Abgabe Coaching 1
Coaching 1 – A, Disziplinär, B – Hallenbad Allmend
Subjektive Wahrnehmung
Beim Betreten des Raumes wird man ab dem ersten Moment, unter den entsprechenden Umständen, von gellendem Licht erfasst und geblendet, sei es durch die direkte Sonneneinstrahlung oder deren Reflektionen im Wasser. Bis zur Angewöhnung der Augen ist erstmal keine Raumerfassung möglich. Der Raum ist vollkommen vom Licht eingenommen und dieses Gefühl verstärkt sich unter den Einflüssen der hohen Luftfeuchtigkeit und Wärme (Konvektion & Strahlung) auf den Körper.
Im zweiten Moment ist eine Wahrnehmung der räumlichen Dimension und eine visuelle Orientierung möglich. Unter Annahme der herrschenden Bedingungen erfasst der Besucher die grosszügige und freundliche Gestaltung des Raumes. Trotzdem kommt, für wer voll bekleidet ist (0.8 clo), keine Behaglichkeit auf und zusammen mit dem Chlorgeruch in der Luft und den visuellen Eindrücken ergibt sich unweigerlich folgende Assoziation:
Bei diesem Raum mit den vorhin erwähnten subjektiven Wahrnehmungen handelt es sich um das Hallenbad. Das Bad befindet sich im Sportgebäude auf der Luzerner Allmend. In diesem sind ein Fitnesscenter, Restaurant, Laden, Doppelsporthalle, Büroflächen und das Hallenbad integriert.
Das Sportgebäudes wurde durch die Immobilienanlagegruppe der Credit Suisse finanziert. Der Innenausbau wurde von der Stadt Luzern übernommen und kostete 14.3 Millionen Franken. Die Anlagekosten des Sportgebäudes beliefen auf 78.2 Millionen Franken. Heute ist der Betrieb über die Hallenbad Luzern AG, die der Stadt Luzern gehört, sichergestellt.
Die Wasserbecken befinden sich auf zwei Ebenen. (Skizze) Auf der Hauptebene befinden sich ein 25 Meter Schwimmbecken, zwei Lernschwimmbecken, ein Eltern-Kind-Bereich sowie eine Rutschbahn. Auf der tieferen Ebene liegt der Sprungturm. Die Wasserfläche beträgt rund 1000 m2.
Die Stimmberechtigen genehmigten im Jahr 2008 das Bauprojekt. Der Betrieb wurde im Jahr 2012 aufgenommen und brachte eine grosse Veränderung für die Umgebung.
Geschichte & Städtebauliche Einbettung
Die Allmend war schon immer ein Ort der seinen Anwohnern Raum bot um Hobbys Freizeit-, sowie Sportliche Aktivitäten auszuüben.
Zu Beginn hatte die Bevölkerung Mühe das neue Projekt zu akzeptieren, vor allem aufgrund der neu geplanten Hochhäusern, welche in der Planung noch einige Meter höher ausgefallen sind, als schlussendlich effektiv realisiert. Man fühlte sich angegriffen, hatte angst eingeschränkt zu werden in den Tätigkeiten, die man in der Allmend ausübte.
Zu Zeiten der Pferderennen war die Allmend in Luzern eine elegante und bedeutende Sportanlage. Bis 2012 erschien sie jedoch verbraucht. Die bestehenden Bauten hatten nicht mehr den Glanz dieser Zeiten. Marques Architekten sind der Meinung, dass es beim Sport um Emotionen und Identität geht. Sie wollten der Region diese einst sportliche Identität zurückgeben und sie wieder zum Inspirieren animieren.
Mit dem Konzept, dass das Gebiet trotz Überbauung Grünraum bleiben soll und einem städtebaulich überzeugend komponiertem Ensemble das auf seine freiräumliche Qualität zurückgreift, konnte das Büro von Daniele Marques die Bevölkerung für sich gewinnen und erzielte beim damaligen Wettbewerb den 1.Rang. Das Gebiet bleibt ein grosser Freiraum, wobei sich die einzelnen Volumina gekonnt eingliedern.
Die Absicht der offenen Anordnung war, dass die einzelnen identifizierbaren Bauten entstehen sollten, die Allmend nicht aber mit einem überproportionalen Komplex überbaut wird. Die beiden Hochhäuser setzten in der neuen Anordnung nun einen markanten vertikalen Akzent, ohne dabei aus dem Kontext zu fallen, was als Zeichen für ein urbanes Umfeld und Aufwertung der Ortes steht.
