AWAS: Gemeinsam für eine bessere Zukunft afghanischer Frauen

Wenn du das Wort “afghanische Frauen” hörst, kommen dir vermutlich Begriffe wie Unterdrückung, Taliban und Krieg in den Sinn. Oder wann hast du das letzte Mal etwas über Afghanistan gehört? Oft hört man nur von dem Leid der Frauen, die keine Rechte besitzen und unsichtbar in der Gesellschaft sind.

Doch was sind eigentlich Frauenrechte? Haben nicht alle Menschen von Geburt an die gleichen Rechte? Wenn man von Frauenrechten spricht, sollten das nicht auch die gleichen Rechte sein? Diese Fragen beschäftigen mich, seit ich begonnen habe, über Frauen und ihre Rechte nachzudenken – und über meine eigenen Rechte.

2014 schrieb ich meine Maturarbeit über die Frauenrechte in Afghanistan. Ich war vor Ort und interviewte Frauen, um ihre Geschichten, Träume und Perspektiven mit der Welt zu teilen. Frauen, die seit Jahrzehnten für ihre Rechte kämpften und immer noch voller Hoffnung, Liebe und Träume waren. In den letzten 20 Jahren hatten viele Frauen in Afghanistan das Recht auf Bildung und Karriere. Sie waren Teil des öffentlichen Lebens und kämpften gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Zwangsheirat.

Heute sieht die Welt für afghanische Frauen anders aus. Die Geschichte wiederholt sich im 21. Jahrhundert. Mit der Machtübernahme der Taliban sind Millionen Frauen und Mädchen zu Gefangenen geworden, denen ihre Freiheit und Rechte beraubt werden. Unter der Herrschaft der Taliban müssen sie ihre Träume begraben. Eingeschränkte Mobilität, Ausschluss aus Bildung und Gesundheitsversorgung sowie soziale Isolation gehören zum Alltag einer Frau in Afghanistan. Ihre Rechte werden verwehrt und sie werden unterdrückt. Frauen haben heute keine Perspektive und verstecken sich. Bilder von Frauen werden übermalt und abgerissen und bekannte Aktivistinnen werden von Taliban-Kämpfern gesucht und müssen untertauchen. Einige haben bereits Bedrohungen erfahren, während andere befürchten, dass die Sicherheit ihrer Familien oder Organisationen und Hilfsprojekte gefährdet sein könnte, wenn sie sich kritisch über die Taliban äussern.

Die aktuelle Lage der Frauen in Afghanistan

Die Lage in Afghanistan hat sich dramatisch verschlechtert. Am Anfang gab es noch ein bisschen Hoffnung, dass die Taliban ihre Versprechen halten würden und Frauen weiterhin arbeiten und ihre Rechte ausüben könnten. Doch ein Jahr später ist klar geworden, dass das nicht der Fall ist. Die Armut hat zugenommen und die Situation ist schlechter geworden.

Einige argumentieren, dass zumindest kein Krieg mehr herrscht und dass sich die Sicherheitslage verbessert hat. Das mag zwar stimmen, aber es ist keine ausreichende Grundlage, um darauf das Leben und die Zukunft von Generationen aufzubauen. Die Herrschaft der Taliban betrifft nicht nur die Frauen in Afghanistan, sondern auch das Kulturerbe des Landes. Musik, Kunst und andere Dinge sind verboten, und es gibt keine Meinungs- und Medienfreiheit. Die Abwesenheit von Krieg sollte uns nicht dazu verleiten, die Situation zu akzeptieren.

“Afghanische Frauen sollten überall auf der Welt ihre Ziele und Träume verwirklichen können, insbesondere in ihrer Heimat. Dafür stehen wir ein.” – Homayra Danishyar-Sajjadi, Vizepräsidentin und Marketing und Sozialmedia verantwortliche

AWAS – Wer sind Wir?

