Nils Leuenberger, tätig bei Allreal GU, Masterarbeit «Kollaborative Projektorganisation» 2023
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Die Komplexität, aber auch die gesellschaftlichen und politischen Anforderungen an Bauprojekte nehmen stetig zu.
Für die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen, in einem ohnehin schon hart umkämpften Markt, sind neue Ansätze gefragt. Ein vielversprechender Ansatz besteht in der kollaborativen Projektorganisation.
Für eine effektive Umsetzung von Kollaboration braucht es nicht weniger als einen grundlegenden Kulturwandel in der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit. Neue Verträge und Vergütungsmodelle schaffen Anreiz, nicht mehr das Minimum zu leisten, sondern gemeinsam möglichst effiziente und innovative Lösungen zu erarbeiten. Dabei steht die Projektoptimierung im Fokus und ersetzt das heutige Claim Management durch eine neue und bessere Möglichkeit, um Margen zu erwirtschaften.
Allianzverträge bilden den rechtlichen Rahmen, in dem das Projektteam ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel verfolgt. Die den heutigen Verträgen inhärenten Interessengegensätze werden damit beseitigt. Kollaboration ist nämlich nur dann möglich, wenn sich die Ziele der verschiedenen Akteure nicht zuwiderlaufen. Integrierte Zusammenarbeit macht es nötig, die heutigen, sequenziellen Prozesse neu zu denken. Sie erfordert eine Abkehr vom gegenwärtig gebräuchlichen Design-Bid-Build-Modell. Erst dadurch ist es möglich, viel früher im Projekt deutlich mehr Know-how und eine gesamtheitliche Sichtweise zu vereinen.
Auch die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ist zentral – besonders auch die informelle Kommunikation. Sie kann dadurch gefördert werden, dass das Projektteam regelmässig in einem Coworking Space arbeitet. Dies reduziert die Hürden in der Kommunikation auf ein Minimum.
Schliesslich haben auch neue Methoden und Arbeitsmittel wie beispielsweise Building Information Modeling das Potenzial, Kollaboration erheblich zu fördern. Umgekehrt profitieren sie auch sehr von der stärkeren Zusammenarbeit. Der Fokus weg vom unproduktiven Gegeneinander und hin zum wertschöpfenden Miteinander setzt erhebliche Ressourcen frei. Deren ergebnisorientierter Einsatz führt nachweislich dazu, die Arbeitsproduktivität und Wettbewerbsfähigkeit signifikant zu steigern und die Kosten zu senken.