Architektur und Licht
Der Wunsch nach Licht. Schatten. Wenn wir durch den Mutterleib die Erde betreten, erblicken wir das Licht. Wenn wir die Erde wieder verlassen, gehen wir ins Licht. Erst das Licht lässt sehen. Licht ins Dunkle bringen. Es rückt Dinge in den Vordergrund und lässt so anderes verschwinden. Es kreiert Schatten und lässt uns in die Tiefe blicken. Durch Licht entsteht Raum. Es reflektiert und spielt. Es lässt sehen und blendet.
Am Tag wird das Bad durch das Sonnenlicht erhellt. Es saugt das Licht regelrecht in sich auf, spielt mit ihm und wird durch das Licht erst richtig zur Geltung gebracht. Die Wand des Treppenhauses in den oberen Stock dient als Leinwand für ein Lichtspiel, welches von der Wasseroberfläche reflektiert wird. Es reflektiert an den Scheiben des Bademeisterraumes. Tritt man durch die Garderoben oder Toiletten in das Bad ein, strahlt einem das Licht entgegen.
In der Nacht erhellen die detailliert gewählten Lampen von innen. Das Licht strahlt durch die Glasfassade nach aussen. So wie es am Tag das Licht in sich aufnahm, gibt es das Licht wie eine Kerze am Abend wieder nach draussen ab. Die fast brutale Helligkeit am Tage, wird in der Nacht stimmungsvoll und lässt Schatten entstehen, welche der Atmosphäre eine Wärme verleihen.
Mängel
Sowie bei jedem Bau gibt es (Bau-) Mängel, beim Luzerner Hallenbad hat die Behebung dieser 2018 fast 924’000 Franken gekostet.
Nach sechs Jahren Benutzung, 2012 wurde das Hallenbad eröffnet, zählte es fas 1,4 Millionen Besucher. Wegen dieser intensiven Nutzung mussten in den Duschen und Sanitäranlagen die Boden und Wandbeläge erneuert werden.
Zuvor wurde auch schon bemängelt, dass das Hallenbad für Personen mit eingeschränkter Mobilität nicht ganz zugänglich sei. Der Stadtrat machte die Bauherrschaft dafür verantwortlich, beim Punkto Behindertengerecht gehen die Meinungen zwischen Stadt und Behindertenorganisation zwar auseinander.
Bei der Begehung des Hallenbades habe der verantwortliche Bademeister sogar gesagt, dass es vom Schwimmbad in die Migros darunter tropfe.
Unsere Text(e)
Hallenbad Allmend – Ein erster Eindruckvon David Dubois; 24.09.21
Überforderung
Ein penetranter Geruch strömt in meine Nase. Klinisch, doch dezent vertraut: Chlor. Ich laufe weiter und trete ein. Schlagartig lande ich in einer tropischen Welt. Es ist warm und feucht, zu Beginn fast erdrückend. Während ich versuche, diesen Wandel zu begreifen, begreife ich kaum noch die Worte der anderen um mich herum. Ein fast schon homogener Brei aus Kindergeschrei, Wassergeplätscher und Gesprächen drängen auf meine Härchen in meinen Ohren. Als ob alle Sinnesorgane von einer Liste abgehakt werden müssen, bleiben auch meine Augen nicht verschont. Strahlen der tiefliegenden Sonne, nach einer Berührung mit der gewellten Wasseroberfläche, blenden meine Augen. Meinen überforderten Sinnen hilflos ausgeliefert, bin ich fast schon orientierungslos.
Orientierung
Wie die Augen sich beim Blick mitten in der Nacht in das übergrelle Smartphone nach wenigen Sekunden an den neuen Lichtreiz anpassen, verblasst dieser übermächtige erste Eindruck und meine Sinne beginnen sich wieder zu orientieren. Ich schaue nach oben, um die Dimension dieses Raumes zu erfassen. Mein Blick wandert weiter als erwartet. Die Decke ist hoch, der Raum fühlt sich gross an. Den Blick wieder senkend streift er über die Fassade, doch sehe ich keine Wände. Ich sehe eine Wiese, Bäume, Häuser und ganz hinten den Horizont. Der Raum vergrössert sich weiter. Bin ich drinnen oder draussen? Einzig eine dünne Schicht aus durchsichtigem Glas trennt mich von der Aussenwelt. Das Licht spürt diese Trennung nicht, am Tag dringt es hinein und in der Nacht hinaus. Für das Licht bleibt beides derselbe Raum. Ich gehe weiter, voller Vorfreude diesen mir noch unbekannten Raum zu erkunden.
