Abgabe Kolloquium
Intervention
Kolloquium
Ortsanalyse
Die St. Karl Kirche steht im westlichen Teil des Stadtkerns von Luzern. Der gewählte Bauplatz wurde gut durchdacht: die Kirche sollte an einem städtebaulich zentralen Ort erstellt werden: am Brückenende der St. Karli Brücke, mit welcher man die Reus überquert, verbindet sie die zwei Quartiere Bramberg und Basel-/Bernstrasse und deren Bewohner. Die St. Karl Kirche wird im Westen von der Spitalstrasse gefasst und von Süden erschlossen. Des Weiteren ist die Kirche Nord-Süd-orientiert.
Geschichte / Architektur
Fritz Metzger, der Architekt der St. Karl Kirche wuchs in Winterthur auf und studierte in den 1920er Jahren Architektur in Zürich. Aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten wurde er mit dem Bau dieser Kirche beauftragt.
Nach einer kurzen Bauzeit von gut einem Jahr wurde die Kirche St. Karl am 28. Oktober 1934 eingeweiht. Seit 1964 steht die Kirche ausserdem unter Denkmalschutz und 1996 wurde sie im Bundesinventar für Gebäude von nationaler Bedeutung aufgenommen.
Die über 1500m2 grosse Kirche mit 900 Sitzplätzen zählt zu den wichtigsten Bauten der schweizerischen Kirchenarchitektur des 20. Jahrhunderts. Sie ist die erste Beton-Kirche der Zentralschweiz und gilt als erstes Bauwerk moderner Kirchenarchitektur in Luzern.
Der Eingang befindet sich auf der sonnigen Südseite und wird über eine Freitreppe erreicht. Das Vordach wird von vier über zehn Meter hohen Säulen gestützt. Das Kirchenschiff, mit den Nebenräumen nach Osten und Westen ausgerichtet, schliesst auf der Nordseite mit einer Rundung ab. An der südwestlichen Ecke ist der Kirchturm errichtet worden. Die Statik der Kirche beruht auf 24 tragenden Rundstützen. Die Aussenwände mit dem durchgehendem Fensterband sind hingegen nicht tragend.
Fritz Metzger sagte zum Innenraum folgendes: “Die räumliche Entwicklung einer Kirchenanlage soll den Gläubigen vom Portal bis zu den Stufen des Altars Wandlung erleben lassen.” Dieser Ansatz, dass der Altarbereich das Ziel des Weges ist, und im Fokus des Raumes liegt, wird sich auch in unserer Intervention wiederfinden.
Raumanalyse
Im Innern der Kirche schaffte Metzger einen Einheitsraum, in welchem von jedem Platz aus, das Geschehen am Altar mitvollzogen werden kann. Die Gottesdienstgemeinde wird von der nichttragenden Wand umspannt, welche im oberen Viertel einen Fensterkranz aufweist und darunter von Wandmalereien geziert ist. Die vorangestellten Säulen sind im gleichen Verlauf angeordnet wie die Aussenwände. Diese dreifache Wiederholung der umfassenden Grundform in Fensterkranz, Malereifries und Säulenstellung betont die Gemeinschaft von Volk und Priester.
Der Innenraum der St. Karl Kirche verfügt über zwei natürliche Lichtquellen. Dies ist einerseits das Fensterband, welches von der West- über die Nord- bis zur Ostseite reicht und andererseits sind es die mit Farbfenstern bestückten Eingangstüren.
Das um den Kirchenraum herumlaufende Fensterband verleiht dem Innern eine gleichmässige, gedämpfte Beleuchtung. Wenn die Sonne durch diese in aufwändiger Handarbeit hergestellten Bleiglasfenster scheint, wird das Licht im Glas gebrochen und als farbiges Mosaik auf die Marmorsäulen oder die gegenüberliegenden Wände projiziert.
