30. Juni 2013

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Machen Banken die Rechnung ohne den Wirt? Die SNB zu Zinsänderungsrisiken

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Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) behauptet im Finanzmarktstabilitätsbericht, dass die inlandorientierten Schweizer Banken ihre Zinsrisiken unterschätzen. Denn sie rechnen damit, bei einem Anstieg der Marktzinsen die Verzinsung ihrer Kundengelder verzögert anpassen zu können. Worum geht es? 

Hypotheken im Umfang von CHF 565 Mrd. – zwei Drittel des Gesamtvolumens – gehören den inlandorientierten Banken, also Kantonal-, Raiffeisen und Regionalbanken. Diese Kredite sind mehrheitlich durch Kundengelder finanziert. Spargelder und Sichtgelder erwiesen sich für diese Banken jahrelang als stabile Finanzierungsquelle. Gleichzeitig sind Kundengelder traditionell günstiger als andere Quellen.
Die SNB fragt in ihrem neuesten Stabilitätsbericht, was geschieht, wenn einmal die Marktzinsen steigen würden:

  1. Hypothekenkunden müssten teurere Zinsen bezahlen. Das trifft gut disponierte Kunden aber erst nach einigen Jahren. Denn viele Kunden haben inzwischen langfristige Verträge abgeschlossen.
  2. Bei höheren Marktzinsen müssen auch die Banken ihren Kunden mehr bezahlen. Allerdings besteht auf dieser Seite Spielraum. Erfahrungsgemäss versuchen Banken, Zinsanpassungen in ihrem Sinne hinauszuzögern. Doch wie lange können sie das?
  3. Gemäss SNB gehen Banken heute davon aus, dass es sich für Sichtgelder um ein Jahr, und für Spargelder um über zwei Jahre hinauszögern lässt.

Auch mit dieser Verzögerung hat ein Zinsanstieg insgesamt einen negativen Effekt: Der Marktwert des Eigenkapitals würde sich bei einem Zinsanstieg um +2%  gemäss SNB insgesamt um -13% verändern. Nicht alle Banken sind aber gleich positioniert. Es gibt auch solche, die -21% verlieren würden, andere würden +5% gewinnen.

Zurück zu den Annahmen. Was glauben Sie: Wird Ihre Bank bei einem Zinsanstieg um +2% die Preise für Sparzinsen so lange unverändert lassen können? Vielleicht ist Ihnen das egal, und Sie lassen ihr Geld auch so liegen. Träge Kunden gibt es. Andere Kunden vergleichen aber aktiv, und die Hausbank wird reagieren müssen. Die SNB kritisiert daher auf Seite 19 die erwähnten ein und zwei Jahre als zu optimistisch, und vergleicht mit alternativen Annahmen:
Nehmen Sie an, Ihre Hausbank erhöht nach 1 Monat die Sichtgeldzinsen, und nach 6 Monaten auch die Sparzinsen. Das würde teurer! Der Marktwert des Eigenkapitals der inlandorientierten Banken nähme dann nicht mehr um 13%, sondern um ganze 30% ab! Bei Annahme eines Preis-Buch-Verhältnisses von 1 wäre dies ein Barwertverlust von sage und schreibe CHF 11 Mrd.

Und die Schlussfolgerungen?

  • Auf eine erwartete Zinsänderung muss man sich einstellen. Es gibt Banken, die haben sich bereits auf steigende Zinsen eingestellt.
  • Aussagen zum Zinsrisiko basieren auf Annahmen. Eine der wichtigsten Annahmen ist: Wie schnell müssen die Zinsen für Kundengelder angepasst werden?
  • Wer damit rechnet, dass Kundengelder auch bei steigenden Zinsen „ewig“ (bis zwei Jahre) und im gewohnten Ausmass billig zur Verfügung stehen, macht am Ende die Rechnung ohne den Wirt. Denn ein Teil des Kundengeldes ist flüchtig. Gemäss SNB sollten einige Banken ihre Annahmen überdenken.
  • Absicherungen mittels Zinsswaps und Reduktion der Abhängigkeit von Sichtgeldern wären dann mögliche Konsequenzen.
  • Alle Modelle sind irgendwie falsch, aber einige sind nützlich.

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