Coaching 1: St. Karl Kirche, Kohorte F, F1/F2

Der Zeitpunkt für eine Besichtigung der geschichtsträchtigen Kirche St. Karl in Luzern hätte nicht besser sein können. Bei angenehmen 20 Grad Lufttemperatur und herrlichem Sonnenschein findet der Besuch statt. 

Der Aussenraum der Kirche ist in 2 Teilbereich zu gliedern. Der eine Teilbereich ist die stark befahrene Spitalstrasse. Der andere Teil im Aussenraum ist die Reuss. Die Reuss wirkt im Gegensatz zum hektischen Strassenraum der Spitalstrasse als beruhigendes Element. Das Eingangsplateau der Kirche wirkt mit den geradlinig ausgelegten Granitplatten und den sorgfältig angelegten Hochrabatten sehr gepflegt. Der Kirchenturm hat eine ungewöhnliche rechteckige Form. Im Aussenbereich des Gotteshauses wird die überragende Decke Richtung Reuss von vier Betonsäulen gestützt. Die Reichweite der Decke beträgt zwischen zwei Säulen in der Breite ungefähr 19 Meter. Die Aussenwände der Kirche sind nicht tragend. Die Stabilität dieser weiten Reichweite wurde mit vorgespanntem Eisenbeton und einer kuppigen Form gewährleistet.

Innenbereich:

Der Mensch lebt von Bedürfnissen. Die Zielgruppen, welche die Kirche besuchen sind vielfältig und geht vom reinen Gläubigen, zum Neugierigen bis zum Touristen. Je nach kulturellem und sozialem Hintergrund ändert sich die Wahrnehmung dieser religiösen Baute. Subjektiv bekommt man beim Eintritt in die Kirche ein düsteres Gefühl, es gibt wenig Licht im Eingangsbereich. Für Personen die Krank sind und so laut der Architekturpsychologie eine anderes Wahrnehmungsempfinden haben, kann das Ganze sogar eine beängstigende Wirkung erzeugen. Man merkt, dass man sich in einem Rückzug Ort befindet. Für Gläubige sind die Erwartungen gross, es soll ein Ort der Kraft sein, Touristen hingegen warten auf prächtige Freskos im Barockstil. Im Eingangsbereich wird man sicherlich enttäuscht aber erst beim Erkunden der Kirche nimmt man den Sinn des Ganzen wahr. Erst dann erkennt man die Schönheit und der Sinn wie das Ganze konzipiert ist. Sobald man sich den Bänken und somit zur Mitte der Kirche nähert, hellt der Raum sich mehr und mehr auf was das Ganze einladender wirken lässt. Sitzend bekommt man das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Von da aus, sieht man wie der Altar am meisten erleuchtet wird. Die Wahrnehmung konzentriert sich auf den Altar, dort findet auch die Eucharistiefeier statt, der wichtigste Zeitpunkt eines Gottesdienstes. An sonnigen Tagen wird das Kirchenschiff durch das eintretende Sonnenlicht vom seitlichen Fensterband, welche die Ganze Kirche umgibt, erleuchtet. Auf einer Erhöhung über den Eingangsbereich befindet sich der Choorsaal. Im Gegensatz zum Rest ist der Raum gut beleuchtet. Grund dafür ist, da es an diesem Ort mehr um die Konzentration zum auf die Tätigkeit als Chorist geht und weniger um das Erlebnis/Erkunden der Kirche durch die verschiedene Beleuchtungsarten. Die verschiedenen Lichtverhältnisse haben viel damit zu tun wie und mit was für Materialien die Kirche gebaut wurde. Die ganze Konstruktion besteht hauptsächlich aus Betonwände was das ganze wenig aufhält. Die Stützen sind mit schwarzem Fliessen bekleidet. Der Boden besteht aus einem dunkelbraunen Laminat. Die oberen Seitenfenster welche bunt geschmückt sind, sind fast das einzige, welchen dem Raum mehr oder weniger Farbe geben. Auf den seitlichen Betonwände gibt es einfache Fresko, welche die ganze Seitenwände umgehen und so die sonst langweiligen Betonwände etwas Farbe geben. Der Innenraum der Kirche besteht aus 18 tragende Säulen die gleichzeitig eine Verbindung von Decke und Boden betonen. Der ganze Innenraum wird von einer Nichtragenden Wand umspannt. Nebenaltäre und Beichtstühle befinden sich in Nischen, welche von aussen wie nebenschiffartige Segmente wahrgenommen werden können. Diese Räume werden auch mehr beleuchtet als der Innenraum selbst. Diese Art der Konstruktion ist widerspiegelt sich in der Art wie man mit Eisenbeton baut. Die Grundsätze dieser Baute sind das Wand, Säule und Dach die wesentlichen Elemente der Baute bilden. Das Kirchenschiff bildet zusammen mit dem Altar eine Einheit und soll laut dem Architekten Fritz Metzger das ganze Heiligtum aber auch Gemeinschaft sein. Das Ganze besteht aus einem Hauptteil nämlich die Oberkirche sowie von einem kleineren Teil im unteren Stock der Unterkirche.

