10. Oktober 2012

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Fehlt’s am Winde, so greif zum Ruder – Ein Plädoyer für die IG Inlandbanken

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Mit der neu lancierten informellen Plattform IG Inlandbanken verfügen endlich auch die Retail Banken über eine koordinierte Stimme innerhalb der Schweizerischen Bankiervereinigung sowie in der Schweizer Politik. So ganz nach dem Motto: Fehlt’s am Winde, so greif zum Ruder. Der nachfolgende Beitrag stellt die Gründe für die erhöhte Koordination sowie die Ziele der IG Inlandbanken vor und postuliert, dass die Lancierung der Interessengemeinschaft zu Unrecht kritisch in der Presse aufgenommen wurde.

Stärkung der Inlandbanken tut Not

Insbesondere seit dem erhöhten internationalen Druck auf den Schweizer Finanzplatz konzentrieren sich die Bemühungen der Politik auf den Schutz der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Banken. Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies elementar wichtig ist für unseren Finanzplatz. Aufgrund des Regulierungsdrucks – unter anderem verstärkt durch die regulatorische Reaktion auf den Beinahe-Kollaps der UBS – wurden bereits zahlreiche Vorschriften eingeführt. Diese treffen auch jene Banken, die in den vergangenen Jahren zumindest ein helvetischer Fels in der Brandung der Finanzkrise und deren Nachbeben bildeten: Die Retail Banken. Weitere Regulatorien sind absehbar. Der geneigte Retail Banker fragt sich deswegen schon seit längerem: Wo sind eigentlich die Debatten und Massnahmen zur Stärkung der Rolle der inlandorientierten Retail Banken? Wer setzt sich für jene Banken ein, welche seit Jahrzehnten einen sehr grossen Teil der Bankdienstleistungsbedürfnisse des einfachen Bürgers in der Schweiz befriedigen sowie eine substanzielle Rolle bei der zuverlässigen Kreditversorgung des Schweizer Werkplatzes und der KMU sicherstellen? Wer sich bislang solche und weitere Fragen stellte, darf seit Neustem zumindest leicht aufatmen. Es besteht Hoffnung, dass dieses Vakuum in Zukunft etwas gefüllt wird.

Lancierung der IG Inlandbanken

Zeitgleich zur dringlichen Debatte zum Finanzplatz im Nationalrat Ende September wurde nämlich die seit Sommer 2012 bestehende informelle Plattform IG Inlandbanken lanciert. Mitglieder der IG Inlandbanken sind die Raiffeisen-Gruppe, die Migrosbank, der Verband Schweizerischer Kantonalbanken, die Zürcher Kantonalbank, sowie die RBA-Holding AG mit ihren 37 Schweizer Regionalbanken. Alles Banken bzw. Gruppierungen mit Ressourcen, um der Stimme der inländischen Retail Banken stärkeres Gehör zu verschaffen. Die IG Inlandbanken gibt sich bewusst kein rechtliches Kleid und will sich in erster Linie auf die inhaltliche Koordination der eigenen Interessen bei der politischen Weiterentwicklung des Bankenplatzes Schweiz konzentrieren. Hilmar Gernet, der Koordinator der IG Inlandbanken, sieht folgende Schwerpunkte: «Insbesondere wollen wir uns einbringen, wenn es darum geht, die Weichen bei der Finanzplatzstrategie zu stellen. Zudem wollen wir bei dem für uns matchentscheiden Finanzdienstleistungsgesetz von Anfang an dabei sein.» Selbstverständlich sei die internationale Wettbewerbsfähigkeit auch für die Inlandbanken wichtig, aber dies sei nicht hinreichend, um nachhaltig und umfassend den Schweizer Finanzplatz optimal für die Zukunft zu positionieren. Gernet: «Deswegen will die IG Inlandbanken das politische Bewusstsein dafür schaffen, dass der Finanzplatz Schweiz auf zwei gleichwertigen Pfeilern basiert: International orientierte Banken und Inlandbanken.»

Gemeinsam rudern macht sie stärker – die Inlandbanken

Recht so! Eine Lanze für die IG Inlandbanken

Überraschend viel Kritik enthielt die Presse-Berichterstattung im Zuge der Lancierung der IG Inlandbanken. Man komme zum falschen Zeitpunkt, man riskiere, seitens der Schweizer Banken in einem wichtigen Moment nicht mehr mit einer Stimme zu sprechen und man gab der Hoffnung Ausdruck, dass die IG nicht Opposition der Opposition willen betreibe. Von «Meuterei im Bankenverband» und von «Ärger für Bankiervereinigung» war gar die Rede. Die Initiative der Inlandbanken wurde scheinbar nicht so eingeordnet, wie sie gemeint ist. Denn Recht haben sie, die Inlandbanken. Nicht nur der Zaun, sondern auch die Blumen machen den Garten. Jetzt müssen sie sich mit politischen Inputs für die Weiterentwicklung des Bankenplatzes Schweiz nach innen einbringen, in Expertenkommissionen präsent und frühzeitig bei der Erarbeitung von Gesetzen dabei sein. Nicht erst, wenn Gesetze verabschiedet und Strategien gebrettelt sind. Sie kommen somit genau zur rechten Zeit. So wird der Bundesrat bis Ende Oktober über die Eckpunkte zur Finanzplatzstrategie befinden, wo es unter anderem um die Sorgfaltspflichten der Banken zur Vermeidung unversteuerter Kundengelder geht. Auch die Revision der Geldwäschereibekämpfung, über welche das Bundesparlament 2013 zu beschliessen hat, steht an. Da eine differenzierte Gesetzgebung und Aufsicht indirekt auch im Sinne des Werkplatzes Schweiz ist, erscheint es gesamtwirtschaftlich wünschbar, dass sich die inlandorientierten Retail Banken auf gleicher Augenhöhe wie die anderen Bankengruppen einbringen. Denn längst haben Grossbanken, Privatbanken, Auslandbanken, Handelsbanken usw., was den inlandorientierten Retail Banken bislang fehlte: Eine koordinierte Stimme. Nicht nur bei wichtigen politischen Regulierungs-, Gesetzgebungs- und Strategieprozessen ist dies von Mehrwert. Insbesondere auch im Sinne einer innenpolitischen Plattform innerhalb der Schweizerischen Bankiervereinigung, welche nach gutschweizerischer Art stets Raum für Debatten liess und die Initiative der Inlandbanken unterstützt, ist dies zu begrüssen. Die Absicht, frühzeitig mehr Verantwortung zu übernehmen, statt die Faust im Sack zu machen, ist unterstützungswürdig. Es ist auch nicht als Palastrevolution zu verstehen, sondern als ein wertvoller Input einer wichtigen Gruppierung im Schweizer Banking, welche mit nachvollziehbaren Argumenten ihre Position in Zukunft koordiniert einbringen will. Wer kann’s den Inlandbanken verübeln, wenn sie zum Ruder greifen, wenn doch der Wind bislang fehlte.

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