Stell dir vor, du musst aus deinem Heimatland fliehen, weil du dort nicht mehr sicher bist. Du kommst in ein fremdes Land und musst eine neue Sprache lernen, eine neue Kultur verstehen und dich in einer neuen Gesellschaft zurechtfinden. Das ist die Realität für viele afghanische Frauen, die auf der Flucht vor Krieg, Elend und Unterdrückung in die Schweiz gekommen sind. Doch anstatt sich ihrem Schicksal zu ergeben, haben einige von ihnen beschlossen, ihre Stimmen zu erheben und anderen Frauen in ähnlichen Situationen zu helfen.

“AWAS ist eine Organisation, die von Frauen für Frauen gegründet wurde, um Unterstützung und Chancengleichheit für afghanische Frauen in der Schweiz und in Afghanistan zu schaffen.” – Maryam Sediqi, Vizepräsidentin und Finanzen 

Unser gemeinnütziger Verein AWAS – Afghan Women Association in Switzerland – wurde ins Leben gerufen, um afghanischen Frauen in jeglicher Hinsicht zu helfen, sowohl in Afghanistan als auch hier in der Schweiz. Der Name “AWAS” bedeutet auf Farsi “Stimme” und symbolisiert unsere Mission, die Stimme der afghanischen Frauen zu sein und ihre Rechte zu vertreten. Wir haben selbst die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, als Flüchtling in einem fremden Land Fuss zu fassen, und möchten anderen Frauen helfen, sich hier zurechtzufinden.

Unsere Initiative entstand, als die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kamen. Anfangs halfen wir alle einzeln, bis wir uns entschlossen, gemeinsam zu arbeiten und eine Anlaufstelle für Frauen in Afghanistan und der Schweiz zu schaffen, um Unterstützung bei sozialen, finanziellen und administrativen Fragen zu bieten und zur Integration afghanischer Frauen in der Schweiz beizutragen. Dr. Khaleda Sajjadi-Maeder, Homayra Danishyar-Sajjadi und Maryam Sediqi sind die drei Mitgründerinnen von AWAS.

AWAS Gründerinnen: Von links nach rechts: Dr. Khaleda Sajjadi-Maeder, Maryam Sediqi, Homayra Danishyar-Sajjadi

Hilfe in der Schweiz

Unsere Hauptziele sind die Integration, Arbeit und Ausbildung von afghanischen Frauen in der Schweiz. Wir wollen Frauen helfen, die Sprachbarriere zu überwinden und sich in der Schweiz zurechtzufinden, sei es bei administrativen Angelegenheiten, der Suche nach Arbeit oder Ausbildungsmöglichkeiten. Wir sind auch bestrebt, Informationen über das Schweizer System bereitzustellen, sei es in Bezug auf Steuern, Bildung, Gesundheit oder Versicherung.

Als afghanische Frauen liegt es uns am Herzen, die afghanische Kultur in der Schweiz näherzubringen und zu bewahren. Insbesondere möchten wir, dass afghanische Kinder Dari lernen und ihre Wurzeln kennenlernen können. Wir organisieren regelmässig “Ladies Night” Veranstaltungen, um Spenden zu sammeln, aber auch um unsere Kultur den Menschen in der Schweiz näherzubringen und die Integration zu fördern.

Unser Ziel ist es, ein starkes Netzwerk von afghanischen Frauen in der Schweiz aufzubauen und uns gegenseitig zu unterstützen Wir möchten auch erfolgreiche Geschichten von afghanischen Frauen teilen und ihre Errungenschaften feiern, um anderen Frauen zu zeigen, dass es möglich ist, hier erfolgreich zu sein. Die Geschichten afghanischer Frauen sind oft von Unterdrückung und Leid geprägt, aber es gibt auch viele inspirierende Beispiele von Frauen, die sich für Veränderungen einsetzen.

Wir glauben, dass es wichtig ist, die Kultur und Geschichte Afghanistans zu bewahren und weiterzugeben, und möchten dazu beitragen, indem wir Kulturaustausch zwischen der Schweiz und Afghanistan ermöglichen.

