Coaching 3

Analyse:

Materialisierung:

Die Konstruktion besteht hauptsächlich aus armiertem Eisenbeton, die Verkleidung der Säulen aus Platten aus Walliser Collombey-Marmor und die Innenwände wurden mit Tuffitplatten versehen. Stufen, Sockel und Chorboden wurden ebenfalls aus Collombey-Marmor hergestellt. Die restlichen Bodenbeläge sind in Linoleum ausgeführt. Im Aussenbereich wurden für die Stufen- und Plattenbeläge und die Sockelbekleidungen Tessiner Granit verwendet.

(Bild 01 Innenwand Tuffitplatten / Bild 02 Säule Collombey-Marmor / Bild 03 Chorboden Collombey-Marmor)

Veränderung Altar:

Der Altarbereich ist nicht mehr in seiner ursprünglichen Form von 1934 zu sehen. Neben dem neuen Altar selbst hat sich auch die auslaufende Treppensituation sowie die Brüstungshöhe der Abschlüsse der Treppe rechts und links verändert.

(Bild 04 Aufnahme von 1934 / Bild 05 Aufnahme 1997 / Bild 06 Aufnahme 2021)

Denkmalpflege

Die St. Karl Kirche ist als Bauwerk mit besonderem Denkmalwert eingestuft. Eine Auseinandersetzung mit den Auflagen der Denkmalpflege ist daher von Nöten. In den Bewertungskategorien der Denkmalpflege Luzern steht folgendes geschrieben:

“An Renovationen, Veränderungen oder Ergänzungen sind hohe Qualitätsanforderungen zu stellen, und sie bedürfen besonders sorgfältiger Abklärungen unter Einbezug fachlicher Beratung. […]

Bei Veränderungen ist der Bausubstanz, dem Charakter, der Gestalt und der optischen Wirkung dieser Bauten Rechnung zu tragen und die zuständige Dienststelle ist in das Verfahren einzubeziehen.”

Auf unsere Nachfragebei der Denkmalpflege Ende November wurde uns weder eine positive noch eine negative Rückmeldung gegeben: «Zu fiktiven Projekten können wir leider keine Stellung nehmen.»

Wir nehmen diese Herausforderung an und möchten am Ende die Denkmalpflege mit unserer Intervention überzeugen. In einem ersten Schritt machten wir uns daher auf die Suche nach Referenzen von anderen Sakralbauten, in denen Dachfenster ausgeführt wurden. Dabei stossen wir auf die St. Pankratius Kirche (Oberwil LU), in welcher Metzger mit Dachfenstern gearbeitet hat.

(Bild 07 Referenzkirche St. Pankratius Kirche (Oberkirch))

Intervention

Die St. Karl Kirche verfügt bereits über diverse künstliche Beleuchtungsquellen. Natürliche Lichtquellen hingegen hat es nur zwei – eine davon dient ausschliesslich dem Eingangsbereich. Ziel der Intervention ist den Anteil von Tageslicht im Altarbereich zu erhöhen. Der schlicht gestaltete Altar soll dadurch mehr Gewichtung erhalten.

Mittels eines Lichtkamines im Deckenbereich über dem Altar soll das Tageslicht direkt von aussen in den Innenraum der Kirche geholt werden.

Funktionsprinzip Lichtkamin:

Das Tageslicht wird auf dem Dach gesammelt und mittels hochverspiegelter Röhren zu einem Diffuser geleitet, welcher das Licht gleichmässig im Raum verteilt. Lichtleitsysteme bestehen aus drei Elementen:

  1. Lichtsammler: Dies ist normalerweise eine auf dem Dach installierte, robuste Acrylglaskuppel. Die halbrunde Form dient dem grösstmöglichen Tageslichteinfall und lässt das Regenwasser ablaufen. Der Lichtsammler wird nach Süden ausgerichtet.
  2. Lichtleiter: Die Leitröhre ist innen mit einer hochreflektierenden Beschichtung versehen. Dadurch wird das Licht vom Dach bis in den Innenraum gespiegelt. Durchmesser und Länge haben einen Einfluss auf die Lichtausbeute.
  3. Lichtverteiler(Diffuser): Die Streulinse verteilt das Licht im Raum. Diese besteht ebenfalls auf Acrylglas. Sie bewirken eine blendfreie und gleichmässige Tageslichtausleuchtung. Die Line kann flächenbündig mit der Decke montiert werden.

