28. August 2018

Allgemein,

Digitalisierung,

Mobile Payment

Twint lanciert neue Bezahlmethoden für mobiles Shopping

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Mobiles Shopping wird auch in der Schweiz immer wichtiger. Der kleinere Bildschirm des Smartphones und möglicherweise auch der zumeist noch unbefriedigend gelöste Bezahlprozess sorgen dafür, dass das Potenzial dieses Verkaufskanals noch nicht ausgeschöpft wurde. Die Schweizer Bezahl-App Twint hat sich diesem Problem aber angenommen und bietet nun Händlern sowohl für deren Apps als auch für deren Browser bessere Bezahllösungen an. Im heutigen Blog werde ich zuerst auf die generellen Entwicklungen im mobilen Shopping eingehen. Danach werde ich aufzeigen, welche neuen Bezahllösungen Twint im Bereich mobile Shopping anbieten wird.

Während die verschiedenen Bezahlmethoden im Bereich E-Commerce (Browser) heute bereits einfach und gut umgesetzt sind (z.B. einmalige Eingabe der Kreditkarteninformation bei «traditionellen» Bezahlmethoden; QR-Code Scan bei Twint), sind die derzeit verfügbaren Bezahllösungen für das Smartphone-Shopping noch unbefriedigend. Bei den «traditionellen» Bezahlmethoden muss der Kunde (in der Regel jedes Mal wieder von Neuem) mühsam die Kreditkarteninformationen abtippen. Auch bei Twint war der Prozess anfänglich nicht optimal gelöst, da der Nutzer manuell zwischen der Webseite des Händlers und der Twint-App hin und her wechseln musste. Insbesondere bei kleineren Transaktionen scheint dieses Vorgehen für viele Mobile Payment Benutzer zu wenig benutzerfreundlich zu sein. Gleichzeitig ist klar, dass das mobile Shopping immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

Shopping über das Smartphone wird immer wichtiger

Diese Entwicklung untermauern auch neuere Untersuchungen. Gemäss einer Studie der Y&R Group gaben 27 Prozent der Digital Natives (gemäss dieser Studie: 14-29 Jahre alte Personen) an, 1 bis 3 Mal pro Monat über ein mobiles Gerät einzukaufen. Dies entspricht einem Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zuwächse sind auch bei den Digital Immigrants (30-54 Jahre) und den Silver Surfern (55-69 Jahre) zu beobachten. So geben – genau gleich wie bei den Digital Natives – 17 Prozent der Digital Immigrants in der Umfrage an, täglich oder zumindest mehrmals pro Woche eine Transaktion mit ihrem Smartphone zu tätigen (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Wie oft verwenden Schweizer ihr Smartphone, um Produkte und Dienstleistungen online zu kaufen? (Basis: Smartphone-Nutzer; n=2’000; Quelle: Y&R-Group).

Auch eine Auswertung vom grössten Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus zeigt, dass mittlerweile rund 22 Prozent der Onlineeinkäufe auf diesen Plattformen über das Mobiltelefon getätigt werden. Weitere 8 Prozent der Kunden shoppen gemäss diesen Informationen übers Tablet (vgl. Abbildung 2). Der Mobile-Shopping-Anteil beträgt derzeit also rund 30 Prozent während dieser Verkaufskanal bei jenen Anbietern vor vier Jahren praktisch noch nicht existent war.

Abbildung 2: Anteil mobiler Geräte bei Käufen bei digitec und Galaxus (Quelle: Tages-Anzeiger, Daten: Digitec Galaxus)

Trotz diesen eindrücklichen Wachstumszahlen zeigen die Umfragen aber auch klar auf, dass Schweizer Konsumenten derzeit noch immer den PC und den Laptop bevorzugen, um online einzukaufen.

Das Smartphone hat zwar im Alltag eine riesige Bedeutung. Der kleinere Screen und möglicherweise auch der derzeit noch etwas mühsame Bezahlprozess führen aber dazu, dass das mobile Shopping sein Potenzial hierzulande noch nicht ausgeschöpft hat. Während in der Schweiz die Devices mit grossen Screens die e-Commerce Umsätze dominieren, ist in anderen Ländern das Smartphone bereits heute der wichtigste Online-Shopping Kanal. So wurden gemäss Bloomberg beispielsweise bei Alibaba am «Singles Day 2018» rund 90 Prozent der Bestellungen über das mobile Endgerät vorgenommen.

Neue Bezahlmethoden für mobiles Shopping

Wie oben angedeutet, sind die derzeitigen Bezahloptionen beim mobilen Shopping aus meiner Sicht noch nicht optimal gelöst. Auch bei Twint war man sich dieser Problematik bewusst. Entsprechend bietet Twint in naher Zukunft drei Lösungsansätze an, welche den Bezahlprozess einfacher und benutzerfreundlicher machen soll. Ich stelle nachfolgend die drei Ansätze – App2App, Web2App und User on File – kurz vor.

