7. September 2012

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Höhere Leverage Ratios für Retail Banken nötig?

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Der folgende Beitrag betrachtet die Leverage Ratios der Schweizer Retail Banken per Ende 2011. Er liefert Argumente dafür, warum dieses Thema in der Agenda der Entscheidungsträger im Schweizer Retail Banking nach oben rücken sollte.

Ist unser Finanzsystem durch den «Turmbau zu Basel» – sprich Basel I, II und III – sicherer geworden? Andrew G. Haldane, Exekutivdirektor für Finanzstabilität bei der Bank of England, rückte diese Frage kürzlich ins Zentrum. Er stellt die These auf, dass ein hohes Tier-1-Ratio in der Vergangenheit ein schlechter Indikator für die Stabilität von Banken war. Viel aussagekräftiger sei dagegen das Leverage Ratio, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme. Seine Untersuchung bei 100 Banken in den USA zeigte, dass bei in der Finanzkrise gescheiterten Instituten (37 Banken) das Leverage Ratio um 1.2 Prozentpunkte niedriger war als bei denjenigen, welche die Krise überstanden haben (63 Banken). Haldane schlägt einen Schwellenwert von idealerweise 7% für den Leverage Ratio vor.

Die Leverage Ratios der Schweizer Retail Banken im Überblick

Dies bietet einen optimalen Anlass, einmal einen Blick in die Runde der Schweizer Retail Banken zu richten, ohne dass entsprechende Regelungen aktuell in Kraft sind. Die nachfolgende Grafik zeigt die Leverage Ratios per Ende 2011 von rund 90 Banken, welche im Schweizer Retailgeschäft tätig sind (grosse Ansicht mit Klick auf Abbildung).

Die Umsetzung von Basel III in der Schweiz samt integrierter Too-big-to-fail-Regulierung würde eine Leverage Ratio von 4.56% (19% risikogewichtete Anforderung x 24% risikogewichteter Unterlegungssatz) für die Grossbanken bedeuten (siehe schwarze Linie). Ein Blick auf die Ausgangslage bei den Schweizer Retail Banken in obiger Aufstellung zeigt, dass nicht nur die Grossbanken, sondern alle anderen Banken diese Marke per Ende 2011 erreichten. Der grösste Teil der Retail Banken wies per Ende 2011 Quoten zwischen 7 und 10% aus, der Mittelwert liegt bei 8.24%, Maximalwerte liegen sogar bei rund 14%. Nimmt man die von Haldane vorgeschlagene Quote von 7% zum Benchmark (siehe rote Linie in der Abbildung), sieht das Bild anders aus. Von den betrachteten 90 Banken weisen neben den beiden Grossbanken 20 Retail Banken ein Leverage Ratio von weniger als 7% aus. Rund 20% der Schweizer Retail Banken liegt somit unter dieser «Haldane-Schwelle». Neben «Spezialfällen» wie die NAB oder die Baloise Bank SoBa, lagen unter anderem auch Banken wie die Zürcher Kantonalbank oder die Valiant  per Ende 2011 unter dieser Schwelle.

Das Thema Leverage Ratio gehört weiter nach oben auf der Agenda

Der Regulator will den Finanzplatz krisenfest(er) machen. Bei den Mindestkapitalanforderungen und Höchstverschuldungsgrenzen hat er deswegen vor allem die systemrelevanten Institute im Visier. Und trotzdem: Die Bankenaufsicht geht alle etwas an. Eine entsprechende Vorlage zur Reform der Bankenaufsicht wird das Bundesparlament am 18. September auf Verordnungsstufe besiegeln. Die Kritik, dass Basel III nicht vor einer nächsten Bankenkrise schütze, ist dabei weit verbreitet. Die komplexen Modelle geniessen auch unter den Anlegern ein geringes Vertrauen. Umso mehr können unter den real existierenden Verhältnissen einfache Faustregeln helfen. Dazu gehört auch die von Haldane postulierte Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio) von 7%. Diese Quote greift, noch bevor risikogewichtete Eigenkapitalvorschriften limitierend wirken.

Dem Subsidiaritätsprinzip zu Folge ist es grundsätzlich Aufgabe der Banken, sich so zu organisieren, dass zukünftige Krisenfälle, bspw. Schocks in einzelnen regionalen Immobilienmärkten, absorbiert werden können. In diesem Sinn dürfte es für die Entscheidungsträger der Schweizer Retail Banken von Mehrwert sein, die Diskussion über die Faustregel von Haldane zur Leverage Ratio in der Agenda nach oben zu rücken, auch wenn diese in nationalen Kontext nicht systemrelevant sind.

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