Lab ist RAIffi, ein von SoftBank hergestellter Roboter, bekannt unter dem Namen Pepper.

SAVE THE DATE: Am Mittwoch, 13.11 2019 findet wieder die Retail Banking Konferenz statt (13.15-18.00 Uhr). Zusätzliche Infos finden Sie hier.

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