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Das neo.forum 2017: Copy & Paste? Cross-Industry Innovation im digitalen Zeitalter

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Von Pierre-Yves Kocher –

Das neo.forum 2017 fand am 22. Juni statt und widmete sich dem Thema der „Cross-industry Innovation im digitalen Zeitalter“. Der ganze Anlass kreiste um die Frage, inwiefern und auf welche Weise Unternehmen beim Innovieren auf branchenfremde Erfolgsrezepte zurückgreifen können und wie gegebenenfalls der Transfer und die Adaption solcher Praktiken erfolgreich umgesetzt werden können. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsprozessen scheint dieser Lerneffekt besonders vielversprechend zu sein. Mögliche Methoden und verschiedene Ansätze aus der Praxis wurden deshalb diskutiert sowie in Workshops erprobt und umgesetzt. So konnten die Teilnehmenden selbst erfahren, dass „copy&paste“ alleine als Innovationsstrategie nicht genügt, dass vielmehr die Anpassung an die speziellen, unternehmensspezifischen Bedingungen im eigenen Umfeld zentral ist.

Geleitet wurde der Anlass durch Stephanie Kaudela-Baum und Jan Kraner von der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Jan Kraner führte ins Thema ein, indem er anhand von Beispielen verdeutlichte, dass das Übernehmen von Erfolgsrezepten nicht auf unsere Zeit beschränkt ist. Vielmehr zeigte er anhand der Bionik auf, wie der Mensch Lösungen aus der Natur aufnimmt und sie auf seine aktuellen Bedürfnisse adaptiert. Seien es haftende Gewebe wie Klettverschlüsse, die Formgebung moderner Züge oder die Stabilität von Hochhausbauten: Die Natur hat über Jahrtausende Lösungen entwickelt, die im Kern auch für aktuelle Herausforderungen nützlich sein können.

Patricia Wolf und Bruno Waser, Dozierende der Hochschule Luzern – Wirtschaft, gaben dann einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte und -ergebnisse. Der European Manufacturing Survey vergleicht alle 3 Jahre, wie sich die industriellen Produktionsprozesse in den Ländern Europas verändern und wie sich aufgrund von Prozessinnovationen allmählich globale Wertschöpfungsnetzwerke etablieren. In einem zweiten laufenden Projekt „Innovationsprofile“ wird aktuell das Innovationsverständnis innerhalb von Zentralschweizer KMUs untersucht. Die Resultate sollen mit Daten verglichen werden, die vor 10 Jahren auf vergleichbare Art und Weise erhoben worden sind. Auf diese Weise können Entwicklungen illustriert und untersucht werden, auf welche Weise sich das Innovationsverständnis in Zentralschweizer Unternehmen über die Zeit verändert.

Christof de Winter, Innovationsmanager bei der Mobiliar schilderte in seinem Referat, welchen Einfluss neuartige, eigentlich branchenfremde Mitbewerber wie Google auf das Versicherungsgeschäft haben und auch künftig haben werden. Die Veränderungen sind spürbar und die Stärkung der eigenen Innovationsfähigkeit vor diesem Hintergrund zentral. Herr de Winter konnte aufzeigen, auf welche Weise man Erfolgsmodelle aus anderen Branchen nutzen kann, um die eigenen Möglichkeiten zu erweitern. Am Beispiel der Veränderungen im Energiemarkt konnte aufgezeigt werden, wie sich die Mobiliar in einem sich wandelnden Markt positioniert und so neue, zukunftsträchtige Angebote entwickelt und austestet. Dabei müssen die innovativen Angebote nicht zwingend im traditionellen Kerngeschäft verortet sein, zukunftsträchtige Dienstleistungen können auch ausserhalb der traditionellen Geschäftsfelder liegen.

Ramon Vullings, ein ausgewiesener Experte zum Tagesthema, gab dann in seinem Referat einen höchst aufschlussreichen Einblick in den von ihm zusammengestellten „Methodenkoffer“, der es Unternehmen erlaubt, von Akteuren aus anderen Branchen zu lernen und Lösungen zu adaptieren. In Gruppen wurden die Methoden dann gleich auch getestet und die präsentierten Vorgehensweisen erwiesen sich als überaus geeignet, um in kurzer Zeit kreative Lösungsansätze für Probleme zu erarbeiten. Die Teilnehmenden konnten so aus erster Hand und mit Unterstützung eines Experten nützliche Methoden kennen lernen.

Der zweite Teil des Tages war, wie im neo.forum üblich, dem Austausch der Teilnehmenden in Workshops gewidmet. Verschiedene Themen konnten so vertieft diskutiert und bearbeitet werden. Im ersten wurde der Frage nachgegangen, was die Energiebranche heute von UBER, AirBnb etc. lernen kann (mit Martin Bolliger, BKW Energie); im zweiten Workshop wurden verschiedene Tools zur Förderung von Cross-Industry Innovation erprobt (mit Michael Hartschen, Brain Connection); im dritten neue Ansätze für Dienstleistungen im Sicherheitsbereich entwickelt (mit Christian Chenaux, Securitas Direct) und im vierten die aktuelle Umfrage des Continuous Innovation Network (CINet) präsentiert und erste Resultate zur Diskussion gestellt.

Eindrücklich konnte so an diesem Tag die thematische Vielfalt zum Thema Cross-Industry Innovation dargestellt und einzelnen Aspekten daraus auf den Grund gegangen werden. Ein wertvoller Einblick in dieses vielfältige Themengebiet wurde so für die rund 50 Teilnehmenden ermöglicht.

Dokumentation für Gäste

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