(Bild 08 Funktionsprinzip Lichtkamin)

Umsetzung in der Kirche St. Karl:

Mittels einem 1:50 Modell wurde untersucht ob mit einem oder mit drei Lichtkaminen gearbeitet werden soll. Wir entschieden uns für einen Lichtkamin oberhalb des Altares. Der Altar wird damit genügend ausgeleuchtet und der Eingriff ist filigraner als bei dreien.

(Bild 09 ohne Lichtkamin / Bild 10 mit 1 Lichtkamin / Bild 11 mit 3 Lichtkaminen)

Als gestalterisches Element soll eine Glasröhre unterhalb des Lichtkamines positioniert werden. Das Glas soll in denselben Farben gestaltet sein wie das Fensterband. Gegebenenfalls sollen die Bleifenster mit Symbolen verziert werden.

(Bild 12 mit 1 Lichtkamin und Glasröhre / Bild 13 mit 1 Lichtkamin und Glasröhre Altarbereich / Bild 14 mit 3 Lichtkaminen und Glasröhren )

(Bild 15 Schnitt Lichtkamin Sonnenstand 21.12.2021 / Bild 16 Schnitt Lichtkamin Sonnenstand 21.06.2021)

Quellenverzeichnis:

  • Denkmalpflege Luzern: Bewertungskategorien. 2018. Aufgerufen von https://da.lu.ch/-/media/DA/Dokumente/Denkmalpflege/1_bewertungskategorien_13_hoch.pdf?la=de-CH (01.12.2021)
  • Metzger, Fritz: St. Karl Kirch, Luzern. In: Das Werk: Architektur und Kunst. 1937, 24(4), S. 107
  • Mein EigenHeim: Wie funktioniert ein Lichtkamin?. o.D. Aufgerufen von https://www.mein-eigenheim.de/fenster-und-fassade/wie-funktioniert-ein-lichtkamin.html (07.12.2021)

Kolloquium – Gruppe D3 – Parkhaus Globus (Flora)

Das Parkhaus Flora befindet sich im sogenannten Flora-Komplex an der Pilatusstrasse im Herzen der Stadt Luzern, nur einen Steinwurf vom Bahnhof Luzern entfernt. Heute zählt das im Flora-Komplex eingemietete Warenhaus Globus zu den grössten Einkaufshäusern an der Pilatusstrasse.

In seiner heutigen Form wurde der Komplex von 1977 bis 1979 durch das seinerzeit renommierte Basler Architekturbüro Suter Suter AG errichtet, damals noch mit einem kleinen Innenhof samt Bäumen, welcher später weiteren Verkaufsflächen im Erdgeschoss weichen musste. Es befindet sich unmittelbarer Nachbarschaft zu weiteren Eingriffsorten im Modul Mensch 6 Raum HS21 wie dem Vögeligärtli, dem KKL oder der Kapellbrücke.

Der Raum rund um die Pilatusstrasse wurde bereits früh in der Siedlungsgeschichte von Luzern mehr oder weniger intensiv genutzt. Innerhalb der letzten 130 Jahre veränderte sich dessen Erscheinungsbild jedoch mehrfach drastisch. Die ursprünglich vorhandene Bepflanzung verschwand Stück für Stück im Laufe der Jahrzehnte über fortwährende menschliche Eingriffe.

Obwohl der Raum dem motorisierten Individualverkehr gewidmet ist, soll durch einen kleineren Eingriff, welcher nicht in die Bausubstanz eingreift, ein menschlicherer Ort geschaffen werden. Mit einem gezielten Farbkonzept möchten wir das Parkhaus in eine abstrakte, aber dennoch lauschige, Waldkulisse verwandeln und zugleich die derzeitige Nutzung aufwerten.

Das Parkhaus Flora wirkt nicht unwirtlich, trumpft aber mit deutlichem Parkhausflair auf. der Raum ist grundsätzlich freundlich und hell, stinkt nicht nach Abgasen, hallt jedoch stark (z.B. Reifenquietschen). Aufgrund der klaren Nutzungsauslegung auf den motorisierten Individualverkehr bzw. den Parkvorgang wirkt dieser unmenschlich. Es fehlt der Bezug zur Aussenwelt (kein Tageslicht, sodnern nur künstliches, sehr helles Licht).


Materialien & Oberflächen:


1.Boden: Beton mit Bodenbeschichtung, Grau 
2.Decke: Stahlbeton gestrichen, Weiss 
3.Wände (Lift/ Liftschacht/ Warenlift/ Treppenhaus) : Stahlbeton gestrichen, Weiss 
4. Wände Garage: Kalksandsteinmauer gestrichen, Weiss
5. Stützen: Stahlbeton gestrichen, Schwarz/ Gelb Muster 
6. Sanitär: Blechröhren, legiertes Eisen, Stahl, Plastik 

Es fällt auf, dass es keine Parkhilfen gibt wie bspw. Leuchtanzeige, ob ein entsprechender Parkplatz frei oder besetzt ist.