Coaching 1 – Ines Blank und Nina Bachmann – Kapellbrücke – IIA
Zweck
- Brücke / Übergang
- Wahrzeichen mit historischer Bedeutung
- Wird genutzt von Anwohner*innen als Übergang und Touristen*innen
Raumgefühl
- Holz
- schwebendes Skelett/Gerippe
- Wiederholende Balkenstruktur: Blick in die „Unendlichkeit“
Stimmung
- Blumenduft
- leichtes Plätschern
- Vogelstimmen
- Menschen – von ruhiger Stimmung bis zu hektischem Treiben
- Akustik/Geräusche
Licht
- flackernde Reflektion
- warm durch das Holz
- Überdachung schafft Schatten
Öffnungen
- schaffen Bilder
Irritation
Coaching 1: Kohorte B, Kapellbrücke Bauing.
von Jorge Esteban Caldera und Samuel Burkard
Raumbeschreibung:
- alte, historische Massivholzbrücke
- wirkt lichtdurchflutet, offen und hell
- wettergeschützt
- einfach und zweckmässig gestaltet mit historischen Bildern
- gibt ein sicheres Gefühl durch die stabile Bauweise
- das helle Holz (Dachquerbalken) lässt den Raum zusätzlich hell wirken
Aufbau der Brücke:
- Unten: Pfeiler mit gekreuzten Verstrebungen
- Fussgängerbrücke: Massivholzboden mit ca. 1m hohen Brüstung
- Dachaufbau: Satteldach mit alten Ziegeln (Ziegel dürfen gemäss Denkmalschutz nur gebrauchte verwendet werden bei Restaurierung), Innenbereich wird mit historischen Bildern verziert.
Geschichte:
- 1290-1300 vermutete Errichtung der Wasserturm
- 1365 vermutete Errichtung der Brücke / Erste Erwähnung
- 1614 bis 1624 Der Bilderzyklus entsteht
- Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts diente der Wasserturm auch als Gefängnis benutzt
- 1833 Erste Kürzung am linken Reussufer
- 1835/36 Zweite Kürzung wegen Aufschüttungen
- 1838 Nach der dritten Kürzung entsteht der heutige Brückenkopf
- Seit 1913 steht die Brücke als kulturhistorisches Objekt von nationaler Bedeutung unter dem Schutz der Eidgenossenschaft
- 1993 Brand der Brücke
Die Kapellbrücke und Wasserturm sind zweifelsohne die Wahrzeichen der Stadt Luzern. Dies ist ein beliebtes Fotomotiv und Teil des täglichen Lebens vieler Einheimischer. Die Kapellbrücke hatte im 14. Jahrhundert eine Doppelfunktion: Nebst eine Fußgängerpassage über die Reuss war sie auch Teil der Stadtbefestigung. Dies erklärt seine ungewöhnliche Route über die Reuss und höhere Geländer am See.
Brand
- 18. August 1993: 2/3 der Holzbrücke niedergebrannt
- Ursache bis heute umstritten
- Berühmteste Theorie: eine versehentlich weggeworfene Zigarette zündete ein unter der Brücke stehendes Boot an.
Bilderzyklus der Brücke
- Szenen aus der Geschichte der Eidgenossenschaft
- Szenen aus dem Leben der Stadtheiligen Leodegar und Mauritius
- Nachdem Brand im Jahr 1993 wurden die beschädigten Bildern nicht ersetzt sondern leicht restauriert und mit den ersichtlichen Schäden wieder aufgehängt.
Bauliches:
Wasserturm: 34.5 meter hoch, achteckig, 4.4-5m Seitenlänge
Bilder von Jorge Esteban Caldera
Psychische Effekte auf den Besucher:
Zitat: „[…] Räume ermöglichen Identifikation und damit den Grundstein personaler Entwicklung.“ (Guhl, 2020, Architektur & Psychologie)
- Bauwerke haben Auswirkungen auf unsere persönliche Entwicklung
Mögliche Auswirkungen der Kapellbrücke auf die Besucher:
- Stabilität: Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Ort für Schutz und Rückzug (auch historisch gewollt)
- offen: lässt den Besucher die Stadt aus einem neuen Blickwinkel entdecken, in einem sicheren und geschützten Rahmen
- Identifikation: Historische Brücke, die auch mit Schweizer Geschichte verbunden ist.
Martina Guhl (2020, Architektur & Psychologie) über die Ansätze der Architekturpsychologie: „[…] und betonen den interaktiven Aspekt, wie Nutzer durch die gebaute Umwelt beeinflusst werden und wie sie auf die gebaute Umwelt reagieren, darin agieren und diese beeinflussen und verändern. Es geht daher um die Wechselwirkung von Raum und Verhalten.“
Literaturverzeichnis
- Guhl, M. (2020). Architektur & Psychologie.
Bilderverzeichnis
- Abbildungen 1 – 6: Jorge Esteban Caldera