Historisches:

Namensgeber der Kirche war Karl Borromäus Erzbischof von Mailand, als Anerkennung seiner Verdienste für Luzern. Die Kirche wurde aus drei Hauptgründen errichtet. Der zentrale Standort mitten in der Stadt ist gut erreichbar. Der zweite Grund ist die örtliche Bevölkerung, die zum Zeitpunkt des Baus für antiklerikale Propaganda sehr empfänglich war. Der dritte Grund ist der damalige Stadtpfarrer Joseph Ambühl, der sich stark für den Kirchenbau einsetzte. 

Die Wirkung, der Bau und auch die Geschichte der Kirche St. Karl sind interessant. In Anbetracht der Beleuchtung ist zusammenfassend bestimmt das Schattenspiel an der Decke hervorzuheben. Ansonsten ist die Beleuchtung des Gebäudes eher schlicht gehalten. Der Lichteinfall des Fensterbandes ist gering. Trotzdem wird damit eine mysteriöse Stimmung erzeugt, was die Kirche St. Karl zu einem sehenswerten Bauwerk macht. 

  

Coaching 1 – TA. BA_M_RA. H2101 – Pfarrkirche St. Karl – Kohorte E – Gruppe E1/E2 – A (Sabrina Marti | Timothy Nef | Chiara Morabito | Michelle Wermelinger | Alessandra Möckli)

Studiengang Architektur | Kohorte E | 02.10.2021

Abb. 1: Ansicht Pfarrkirche St. Karl

Mensch und Raum | Katholische Pfarrkirche St. Karl – Lichtwahrnehmung

Wir besichtigten die von Fritz Metzger entworfene Kirche St. Karl, welche aufgrund ihrer Lage nahe der tiefer gelegenen Reuss und der Karli-Brücke aus der Umgebung hervorragt. Die Pfarrkirche ist die erste Beton-Kirche in der Zentralschweiz und gilt als erstes Werk moderner Kirchenarchitektur in Luzern.

Zuerst fällt dem Betrachter die weisse Fassade auf, die das Sonnenlicht reflektiert und dadurch die imposante Grösse der Kirche noch mächtiger wirken lässt. Diese gewaltige Machtausstrahlung erscheint auf Einige von uns beinahe erdrückend.

Beim Betreten der Kirche begleitet die Wärme des Lichts uns in den Innenraum. Die eingefärbten Fassadengläser erzeugen ein vielfältiges Lichtspiel von Naturfarben auf dem Boden und verstärken dadurch die Verbindung des Innen- und Aussenraums. Anschliessend an den Windfang betreten wir einen verdunkelten Eingangsbereich. Durch die an die Betondecke ausgerichteten Lichtstrahler wirkt dieser Raum auf uns nicht sonderlich einladend. Als blosser Empfangsbereich der Kirche soll dieser Gebäudeteil wohl bewusst in der Farbgebung sowie der Beleuchtungswahl zurückstehen und den Fokus auf das Kirchenschiff legen.

