27. Juli 2015

Allgemein

Der Kampf um die Vorherrschaft im Mobile Payment geht weiter: P2P Payment und Bezahlen im Online Shop mit der Migros Bank

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Das Thema mobiles Bezahlen hat in den vergangenen Monaten – nicht zuletzt durch die starke Bewerbung von Paymit – deutlich an Fahrt aufgenommen. Zumeist werden in den Medien die von der UBS und der ZKB verwendete Paymit-Lösung oder jene von TWINT thematisiert. Eine spannende Lösung hat aber auch die Migros Bank. Sie hat ihr Mobile Payment-Angebot ziemlich stark ausgebaut: Neben der heute lancierten neuen Dienstleistung „MobilePay P2P“ bietet sie als erste Schweizer Unternehmung seit März 2015 auch eine Mobile Payment Lösung für den Einkauf über das Internet (eCommerce) an.

Bereits vor einem Jahr lancierte die Migros Bank eine einfache Lösung unter dem Namen „Direktübertrag P2P“. Damit lässt sich per Smartphone Geld an einen Dritten senden oder von diesem empfangen. Vom Transaktionspartner muss nur die Handynummer bekannt sein. Diese Dienstleistung ist integriert in der Mobile Banking App der Migros Bank und stand bislang nur Kundinnen und Kunden offen. Im neu lancierten „MobilePay P2P“ können auch Nichtkunden der Migros Bank die Dienstleistung nutzen. So kann man als Kunde die Dienstleistung entweder über die Webseite p2p.ch oder per Download der neuen P2P-App nutzen. Auf p2p.ch kann man – auch von einem PC aus – auf einfache Art und Weise eine Überweisung erfassen. Wichtig ist hierbei vor allem, dass eine Überweisung – beispielsweise im Gegensatz zu Paymit – auch ohne vorgängige Registrierung für Sender und Empfänger möglich ist. Bei der App kann man Konto- oder Kreditkartenangaben (auch mit dem PayPal-Konto funktioniert es) hinterlegen und Handynummern aus dem Telefonbuch importieren. Damit eignet sich die App für Personen, die regelmässig Überweisungen tätigen möchten.

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Abbildung 1: Printscreen: Überweisung von Geld

MobilePay P2P ist kostenlos: Es fallen weder Jahres- noch Transaktionsgebühren an. Die Fremdspesen für die Bezahlung via Kreditkarte und PayPal werden bis auf weiteres von der Migros Bank übernommen. Hier fährt die Migros Bank also eine ähnliche Strategie wie beispielsweise die UBS bei Paymit. Die maximale Limite bei MobilePay P2P für Nichtkunden beträgt CHF 100 pro Transaktion bzw. CHF 1‘000 pro Monat. Für Migros Bank-Kunden liegen diese Maximalbeträge in der Standardeinstellung bei CHF 500 bzw. 1000. Die Kunden können diese Limiten im E-Banking auf CHF 1000 bzw. 2000 anheben.

Im E-Banking lässt sich zudem einstellen, dass das Konto als „Saldo Widget“ auf dem Android-Handy angezeigt wird – für alle, die sowas mögen. Ohne dass die Mobile Banking App geöffnet werden muss, zeigt das Widget direkt auf dem Display den aktuellen Kontosaldo und die letzten Buchungen an. Das Saldo Widget wurde eingeführt, da beinahe 90 Prozent aller App-Abfragen den Konto-Saldo betreffen.

Zahlungen in Webshops

Onlineshopping ist populär. Beispielsweise betrug der eCommerce-Anteil im Schweizer Bekleidungsgeschäft in 2013 rund 12.4%. Die Migros Bank hat daher im März 2015 als erste Bank in der Schweiz ein Bezahlsystem eingeführt, mit dem auch der Einkauf ohne Kreditkarte in Onlineshops möglich ist. Beim Interneteinkauf kann der Kunde „Migros Bank“ als Zahlungsart wählen und danach seine selbstgewählte E-Commerce-Id (z.B. Hans75) eingeben. Nachdem diese Eingabe validiert ist und Geld auf dem Konto vorhanden ist, muss man die Zahlung auf dem Smartphone bestätigen (siehe Abbildung 2). Die Zahlung wird danach direkt dem Migros Bank Konto belastet.