“Die afghanischen Frauen und Mädchen sollen ihre unglaubliche Willenskraft entdecken, um ihre Ziele selbst zu erreichen. Ich will sie dabei unterstützen. ‘Empower her’ ist mein Motto” – Dr. Khaleda Sajjadi-Maeder, Vereinspräsidentin

Hilfe in Afghanistan

Bei unserem Engagement in Afghanistan liegt der Fokus derzeit vor allem auf finanzieller Unterstützung, da die Armut im Land weit verbreitet ist. Wir haben klare Richtlinien für unsere Hilfe in Afghanistan festgelegt, wobei unsere Priorität der Unterstützung von alleinstehenden Frauen mit oder ohne Kinder gilt. Wir bevorzugen keine bestimmten Bezirke, Ethnien oder Sprachen in Afghanistan und helfen daher allen Bezirken nacheinander. Das Geld wird an vertrauenswürdige Personen gesendet, die entweder Lebensmittel oder Bargeld verteilen. Wir bitten sie auch, uns Fotos und Videos als Beweismittel zur Verfügung zu stellen, die wir auf unserem Instagram-Account teilen können. Während des Winters konzentrieren wir uns auf Bezirke, die besonders kalt sind und dringend Hilfe benötigen, während wir im Sommer andere Bezirke unterstützen, die mit den hohen Temperaturen zurechtkommen müssen.

Unser Ziel ist es, den Frauen in Afghanistan die Möglichkeit zu geben, sich selbst finanzieren zu können und langfristig etwas aufzubauen. Deshalb arbeiten wir an einem Nähprojekt, um einen autonomen Zyklus vor Ort zu schaffen. Wir hoffen, dass wir dieses Projekt im Jahr 2023 umsetzen können.

Partnerschaften und Kooperationen

Wir legen grossen Wert auf Partnerschaften und Kooperationen, um unsere Arbeit zu verbessern und unsere Ziele zu erreichen. Eine unserer ersten Partnerschaften haben wir mit der feministischen Frauenstreik in Zürich aufgebaut. Wir arbeiten auch mit Mazay Bern zusammen, einer Organisation, die sich für Integration einsetzt. Sophie de Quay, eine talentierte Sängerin, hat das Projekt “Afghanistan chéri” ins Leben gerufen, um eine afghanische Künstlerin in der Schweiz zu unterstützen. Wir freuen uns sehr, mit ihr zusammenzuarbeiten und eine Ausstellung zu organisieren. Darüber hinaus haben wir gemeinsame Projekte mit dem UNHCR in Planung. Für die Zukunft planen wir, mit anderen Vereinen und Organisationen in der Schweiz zu kooperieren, uns zu vernetzen und uns gegenseitig zu unterstützen, um grössere Projekte gemeinsam zu realisieren.

Wie kannst du uns unterstützen?

Vor einem Jahr haben wir viele Anfragen von Menschen erhalten, die helfen wollten, aber nicht wussten, wie. Deshalb haben wir eine Webseite (AWAS – Afghan Women Association Switzerland) eingerichtet, auf der sich engagierte Personen melden können und angeben, wie viel Zeit sie investieren können und welche Art von Hilfe sie leisten möchten.

Wir sind der Ansicht, dass alle Flüchtlinge gleichbehandelt werden sollten. Leider ist das nicht immer der Fall, und wir haben gesehen, wie Flüchtlinge aus bestimmten Ländern bevorzugt werden. Wir glauben, dass afghanischen Flüchtlingen die gleichen Chancen eingeräumt werden sollten wie europäischen Kriegsopfern. Sie sollten die gleichen Rechte auf Bewegungsfreiheit, Bildung und Arbeit haben.

Folge uns gerne auf Instagram , um unsere aktuellen Beiträge und Hilfsaktionen zu verfolgen. Wenn du jemanden kennst, der Hilfe braucht oder helfen möchte, zögere nicht, ihm von unserem Verein zu erzählen. AWAS ist nicht nur für afghanische Frauen gedacht, jeder kann mitmachen, ob Frau oder Mann. Wir brauchen neue Ideen und begeisterte Menschen, die etwas bewegen möchten. Werde jetzt aktiv oder passiv Mitglied und setze dich für die Stimme der Frauen in Afghanistan ein!