Abb. 2: Eingangsbereich

Durch den grauen Sichtbeton könnte ein nüchterner und kühler Eindruck des Hauptraums entstehen. Das Kirchenschiff öffnet sich jedoch in einer Geschosserhöhung und gibt die Sicht auf die Buntglasfenster frei, die sich als Band unmittelbar unter der Betondecke entlangziehen. Dieses Fensterband erhellt das gesamte Innenleben der katholischen Kirche mit einem bunten Farbspiel, welches die Wandgemälde und Säulen umspielt. Es scheint, als wollte das Licht uns die Geschichten der Malereien erzählen. Diese Wirkung liesse sich womöglich durch eine wandernde Lichtquelle verstärken, welche die Gemälde vollends zum Leben erwecken würde.

Das sanft einstrahlende Licht in Verbindung mit der schimmernden Oberfläche der Säulen erschafft ein warmes, geborgenes Gefühl. Die monumentalen Stützen wirken durch die Beleuchtung schlanker und leichter. Dieser Effekt verstärkt sich durch die vertikalen Leuchten, welche an der Rückseite der Stützen angebracht sind. Durch diese beiden Eingriffe wirkt das Kirchenschiff grösser und die Wandgemälde werden auf zweierlei Arten erhellt. An der raumzugewandten Seite der Stützen sind jeweils drei Kerzen platziert, die eher symbolisch als lichtspendend sind und auf die Dreieinigkeit hindeuten mögen.

Den Weg zum Altar weisen sowohl die Pendelleuchten über den Gebetsbänken beidseitig des Ganges als auch die Bemalung der Sichtbetondecke. Diese Malerei wirkt wie ein Schattenwurf der Stützen und greift damit sowohl die Fenstereinteilung als auch die Ausrichtung zum Zentrum des Kirchenschiffs auf. Durch diese Merkmale und die Gebäudeform erhält der ganze Raum einen Ablauf, der durch das Licht begleitet und verstärkt wird.

Abb. 3: Kirchenschiff

Im Zentrum der Aufmerksamkeit befindet sich der Altar, der von einem einzelnen Deckenspot und Scheinwerfern von den Stützen her beleuchtet wird. Dadurch wird die Wichtigkeit des Altars und des gesamten vorderen Bereiches als Herzstück der Kirche hervorgehoben. Die Stützen im Umkreis des Altars haben auf der raumabgewandten Seite jeweils zwei Leuchten, die im Gegensatz zu den Leuchten im Kirchenschiff nicht mit Lamellen versehen und dadurch deutlich heller wirken. Sie lassen die Wandgemälde erstrahlen, die gemeinsam mit dem Licht eine gewisse Lebendigkeit erschaffen. Dennoch könnte die Beleuchtung des Altars als Augenfang noch optimiert werden, um das Zentrum der Kirche erstrahlen zu lassen.

Abb. 4: Hauptaltar

In den nebenschiffartigen Segmenten ist die Beleuchtung individuell auf die jeweilige Nutzung abgestimmt. Diese Nischenleuchten variieren zwischen Deckenleuchten, Kerzenlicht und Buntglasfenster mit natürlicher Belichtung von aussen, je nach Wichtigkeit der Nische. Vor allem das runde Buntglasfenster bricht mit der gleichmässigen Struktur der Kirche, was zur Auflockerung der Atmosphäre beiträgt.

Das Thema der Deckenspots über dem Altar wird bei der Empore erneut aufgegriffen. Diese Beleuchtung wird durch ein symmetrisches Bild ausformuliert, das jeweils auf beiden Seiten des Kirchenschiffs drei Spots enthält. Im Gegensatz zur restlichen Lichtsituation der Kirche sind diese Spots sehr unauffällig und zurückhaltend. Diese Beleuchtung ist, genauso wie diejenige der beiden Treppen seitlich des Eingangsbereiches, eher funktional als einladend.

Kurzer Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser Kirchenbauweise im 20. Jahrhundert

Mit dem Bau der St. Karl Pfarrkirche 1934 in Luzern erschuf der damalige ETH Absolvent Fritz Metzger ein Werk, das den Kirchenbau der Schweiz verändert hat. Aufgrund vom Einsatz des Sichtbetons und der Kargheit der katholischen Pfarrkirche St. Karl, zählt sie nebst der Kirche Antonius in Basel, die von Karl Moser entworfen wurde, zu den Werken des «Neuen Bauens». 