Je nach Tageszeit und Wetter vermag das einfallende Tageslicht den Innenraum nur schwach zu erleuchten. Daher kann dieses durch diverse künstliche Lichtquellen schrittweise ergänzt werden. An den Säulen befinden sich Lampen, welche gegen die Aussenwände gerichtet sind und die Wandmalereien in Szene setzen. Die vier Andachtsnischen, links und rechts vom Kirchenschiff, sind mit separaten Deckenbeleuchtungen ausgestattet. Der Eingangsbereich unter dem Chor verfügt über indirekte Beleuchtung. Diese drei Lichtquellen gehören zur Grundbeleuchtung der Kirche. Während dem Gottesdienst wird die Sekundärbeleuchtung in Form von zehn Hängelampen über den Sitzbänken und einer Spotleuchte über dem Altar zusätzlich eingeschaltet.
Es wurden diverse Messungen der Belichtungsstärke im Kirchenraum durchgeführt. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle ersichtlich.
Grundbeleuchtung [Lux] | Sekundärbeleuchtung [Lux] | |
x1 | 125 | 150 |
x2 | 47 | 75 |
x3 | 490 | – |
x4 | 1 | – |
Intervention “Das Fenster zu Gott”
Wie in der Tabelle sichtbar, ergaben die Messungen der Beleuchtungsstärke im Altarbereich einen Wert von 125 Lux bei eingeschalteter Standardbeleuchtung und 150 Lux bei maximalem Licht. Dies sind tiefe Werte. Deshalb umfasst die Interventionsidee den Einbau von Dachfenstern im Deckenbereich. Mittels dieser Fenster soll der Tageslichtanteil beim Altar erhöht werden und diesem eine stärkere Gewichtung geben. Geplant sind runde Öffnungen direkt über dem Altar und zwischen den auf dem Bild erkenntlichen Stahlträgern in der Betondecke.
Durch das Tragwerk ist die Grösse der Fenster eingeschränkt, trotzdem lässt es Dimensionen von bis zu zwei Meter Durchmesser zu. Um möglichst viel Tageslichtanteil zu gewährleisten, sind drei Dachfenster geplant. Mit der Zahl Drei wird Bezug auf die christliche Dreifaltigkeit genommen. Ausserdem sollen die Motive des Auges (Gott Vater), des Kreuzes (Gott Sohn) und der Taube (Heiliger Geist) die Glasfenster zieren . Die Intervention “das Fenster zu Gott” verringert zusätzlich mit den Dachfenstern symbolisch die Distanz zwischen den Gläubigen und Gott, indem der Blick in den Himmel freigegeben wird.
Experiment Lichtkamin
Bei einem normalen Dachfenster wird der Innenraum nach dem Sonnenstand ausgeleuchtet. Dies führt dazu, dass der Altarbereich nicht über den ganzen Tag hinweg direkt beleuchtet wird. Mit Hilfe eines Lichtkamines, kann das Tageslicht eingefangen und über eine hochverspiegelte Röhre in den Innenraum gleitet werden.
Ob dieses Lichtkamin wirklich funktioniert, wollten wir selbst überprüfen. Mit Hilfe einer Kartonschachtel wurde der Innenraum dargestellt. Für das Lichtkaminexperiment testeten wir verschiedene Formen und Materialien. Bis jetzt haben wir herausgefunden, dass ein leicht abgeschrägter Kamin mit einer Spiegeloberfläche aus Aluminium-Folie am besten funktioniert. Damit auch nach dem Sonnenuntergang der Altarbereich ausgeleuchtet werden kann, ist der Lichtkamin mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet.
Weiteres Vorgehen
Folgende offene Punkte im Bezug zum Lichtkamin wollen wir in den kommenden Wochen testen:
- Lichtkamin in einem Kirchen-Modell im Massstab 1:50
- Experimente der Lichtverteilung im Raum
- Anordnung der Kamine
- Mit farbigen Lichtverteilern experimentieren
- Wie können die Motive des Auges, des Kreuzes und der Taube in das Lichtkamin integriert werden