20. Juni 2016

Allgemein,

Bankregulierung

Tax-Compliance im Wandel – Einfluss auf Weiterbildungsbedürfnisse

Von Dr. Roland Pfister, Rolf Geier und Dr. Marcel Jaeggi*

Die Anforderungen an das Expertenwissen im Bereich von steuerlichen und regulatorischen Herausforderungen in der Finanzindustrie steigen. Entsprechend ist es zunehmend wichtig, dass sich Mitarbeitende von Steuer- und Compliance-Abteilungen, Steuerberater, Anwälte, Verwaltungsräte, Mitglieder von Regulierungsbehörden sowie alle Personen, die sich in ihrem Berufsalltag mit Tax-Compliance-Fragestellungen beschäftigen, die notwendigen Kenntnisse in diesem Bereich aneignen.

Sowohl die nationale Steuerpolitik als auch die Sichtweise und Vorstellungen der Bevölkerung auf diese haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Es lässt sich eine starke Tendenz zu einer faktischen Nulltoleranz gegenüber aggressiven Steuerplanungsstrategien einerseits, sowie Steuerhinterziehung und -betrug andererseits ausmachen.

Auf supranationaler Ebene setzen insbesondere grössere Länder und Wirtschaftsblöcke vermehrt ihre Ansprüche gegenüber kleineren Finanzzentren im Kampf gegen die Steuerhinterziehung durch. Die Schweiz ist dabei besonders exponiert. Sie ist ein kleines Land, welches trotzdem rund 25 Prozent aller weltweit gebuchten Auslandsvermögen auf sich vereint (d.h. Vermögen, welche ausserhalb des Wohnsitzstaates der Kunden gebucht werden). Eine Tatsache, die insbesondere durch das US-Programm, den Abgeltungssteuerabkommen mit dem Vereinigten Königreich und Österreich, der Einführung des automatischen Informationsaustausches (Common Reporting Standard CRS) und FATCA veranschaulicht wird. Dies sind alles Anforderungen, beziehungsweise Regularien, welche für den hiesigen Finanzplatz eine intensive Auseinandersetzung mit neuen, sehr komplexen Tax-Compliance Fragestellungen zur Folge haben.

Neben diesen Massnahmen werden von diversen Staaten zusätzlich neue Steuern eingeführt oder geplant, wie beispielsweise Transaktionssteuern auf Finanzdienstleistungen. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass das Thema Tax-Compliance für nationale und internationale Finanzdienstleister immer zentraler wird. Es lässt sich festhalten, dass fundierte Kenntnisse im Bereich Tax-Compliance Management im heutigen hochkomplexen steuerlichen Umfeld für Finanzdienstleister überlebenswichtig geworden sind.

Implikationen für Finanzdienstleister

Finanzdienstleister und ihre Mitarbeitenden müssen sich aufgrund dieser neuen Realitäten auf drei Ebenen mit dem Thema Tax-Compliance auseinandersetzen:

1) Steuerliche Anforderungen auf Stufe des Finanzdienstleisters

Zu der ersten Ebene gehören die Steuern auf Stufe des Finanzdienstleisters, namentlich die steuerliche Strukturierung der Gesellschaft im Hinblick auf das individuelle Geschäftsmodell und den Risikoappetit der Unternehmung, die Einhaltung der steuerlichen und regulatorischen Anforderungen, sowie Fragestellungen etwa bezüglich Verrechnungspreisen im Konzern und deren Dokumentation oder unter Umständen auch auf Obligationen (Emissionsabgabe und Verrechnungssteuer).