Durch ein neues Beleuchtungskonzept soll eine Symbiose zwischen Natur und der derzeitigen Nutzung entstehen sowie der Parkvorgang auf spielerische Weise noch effizienter abgewickelt werden können.
Um den natürlichen Eindruck und die Reminiszenz an die nicht mehr vorhandenen Bäume  aus dem früheren Innenhof zu verstärken, wählen wir für die Beleuchtung verschiedene Grünstufen. Sobald ein Parkfeld besetzt ist, wechselt dieses die Farbe auf weiss oder erlischt komplett. Dies symbolisiert die mit der fortschreitenden Zunahme des motorisierten Individualverkehrs verbundene Versiegelung von Grünflächen und Fällen von Baumen. Das Prinzip ist einfach verständlich und lautet im Kern: je mehr Autos, desto weniger Grün und Bäume. Technische Details werden im Rahmen des Kolloquiums erläutert.
Zwecks Veranschaulichung unseres Eingriffs wird anlässlich des Kolloquiums abschliessend ein Prototyp in Form eines Stimmungsmodells präsentiert.

Kolloquium

Ortsanalyse

Die St. Karl Kirche steht im westlichen Teil des Stadtkerns von Luzern. Der gewählte Bauplatz wurde gut durchdacht: die Kirche sollte an einem städtebaulich zentralen Ort erstellt werden: am Brückenende der St. Karli Brücke, mit welcher man die Reus überquert, verbindet sie die zwei Quartiere Bramberg und Basel-/Bernstrasse und deren Bewohner. Die St. Karl Kirche wird im Westen von der Spitalstrasse gefasst und von Süden erschlossen. Des Weiteren ist die Kirche Nord-Süd-orientiert.

Geschichte / Architektur

Fritz Metzger, der Architekt der St. Karl Kirche wuchs in Winterthur auf und studierte in den 1920er Jahren Architektur in Zürich. Aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten wurde er mit dem Bau dieser Kirche beauftragt.

Nach einer kurzen Bauzeit von gut einem Jahr wurde die Kirche St. Karl am 28. Oktober 1934 eingeweiht. Seit 1964 steht die Kirche ausserdem unter Denkmalschutz und 1996 wurde sie im Bundesinventar für Gebäude von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Die über 1500m2 grosse Kirche mit 900 Sitzplätzen zählt zu den wichtigsten Bauten der schweizerischen Kirchenarchitektur des 20. Jahrhunderts. Sie ist die erste Beton-Kirche der Zentralschweiz und gilt als erstes Bauwerk moderner Kirchenarchitektur in Luzern.

Der Eingang befindet sich auf der sonnigen Südseite und wird über eine Freitreppe erreicht. Das Vordach wird von vier über zehn Meter hohen Säulen gestützt. Das Kirchenschiff, mit den Nebenräumen nach Osten und Westen ausgerichtet, schliesst auf der Nordseite mit einer Rundung ab. An der südwestlichen Ecke ist der Kirchturm errichtet worden. Die Statik der Kirche beruht auf 24 tragenden Rundstützen. Die Aussenwände mit dem durchgehendem Fensterband sind hingegen nicht tragend.

Fritz Metzger sagte zum Innenraum folgendes: “Die räumliche Entwicklung einer Kirchenanlage soll den Gläubigen vom Portal bis zu den Stufen des Altars Wandlung erleben lassen.” Dieser Ansatz, dass der Altarbereich das Ziel des Weges ist, und im Fokus des Raumes liegt, wird sich auch in unserer Intervention wiederfinden.

Raumanalyse

Im Innern der Kirche schaffte Metzger einen Einheitsraum, in welchem von jedem Platz aus, das Geschehen am Altar mitvollzogen werden kann. Die Gottesdienstgemeinde wird von der nichttragenden Wand umspannt, welche im oberen Viertel einen Fensterkranz aufweist und darunter von Wandmalereien geziert ist. Die vorangestellten Säulen sind im gleichen Verlauf angeordnet wie die Aussenwände. Diese dreifache Wiederholung der umfassenden Grundform in Fensterkranz, Malereifries und Säulenstellung betont die Gemeinschaft von Volk und Priester.

Innenraum St. Karl Kirche

Der Innenraum der St. Karl Kirche verfügt über zwei natürliche Lichtquellen. Dies ist einerseits das Fensterband, welches von der West- über die Nord- bis zur Ostseite reicht und andererseits sind es die mit Farbfenstern bestückten Eingangstüren.