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Abbildung 2: Bezahlen im Online Shop – hier beim Einkauf bei SportXX

Dieses Bezahlsystem funktioniert bereits bei grösseren Internetshops der Migros-Gruppe wie beispielsweise bei SportXX, Do it + Garden oder micasa. Spannend und wichtig für die Migros Bank ist zudem, dass sie ihre Lösung im zweiten Halbjahr 2015 bei www.sofort.com anbinden kann. Dadurch kann man europaweit in mehr als 30‘000 Webshops – unter anderem auch IKEA, Emirates, Interdiscount oder Nestlé – Produkte über das Migros-Bank-Kontobezahlen.

Fazit

Die Bezahl-Lösung der Migros Bank ist – abgesehen von der Möglichkeit, auch ohne Registrierung Geld zu verschicken und zu empfangen – in Bezug auf die (geplanten) Funktionalitäten vergleichbar mit denjenigen von TWINT oder Paymit. Sie ist aber (zumindest derzeit) nicht offen für andere Banken. Vor diesem Hintergrund würde es die Migros Bank meines Erachtens – und trotz leichtem zeitlichen Vorsprung im eCommerce-Bereich gegenüber TWINT (ab ca. August 2015) oder Paymit (gemäss Präsentation von René Hägeli an der IFZ Konfererenz „Innovative Angebote im Retail Banking“ erst ab 2016) und trotz ihrer beachtlichen 835‘000 Kundenbeziehungen – schwer haben, sich mit ihrem eigenen Bezahlsystem durchzusetzen. Gleichzeitig – und das ist aus meiner Sicht zentral für dieses Produkt – wird das Migros-Bank-Bezahlsystem bald auch in der Migros App eingesetzt werden. So wird im zweiten Halbjahr das Migros-Bank-Konto als zusätzlicher Bezahlkanal in die Migros App integriert werden. Nicht ausschliessen würde ich auch, dass zu einem späteren Zeitpunkt das MobilePay P2P der Migros Bank als zusätzliche Funktionalität eingebunden wird. In einem solchen Fall könnte sich die Migros Bank auch als eine Art „Payment Service Provider“ für ihre Muttergesellschaft etablieren. Mit den mehr als 700‘000 heruntergeladenen Migros Apps ist die potenzielle Kundenbasis für ein solches Angebot bereits sehr gross. Da in diesem Bereich Netzwerkeffekte enorm wichtig sind, könnte die Marktmacht der Migros dazu führen, dass sich diese Lösung auch gegenüber der starken Konkurrenz behaupten kann. Gleichzeitig glaube ich persönlich noch immer daran, dass sich nur maximal 2 Payment-Systeme in der Schweiz durchsetzen werden. Ich bin daher sehr gespannt, ob und wie sich diese Lösung der Migros Bank etablieren wird. Die Erfolgschancen stehen und fallen wohl vor allem auch mit dem Migros-Konzern resp. dessen Bereitschaft, viel in Werbung zu investieren und ihre grosse Migros-Kundschaft für dieses Angebot zu begeistern.

Kommentare

1 Kommentare

Jos

27. Juli 2015

Is there enough place for more than 2 mobile payment platforms on the Belgium market? I must confess that I have more or less the same vision for Belgium and the Netherlands, as Prof. Dr. Andreas Dietrich has about the payment market in Switzerland, where he sees only place for about two players. You just have to look to what is happening in the mobile phone market and also some years (already 30 years, times fly) back to the introduction of payment cards (for those who are still knowing what was mister cash)). The actual situation is far too complex for the users and the small companies. Who want and can deal with all the different apps? We need whether a consolidation to some players (2 or 3), or a fundamental interoperability where both sides can choose what they want to use, independent of each other. You want to start a startup and don’t have an idea. This is a problem that has to be solved. Co-founder fees welcome.

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