 

Maryam Sediqi

Herzlich willkommen auf meiner Seite! Ich bin Maryam, eine Studentin an der HSLU Luzern und eine der Mitgründerinnen von AWAS - Afghan Women Association Switzerland. Als gebürtige Afghanin sehe ich es als meine Pflicht, meine Stimme für die stimmlosen Frauen meines Landes zu erheben. Die Geschichte der afghanischen Frauen ist von Krieg und Unterdrückung geprägt, doch ich möchte dir eine andere Seite zeigen: Die Seite inspirierender Frauen, die trotz aller Widrigkeiten ihren Träumen treu geblieben sind. Frauen, die in der Schweiz ein neues Leben aufgebaut haben und zu Vorbildern für die neue Generation werden. Wenn auch du dich für diese Geschichten interessierst, dann bleib dran - ich werde regelmässig weitere Beiträge und Videos darüber veröffentlichen. Zusammen können wir dazu beitragen, die Stimmen und Geschichten der afghanischen Frauen zu stärken und zu verbreiten.

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29 thoughts on “AWAS: Gemeinsam für eine bessere Zukunft afghanischer Frauen

  1. Bravo Maryam, deine Seite ist sehr spannend und ich freue mich auf deine Beiträge über afghanischen Frauen und ihre Portraits. Keep the good work going!

  2. Wow, mega interessanter Beitrag! Ich finde es sehr schön wie du dich aktiv in diesem Verein einbringst – bewundere ich sehr!

      1. Du bist ein kluges Keksmädchen, du hast die besten Ideen, wenn du sagst: „Das wollte ich tun“, glaube ich dir voll und ganz. Dein kreatives Potenzial scheint grenzenlos.

  3. Es ist sehr bewundernswert, wie du niemals aufgibst. Dein Durchhaltevermögen sollte anderen Frauen und sogar Männern als Vorbild dienen, denn du bist eine starke Frau, die Bewunderung verdient. Du solltest stolz auf dich sein und weitermachen.

    1. Vielen Dank für deine Unterstützung! Unser Ziel ist es, andere Frauen bestmöglich zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen und Herausforderungen zu bewältigen.

  4. Ciao Maryam
    Wundervoller Blog Beitrag. Ihr habt einen sehr schönen Namen mit einer noch schöneren Bedeutung für euren Verein gewählt. Ich freue mich die Geschichten von tapferen Frauen in deinen nächsten Beiträgen zu lesen und mich inspirieren zu lassen. Vielen Dank für deine Stimme.

    Persönlichkeiten wie dich braucht diese Welt mehr🫂🧿❤️

  5. Das Thema ist sehr emotional für mich. Ich finde es schön, dass AWAS afghanische Frauen in der Schweiz unterstützt.

  6. Super spannend geschrieben! Ich bin stolz auf AWAS und freue mich auf deine nächste Beiträge.

  7. Es ist von grosser Bedeutung, das Thema der afghanischen Frauen anzusprechen und ihre Geschichten zu teilen. Afghanische Frauen haben im Laufe der Geschichte unglaubliche Herausforderungen und Unterdrückung erfahren, insbesondere während der Taliban-Herrschaft. Trotzdem haben sie durch ihre Entschlossenheit und ihren Mut beeindruckende Fortschritte erzielt und Veränderungen herbeigeführt. Es ist wichtig, ihre Stimmen zu hören und ihnen Unterstützung zu bieten, um sicherzustellen, dass sie weiterhin Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen grundlegenden Rechten haben. Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen, vielen Dank für deine Arbeit.

  8. Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Es ist grossartig, dass du die Geschichten der afghanischen Frauen teilen möchtest und ich freue mich darauf, mehr von deinen Beiträgen zu lesen.

  9. Wow, liebe Maryam. Dein Engagement ist bewundernswert. Und dein Blogbeitrag ist super interessant! Ich freue mich sehr, mehr von dir zu lesen. You go girl! <3

  10. Dear Maryam, I have to say, this blog post is truly amazing. 👏
    I truly hope that all women have the opportunity for a brighter future. I’m really looking forward to your content.

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