Da die Beleuchtung beim Betreten der Kirche St. Karl ausgeschaltet war, wirkte sie düster und kühl auf mich. Das einzige (Sonnen-)Licht, das in den Innenraum gelangen konnte, strahlte durch das Fensterband mit den bunten Scheiben, welches direkt unter der Decke verläuft. Der Innenraum wirkt wie eine Wanne. Auch nach dem das Licht angeschaltet wurde, gewann der Raum nicht wirklich an Helligkeit. Es wurde viel mit indirekter Beleuchtung gearbeitet. So strahlen senkrechte Lichtbänder entlang der Stützen an die Innenseite der Aussenwände. Im Bereich des Altars strahlt ein Lichtband im Boden, entlang des runden Chores an den Wänden hoch. Im Kirchenraum hängen Lampen von der Decke. Über dem Altar wurde ein einzelner Spot platzier, der die Wichtigkeit dieses Ortes in der Kirche nochmals betont. Ich interpretiere ihn als das Licht Gottes.
Im Allgemeinen fällt mir auf, dass der Bereich des Altars im Vergleich zum restlichen Kirchensaal hochwertiger materialisiert. Der Altartisch, so wie die Stufen, die zum Chor hinaufführen und der Chorboden sind aus bzw. mit dem Collombey-Marmor (Wallis) [Das Werk, 1937, S. 107] verkleidet. Die übrigen Bodenbeläge sind in Linoleum ausgeführt. Vor allem der Altartisch oder auch Volksaltar genannt, bildet ein zentrales Element, auf das sich die Aufmerksamkeit der Gläubigen wenden soll [Grundordnung des römischen Messbuchs, S. 299].
Die Betonstützen im Innenraum, welche ebenfalls durch Riemchen aus Collombey-Marmor (Wallis) [Das Werk, 1937, S. 107] verkleidet wurden, folgen dem Grundriss der Kirche und unterteilen diese in 3 Schiffe. Sie unterstreichen die Verbindung von Boden und Decke. Wand, Säule und Dach bilden die wesentlichen Elemente. Hinter den Sützen befinden sich kleine Nischen. In einer dieser Seitennischen befindet sich der Antonius-Altar, welcher von dem Bildhauer Paul Speck erstellt wurde [Das Werk, 1938, S. 289]. Er zeigt auf weissem Keramik den heiligen Antonius von Padua beim Austeilen von Brot an die Bedürftigen [Willkommen in der Kirche St. Karl, 2012, S. 11].
Das bereits erwähnte Fensterband mit dem farbigen Glas wurde vom schweizer Kunstmaler Hans Stocker angefertigt, welcher durch einen Wettbewerb an den Auftrag kam. Sie sind von den Farben der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft inspiriert, welche im christlichen Weltbild als Grundlage allen Seins gelten [Wikipedia, 15.10.2021]. Ebenfalls findet man Steine und Fische in den Fenstern. Der Fisch ist das Symbol der Christen und auch die Steine haben eine wichtige Symbolik im christlichen Glauben. So werden Jesus und die Christen auch als lebendige Steine bezeichnet.
Die Innenwände wurden zur Wärmeisolierung und Schalldämpfung mit Tuffitplatten bekleidet [Das Werk, 1937, S. 107]. Die Fresken, welche währen vier Sommern von Hans Stocker gemalt wurden, zeigen Szenen aus dem Leben Jesus [Das Werk, 1941, S. 31].
Die Orgel, die in der Empore in der Oberkirche steht, wurde 1935 von der Firma Orgelbau Willisau AG erbaut [Willkommen in der Kirche St. Karl, 2012, S. 15].