Das um den Kirchenraum herumlaufende Fensterband verleiht dem Innern eine gleichmässige, gedämpfte Beleuchtung. Wenn die Sonne durch diese in aufwändiger Handarbeit hergestellten Bleiglasfenster scheint, wird das Licht im Glas gebrochen und als farbiges Mosaik auf die Marmorsäulen oder die gegenüberliegenden Wände projiziert.

Je nach Tageszeit und Wetter vermag das einfallende Tageslicht den Innenraum nur schwach zu erleuchten. Daher kann dieses durch diverse künstliche Lichtquellen schrittweise ergänzt werden. An den Säulen befinden sich Lampen, welche gegen die Aussenwände gerichtet sind und die Wandmalereien in Szene setzen. Die vier Andachtsnischen, links und rechts vom Kirchenschiff, sind mit separaten Deckenbeleuchtungen ausgestattet. Der Eingangsbereich unter dem Chor verfügt über indirekte Beleuchtung. Diese drei Lichtquellen gehören zur Grundbeleuchtung der Kirche. Während dem Gottesdienst wird die Sekundärbeleuchtung in Form von zehn Hängelampen über den Sitzbänken und einer Spotleuchte über dem Altar zusätzlich eingeschaltet.

Es wurden diverse Messungen der Belichtungsstärke im Kirchenraum durchgeführt. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle ersichtlich.

Messtrandorte St. Karl Kirche

 Grundbeleuchtung [Lux]Sekundärbeleuchtung [Lux]
x1125150
x24775
x3490
x41
Ergebnisse von Lichtmessung

Intervention “Das Fenster zu Gott” 

Wie in der Tabelle sichtbar, ergaben die Messungen der Beleuchtungsstärke im Altarbereich einen Wert von 125 Lux bei eingeschalteter Standardbeleuchtung und 150 Lux bei maximalem Licht. Dies sind tiefe Werte. Deshalb umfasst die Interventionsidee den Einbau von Dachfenstern im Deckenbereich. Mittels dieser Fenster soll der Tageslichtanteil beim Altar erhöht werden und diesem eine stärkere Gewichtung geben. Geplant sind runde Öffnungen direkt über dem Altar und zwischen den auf dem Bild erkenntlichen Stahlträgern in der Betondecke.

Durch das Tragwerk ist die Grösse der Fenster eingeschränkt, trotzdem lässt es Dimensionen von bis zu zwei Meter Durchmesser zu. Um möglichst viel Tageslichtanteil zu gewährleisten, sind drei Dachfenster geplant. Mit der Zahl Drei wird Bezug auf die christliche Dreifaltigkeit genommen. Ausserdem sollen die Motive des Auges (Gott Vater), des Kreuzes (Gott Sohn) und der Taube (Heiliger Geist) die Glasfenster zieren . Die Intervention “das Fenster zu Gott” verringert zusätzlich mit den Dachfenstern symbolisch die Distanz zwischen den Gläubigen und Gott, indem der Blick in den Himmel freigegeben wird.

Interventionsidee „Das Fenster zu Gott“

Experiment Lichtkamin

Bei einem normalen Dachfenster wird der Innenraum nach dem Sonnenstand ausgeleuchtet. Dies führt dazu, dass der Altarbereich nicht über den ganzen Tag hinweg direkt beleuchtet wird. Mit Hilfe eines Lichtkamines, kann das Tageslicht eingefangen und über eine hochverspiegelte Röhre in den Innenraum gleitet werden.

Ob dieses Lichtkamin wirklich funktioniert, wollten wir selbst überprüfen. Mit Hilfe einer Kartonschachtel wurde der Innenraum dargestellt. Für das Lichtkaminexperiment testeten wir verschiedene Formen und Materialien. Bis jetzt haben wir herausgefunden, dass ein leicht abgeschrägter Kamin mit einer Spiegeloberfläche aus Aluminium-Folie am besten funktioniert. Damit auch nach dem Sonnenuntergang der Altarbereich ausgeleuchtet werden kann, ist der Lichtkamin mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet.

Weiteres Vorgehen

Folgende offene Punkte im Bezug zum Lichtkamin wollen wir in den kommenden Wochen testen:

  • Lichtkamin in einem Kirchen-Modell im Massstab 1:50
  • Experimente der Lichtverteilung im Raum
    • Anordnung der Kamine
    • Mit farbigen Lichtverteilern experimentieren
    • Wie können die Motive des Auges, des Kreuzes und der Taube in das Lichtkamin integriert werden