Nicolas Wälle, tätig bei Gross Generalunternehmung AG, Masterarbeit «IPD und DB in der Schweiz» 2023
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Bei zahlreichen Verhandlungsgesprächen, an welchen ich in den letzten Monaten und Jahren teilnehmen durfte, wurde von Seiten der Unternehmer immer öfters von einer positiven und partnerschaftlichen Zusammenarbeit gesprochen.
Doch weshalb muss diese Art der Zusammenarbeit dermaßen betont werden und darf nicht als Grundvoraussetzung gesehen werden?
Es scheint, als würden Unternehmer nicht mehr nur mit dem Produkt, sondern auch mit der Art der Zusammenarbeit werben wollen. Mit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit soll die gemeinsame Zielerreichung im Vordergrund stehen. Bei den vielen schönen Worten geht jedoch auch immer wieder vergessen, dass sich doch alle in einem gewissen Preiskampf befinden, welcher oftmals durch Bauherrschaften mit der Vergabe an den günstigsten Unternehmer noch befeuert wird. Hinzu kommt, dass Risiken und Verantwortung, wenn immer möglich, auch auf andere abgewälzt werden sollen. Das Bedürfnis nach maximalem persönlichem Gewinn führt unter diesen Voraussetzungen unweigerlich zu Konflikten, welche wiederum eine partnerschaftliche Zusammenarbeit erschweren oder gar verunmöglichen.
Als möglicher Ausbruch aus dieser Negativspirale kamen in den letzten Monaten vermehrt Begriffe wie IPD, DB oder Allianzverträge auf. Diese Modelle der Zusammenarbeit beruhen auf einer Partnerschaft, in welcher gemeinsame Projektziele den Erfolg definieren. Der Gedanke von Risikoabgabe und persönlicher Gewinnmaximierung muss in diesen Modellen jedoch beiseitegelegt werden. Dass dies nicht einfach ist, zeigen zahlreiche Gespräche mit Unternehmern, welche an Modellen wie IPD oder DB interessiert sind, jedoch bei Themen wie gemeinsamen Projektrisiken das System bereits kritisch hinterfragen. Diese Kritik ist durchaus nachvollziehbar. So definieren die unterschiedlichen SIA-Normen doch klare Schnittstellen, Vorgaben und Toleranzen, welche es für Unternehmer vereinfachen, sich von anderen Gewerken losgelöst anzusehen. Dies fördert das isolierte Wissen für das eigene Gewerk und lässt das Verständnis für das große Ganze, bzw. die Gewerke der Nebenunternehmer, vermehrt in den Hintergrund treten.
Kann die erlernte Abgrenzung von Nebenunternehmern wieder aufgebrochen werden, so bietet dies die Grundlage für eine mögliche Zusammenarbeit im Rahmen von IPD, DB oder einer Projektallianz. Doch nicht nur die Unternehmer müssen entsprechend umdenken. Auch Bauleitungsbüros, General- und Totalunternehmer müssen verstehen, dass die Erreichung eines gemeinsamen Projektziels nachhaltiger ist als die Maximierung des persönlichen Gewinns. Wenn zu guter Letzt auch die Bauherren mit auf den Weg der gemeinsamen Projektentwicklung und -realisierung mitgenommen werden können, wird die Zusammenarbeit effizienter und dadurch auch der gemeinsame Projekterfolg grösser ausfallen.
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung nach IPD liegt somit in der Offenheit sowie dem Vertrauen gegenüber den Projektbeteiligten sowie einem Ausbruch aus dem Gedanken der Abgrenzung des eigenen Werkes gegenüber anderen.