App2App-Switch

Bislang musste man bei einer mobilen Bezahlung über Twint manuell von der Händler-App zur Twint-App («hier den angegebenen Code manuell eintippen») und danach wieder zurück zur Händler-App wechseln. Mit der Twint App2App-Switch-Lösung wird dies nicht mehr nötig sein. Stattdessen wird der App-Wechsel in der Händler-App bei der Bezahlmethode über Twint direkt und automatisch vorgenommen. Der Kunde muss zudem im Gegensatz zur bisherigen Lösung keinen Code mehr eintippen, sondern kann nur mit einer einfachen Bestätigung den Bezahlvorgang akzeptieren. Nach Abschluss der Bezahlung wird der Kunde in die App zurückgeleitet. Als erster «Händler» hat die Bahngesellschaft BLS diese App2App-Switch Methode in ihre App eingebaut. Weitere Anbieter werden gemäss Aussage von Adrian Plattner, Chief Sales Officer bei Twint, bald folgen.

Video: So funktioniert die BLS App2App-Switch

Web2App

Für Shops, die keine eigene App sondern mobile optimierte Seiten anbieten, ist die Lösung App2App logischerweise weniger sinnvoll. Für diese – anzahlmässig grössere Gruppe – hat Twint eine ähnliche Lösung wie für Shops mit einer App entwickelt. Auch hier gibt es – allerdings nur bei Android, nicht aber bei iOS – beim Bezahlprozess einen automatischen Wechsel zwischen der mobilen Webseite und der Twint-App. Nach dem Bezahlprozess in der «Bankumgebung» von Twint, wird der Kunde automatisch wieder auf die Webseite zurückgeleitet. Derzeit nutzen beispielsweise coop@home, brack.ch oder Digitec diese Lösung.

User on File

Beim Modell von User on File (UoF) wird Twint als Zahlungsmittel in der App des Händlers direkt hinterlegt. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Migros App. Bei Bezahlung an der Kasse wird entsprechend nicht mehr zwischen den Apps des Händlers und Twint hin- und hergewechselt. Stattdessen wird der Prozess aus Kundensicht «direkt» in der Händler-App abgeschlossen und auf Twint im Hintergrund abgebucht. Generell kann erwartet werden, dass die UoF-Methode vor allem bei grösseren Händlern mit vielen Transaktionen pro Kunde vermehrt zur Anwendung kommen wird.

Fazit

Mobiles Shopping wird auch in der Schweiz zunehmend wichtiger. Viele Schweizer Kunden bevorzugen derzeit aber noch immer das Shopping über den Laptop. In Bezug auf den Bezahlvorgang bei Online Einkäufen ist erkennbar, dass sich Twint –allerdings in relativen Zahlen auf noch tiefem Niveau – breiter durchsetzt. So wurden auf der Twint-App bei Online Einkäufen im Mai 2018 bereits 109’109 Transaktionen mit einem Durchschnittsbetrag von 122 CHF durchgeführt. Dies entspricht in Bezug auf die Anzahl Transaktionen einem Wachstum von mehr als 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Vorjahr: 27’000 Transaktionen pro Monat). Bezüglich den Bezahlmethoden fällt aber gleichzeitig auf, dass der überwiegende Teil der Schweizer Bevölkerung noch immer auch bei Einkäufen übers Web den Versand einer Rechnung bevorzugt. Wie eine kürzlich von der SNB veröffentlichte Studie gezeigt hat, könnte dies vor allem daran liegen, dass Schweizer bei der Nutzung von Kreditkarten nach wie vor eher zurückhaltend sind. Vor diesem Hintergrund könnte eine Lösung wie Twint, bei welcher das Zahlungskonto direkt an die Bezahlung angebunden werden kann, gerade beim mobilen oder Online Shopping vielversprechend sein. Der im heutigen Blog vorgestellte, vereinfachte Zahlungsvorgang im mobilen Shopping – über App2App-Switch, Web2App-Switch oder UoF – erhöht die Benutzerfreundlichkeit weiter.

Kommentare

2 Kommentare

P2P

28. August 2018

Wie sieht es mittlerweile mit den dezentralen Bezahlmethoden aus?

Antworten

Miri

28. August 2018

Hallo Andreas & P2P, diese Frage hatte ich in den letzten "Blockchain"-Artikeln auch. Wie sieht Mobile Payment in naher Zukunft aus? Wird auf Krypto statt klassische Banken (Twint, Visa...) gesetzt? Wo steht die Schweiz bei der End-to-End-Digitalisierung im Vergleich zum Rest? Solch einen fundierten Artikel/Recherche wäre sicher sehr lesenswert! PS: Netflix testet eine Möglichkeit, seine Abo-Einnahmen vom iOS App Store weg auf die eigene Webseite umzuleiten um eben weniger bis keine Provision an Apple abgeben zu müssen (30%). -> Bezahllösungen sollen in Zukunft auch "nichts" kosten müssen, weder für Shopbetreiber noch für Kunden.

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