2) Erhebung und Abführung von Steuern, beziehungsweise von Informationen auf Stufe der Kunden

Auf der zweiten Ebene gilt es, die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen in Bezug auf die Steuertransparenz der Kunden zu beachten, dies einerseits in Bezug auf die Vergangenheitsbewältigung (wie z.B. das US-Programm, entsprechende Bemühungen von anderen Ländern wie z.B. Deutschland oder Frankreich) sowie bankinterne Massnahmen zur Sicherstellung der Steuerehrlichkeit von Kunden. Weitere Themen sind aber auch die Steuerabführung (z.B. Abgeltungssteuerabkommen mit dem Vereinigten Königreich oder Österreich) oder der Zurverfügungstellung und dem Austausch von Informationen (CRS, FATCA, Amtshilfeersuchen). Schliesslich müssen Steuern erhoben und abgeführt werden auf Kundentransaktionen, so beispielsweise die Umsatzabgabe sowie allfällige weitere Finanztransaktionssteuern.

3) Ergänzung der Produkt- und Servicedienstleistungen

Die dritte Dimension dieser Compliance-Trias gilt der Anpassung des Produkte- und Service-Angebots der Finanzdienstleister an die neuen Realitäten. Kunden erwarten eine bestmögliche Nachsteuerrendite („after-tax performance“), an welcher die Finanzdienstleister künftig gemessen werden. Zu denken ist hier beispielsweise an steueroptimierte diskretionäre Mandate pro Land, den Einbezug von länder- und produktspezifischen Steuerimplikationen in der Vermögensberatung und Portfoliozusammensetzung, die Erstellung von länderspezifischen Steuer-Reportings für Kunden, das Anbieten von Steuerrückerstattungsservices oder die Unterstützung bei Offenlegungsprogrammen.

CAS Programm: Tax-Compliance Management for Financial Institutions

In Anbetracht der steigenden Komplexität der Steuerwelt und damit der zunehmenden Wichtigkeit der Tax-Compliance für Finanzdienstleister wurde der Lehrgang «CAS Tax-Compliance Management for Financial Institutions» des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft entwickelt. Der Lehrgang soll Mitarbeitenden von Finanzdienstleistern wie Banken, Versicherungen, Vermögensverwaltern, Family-Offices und ähnlichen Instituten das nötige Werkzeug vermitteln, damit diese die zunehmenden Herausforderungen im Bereich Tax-Compliance kompetent zu navigieren wissen. Der Lehrgang weist einen entsprechend hohen Praxisbezug auf: Die Teilnehmer sollen nach dem 12-monatigen CAS-Lehrgang (bestehend aus dreitägigen Kursblöcken, jeweils alle zwei Monate) nicht nur das regulatorische und steuerliche Umfeld verstehen, sondern insbesondere den Umgang damit im Arbeitsalltag zu meistern wissen. Die Gliederung sowie der Inhalt der spezifischen Kurse ist in der untenstehenden Grafik dargestellt:

CAS Tax Compliance

Das Programm richtet sich insbesondere an Mitarbeitende von Steuer- und Compliance-Abteilungen, Steuerberater, Anwälte, Verwaltungsräte, Mitglieder von Regulierungsbehörden sowie an alle Personen, die sich in ihrem Berufsalltag mit Tax-Compliance Fragestellungen beschäftigen. Konzeptionell begleitet wird der Lehrgang durch ein hochkarätiges Advisory Board (Fachrat) mit Vertretern aus Praxis und Lehre. Der Lehrgang liefert somit eine massgeschneiderte Antwort für all diejenigen Mitarbeitenden von Finanzdienstleistern, welche die Wichtigkeit von Tax-Compliance Kenntnissen erkannt haben und ihr Wissen und ihre Kompetenzen in diesem Gebiet erweitern möchten.

Weitere Informationen zum Lehrgang finden Sie unter www.hslu.ch/tax.

* Roland A. Pfister ist Studienleiter und Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und Konsulent bei Badertscher Rechtsanwälte AG, Zürich/Zug. Rolf Geier ist Partner für Steuern für Finanzdienstleister bei Ernst & Young AG, Zürich. Dr. Marcel Jaeggi ist Head of Business Development & Support bei der Bank J. Safra Sarasin AG, Zürich.

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