Die Idee bzw. Beweggründe für diese Bauweise und der Materialienauswahl nahmen seinen Ursprung in der «Liturgischen Bewegung». 

Zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert nahmen die Auseinandersetzungen mit der Kirche zu und das Verlangen, die Liturgie der Gläubigen in den Mittelpunkt zu stellen, rückte immer mehr in den Vordergrund. In Zürich wurden zwei Kirchen erbaut, die St. Felix und Regula und die St. Franziskus Kirche, die weltweit aufgrund der liturgischen Bauweise für Diskussion sorgten. 

Fritz Metzger gewann 1932 den Wettbewerb für den Bau der Kirche St. Karl und wollte die liturgische Bewegung mit der St. Karl Kirche stärker zum Ausdruck bringen. 

Die Skelettkonstruktion aus 18 Stützen die das Dach tragen, ermöglichte ihm einen freien Grundrissentwurf. Zusätzlich ermöglichte dieses Tragwerk die Errichtung der Fensterreihe an der oberen Kante der Wände, welche den ganzen Raum der Kirche umschliesst. Mit dem oben angebrachten Fensterband wollte man Blicke nach aussen verhindern – die Liturgie soll immer das Zentrum sein und der Blick nach Draussen würde diesem liturgischen Gedanken widersprechen. 

Das Wichtigste dieser Bauweise ist nach Fritz Metzgers Ansicht «die Technik des armierten Eisenbetons», der ihm diese Ungebundenheit bei der Gestaltung nebst dem Tragwerk ermöglichte. Einen zusätzlichen Aspekt, der diese Liturgie in den Vordergrund setzt, ist der Raum selbst. Dieser ist im Unterschied zu den damaligen Kirchenbauten nicht in weitere Räume unterteilt, wie ein Seiten- oder Hauptschiff, sondern stellt einen einheitlichen Raum dar, der eine Hierarchie zwischen dem Altar und dem Raum der Gläubigen ausschliesst. Diese Einheit des Raumes begünstigt die greifbare Nähe mit Gott und der kirchlichen Zeremonien. 

Das Konzept der Stützen ist im Aussenbereich wiederzufinden. Das Dach der Terrasse wird wie im Innenraum von Rundsäulen getragen. Die vorgelagerte Terrasse mit Aussicht auf die Reuss wurde oberhalb der bunt verglasten Eingangstür mit vier Statuen aus Sandstein, den Evangelisten, komplettiert. 

Abb. 5: Lichtspiel in der Oberkirche

Quellenangaben:

St. Karl (Luzern) – Wikipedia (03.08.2021)

https://de.wikipedia.org/wiki/St.Karl(Luzern) (Abgerufen: 29.09.2021)

St. Karl – Katholische Kirche Stadt Luzern (2021)

https://www.kathluzern.ch/pfarreien-standorte/st-karl.html (Abgerufen: 29.09.2021)

St. Karl – Ordner im Eingangsbereich der Kirche (2021)

Pfarrkirche St. Karl – Architekturbibliothek (2017)

(Abgerufen: 02.10.2021)

Fritz Metzger – Wikipedia (10.01.2021)

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Metzger (Abgerufen: 02.10.2021)

Geschichte der römisch-katholischen Kirche – Wikipedia (03.07.2021)

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_römisch-katholischen_Kirche

Architekturführung der Kirche St. Karl – Denkmalpflege-Schweiz.ch (06.06.2018)

Quellenbilder:

Titelbild: Buntglasfenster in Seitennische (Sabrina Marti)

Abb. 1: Ansicht Pfarrkirche St. Karl (Pfarrkirche St. Karl – Architekturbibliothek)

Abb. 2: Eingangsbereich (Sabrina Marti)

Abb. 3: Kirchenschiff (Sabrina Marti)

Abb. 4: Hauptaltar (Sabrina Marti)

Abb. 5: Lichtspiel in der Oberkirche (Sabrina Marti)