11. März 2015

Digitalisierung,

Grossbanken,

Vertriebsmanagement

Die neue Generation des UBS Multimaten bald im Einsatz

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Der in der Schweiz einzigartige und seit dem Jahr 2000 im Einsatz stehende Multimat der UBS ist langsam in die Jahre gekommen. Daher musste die UBS entscheiden, ob sie in eine neue Generation von Multimaten investieren sollen oder ob sie die Multimaten zukünftig nicht mehr anbieten wollen. Die UBS hat sich dabei für eine neue Generation von Multimaten entschieden. Ich durfte mir den neuen Multimaten frühzeitig ansehen.

Der Entscheid für die Investition in eine neue Generation von Multimaten scheint in Anbetracht der – aus meiner Sicht überraschend – eindrücklichen Zahlen, nachvollziehbar. Einige Fakten zu den UBS Multimaten:

  • Derzeit sind an rund 260 Standorten/Geschäftsstellen Multimaten im Einsatz.
  • Monatlich nutzen rund 20% der potenziellen Nutzer den Multimaten
  • Im Schnitt werden pro Kundin/Kunde und Monat vier Transaktionen getätigt
  • Werden von Privatkundinnen und -kunden aller Altersgruppen benutzt

Die neue Generation von Multimaten (auch mit neuem Hersteller, die Diebold Selbstbedienungssysteme Schweiz GmbH) wird in einer ersten Versuchsphase mit 3 Exemplaren in Geschäftsstellen der Stadt Zürich ab Juli 2015 zur Verfügung gestellt. Ab dem ersten Quartal 2016 ist der grosse Rollout mit rund 400 neuen Multimaten geplant.

Inhaltlich bietet der Multimat die folgenden Elemente an:

  • Einzelzahlungen (möglich: Bezahlen nach Scannen der Rechnung)
  • Erfassung und Bearbeitung von Daueraufträgen
  • Informationen zu Konto, Depot und Kursen von Wertschriften, Währungen usw.
  • Mitteilungen an UBS senden (zum Beispiel Terminwunsch für Beratungsgespräch)
  • Drucker

Die Bedienung fühlt sich dank des neuen Touchscreens sehr angenehm an. Zudem überzeugt das schöne Design. Ebenso wird der UBS-Auftritt im Online und Mobile Banking auch im Bereich des Multimaten konsequent weitergezogen, das heisst die Gestaltung kommt sehr ähnlich daher („look and feel“). Die UBS hat zudem die Möglichkeit, spezielle und (einigermassen) individualisierte Messages ihren Kunden zu übermitteln, wenn diese am Multimaten sind.

Der neue Multimat bietet derzeit bewusst (noch?) nicht die gleichen Funktionen an wie das eBanking der UBS. Dies wäre zwar technisch einfach zu bewerkstelligen. Die UBS möchte aber vermeiden, dass sich lange Warteschlangen bilden, weil zum Beispiel eine Kundin oder ein Kunde seine Einnahmen und Ausgaben mit dem persönlichen Finanzassistenten im eBanking studiert.

multimat
Abbildung 1: Ansicht Multimat mit Touchscreen

Videokasse bei der Commerzbank

Ein ähnliches Konzept, angereichert mit Videoberatung, findet man seit kurzem in Deutschland. Dort testet die Commerzbank die erste (und bereits mit dem Banking IT-Innovation Award 2014 ausgezeichnete) digitale Videokasse im Rahmen ihrer neuen Filialstrategie. Derzeit ist die Videokasse in drei Pilotfilialen in den Städten Berlin und Stuttgart im Einsatz. Sie steht den Kunden wochentags von 7.30 bis 21.30 Uhr und am Wochenende von 8.30 bis 21.30 Uhr zur Verfügung. Dadurch können Kundinnen und Kunden auch ausserhalb der Öffnungszeiten Kassageschäfte wie zum Beispiel Fremdwährungstransaktionen oder Einzahlungen bei einem persönlichen Ansprechpartner erledigen. Die von mir selber gemachten Erfahrungen damit (in Berlin) sind gut, aber nicht überragend. Auf der einen Seite wirkt der Terminal hochwertig. Die Verbindung mit einem Kundenberater ist schnell und einfach hergestellt und die Idee dahinter sehr gut. Auf der anderen Seite ist das Gerät im Eingangsbereich positioniert, weshalb andere Kundinnen und Kunden sehr gut mithören können. Es eignet sich daher nur für einfache und eher unsensible Abfragen.

videokasse
Abbildung 2: Videokasse der Commerzbank

Fazit:

Die Angebote von Commerzbank und UBS, aber auch das kürzlich vorgestellte Konzept der Raiffeisenbank Region Burgdorf mit dem virtuellen Empfang bieten eine interessante Erweiterung zum „klassischen“ Filialangebot. Im Falle der UBS ist der Multimat besonders für Kundinnen und Kunden, welche dem eBanking gegenüber zum Beispiel aus Sicherheitsüberlegungen heraus skeptisch sind, eine gute Alternative. Ebenso ist der Multimat derzeit noch immer ein klares Differenzierungsmerkmal der UBS, da keine andere Bank in der Schweiz ein solches Angebot hat. In Anbetracht der für mich überraschend hohen Benutzerzahlen erstaunt es etwas, dass keine andere Bank eine ähnliche Lösung anbietet. Zu berücksichtigen gilt es dabei jedoch die hohen Investitionskosten. Ich persönlich halte den neuen Multimaten der UBS nicht für eine Revolution, aber eine sinnvolle Weiterentwicklung des in die Jahre gekommenen alten Multimaten. Aus strategischer Sicht betont die UBS, dass auch der neue Multimat nicht als Ersatz für den von der UBS weiterhin eingesetzten Schalter zu verstehen sei. Gespannt bin ich auch, ob sich die die Videokasse bei der Commerzbank durchsetzen wird. Auch hier existiert ein ähnliches Angebot in der Schweiz noch nicht. Es würde mich aber nicht erstaunen, wenn bald die eine oder andere Bank erste Pilotprojekte in diesem Gebiet starten würde.

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