Am 31. Dezember 2019 um 10.31 Uhr veröffentlicht die dpa (Deutsche Presse-Agentur) die Meldung über den Ausbruch einer mysteriösen Lungenkrankheit in der zentralchinesischen Metropole Wuhan. Auch in unsere Zeitungen schafft es die Meldung immerhin in die Nebenspalten. Jene, die es lesen, nehmen es schulterzuckend zur Kenntnis. Jene, die es nicht lesen, werden es früher oder später sowie so erfahren. Je später desto weniger schulterzuckend.
76 Tage später, wir schreiben den 16. März 2020, Bern, Bundespräsidentin Frau Simonetta Somaruga verkündet im Namen des Gesamtbundesrates den Lockdown. Von einem auf den anderen Tag schliessen Schulen, Geschäfte und Dienstleister. Das öffentliche Leben wird heruntergefahren. Die, die können, werden ins Home-Office geschickt. So trifft man in diesen Tagen manch einen an, der mit dem Bildschirm unter dem Arm das Weite sucht. Andere füllen Einkaufswägen mit Toilettenpapier und Produkte wie Seifen oder Desinfektionsmittel sind restlos ausverkauft. In Europa gehört die Schweiz neben dem hart getroffenen Italien zu den ersten Ländern, die einen Lockdown ausrufen. Aber schon bald ziehen die anderen europäischen Länder nach. Plötzlich steht die Welt still, Flugzeuge bleiben am Boden, Reiseanbieter sagen alles ab, die Strassen in den Städten sind leer, Bilder von leergefegten Plätzen wie vor dem Mailänder Dom oder dem Time Square gehen um die Welt. Das Leben wird nie mehr so sein, wie es war. Für die Bevölkerung kommt die grösste psychische Belastung seit dem zweiten Weltkrieg. Die Massnahmen sind nötig, die Folgen massiv. Jene mit Haus und Garten haben es gut, aber stellt euch vor, ihr wohnt im 10. Stock in einer 4-Zimmer Wohnung ohne Balkon mit zwei Kindern. Da kommt jede und jeder an seine Grenzen.
Die psychischen Folgen der Corona-Krise
Diese Krise wird durch zwei Faktoren stark beeinflusst. Einerseits kursiert eine grosse Angst, andererseits geht der soziale Austausch verloren. Beide haben einen enormen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Drehen wir die Zeit mal zwei Jahre und ein Monat zurück. Wir stehen am Anfang der Krise. In unseren Medien kursieren Bilder von Bergamo (ITA) wie Leichen in Militärfahrzeugen abtransportiert werden. Aus dem Elsass (F) vernehmen wir die Nachricht, dass eine Eishalle umfunktioniert werden muss. In ein Testcenter? Nein, sondern in eine Leichenhalle, weil es im Spital keine Kapazität mehr hat. Das sind nur zwei Beispiele. Aber sie zeigen, dass sie in erster Linie Angst auslösen. Es ist richtig, dass diese Nachrichten gebracht werden. Es braucht diese schrecklichen Bilder aus den Spitälern. Wir müssen uns der Wahrheit stellen und diese akzeptieren. Das ist die Realität und nicht irgendein schlechter Sciencefiction Film. Aber die Schweiz muss auch bereit sein, dass genügend Kapazitäten im psychischen Bereich vorhanden sind, denn dass diese während einer solchen Krise zunehmen, ist unumgänglich. Das zweite was verloren ging ist der soziale Austausch. Das ist ein wichtiger Faktor der psychischen Gesundheit. Die ältere Generation wurde in Altersheime eingesperrt. Ein Besuch der Familie nicht möglich. Für die Jungen wurde alles geschlossen, was Ihnen in diesem Alter wichtig ist. Plötzlich mussten wir uns alle mit uns selbst auseinandersetzen. Der Mensch ist dafür nicht geschaffen. Jetzt stellt sich die Frage, für welche Generation ist diese Krise schlimmer?
Verschiedene Analysen zeigen einen deutlichen Trend
Das Bundesamt für Gesundheit hat die psychische Entwicklung während der Corona-krise beobachtet und untersucht. Die Untersuchung ergab, dass die Nutzung von Hilfsangeboten stark zugenommen haben. Die psychische Gesundheit kann durch eine solche Krise sehr schnell aus den Fugen geraten. Die belastenden Faktoren sind dabei Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen, Einsamkeit oder familiäre Konflikte. Dazu kommt, dass für die Stressbewältigung der soziale Kontakt fehlt. Die Studie wurde ausserdem für bestimmte Bevölkerungsgruppen vertieft analysiert. Dabei ergaben sich folgende Resultate:
- Ältere Menschen (ab 65 Jahre) litten verstärkt an Einsamkeit oder negativer Stimmung. Das lag einerseits an der sozialen Isolation, andererseits waren aber auch bereits vorhandene psychische Vorerkrankungen ein Grund.
- Für die Jugendlichen war es schwierig, da die Kontakte zu Gleichaltrigen eingeschränkt waren.
- Personen im mittleren Altern waren Mehrfachbelastungen wie Arbeit und, wenn sie Kinder haben, dem Homeschooling ausgesetzt.
Die Analyse ergab, dass sich zischen dem März 2020 und Mai 2021mehr als acht Prozent der älteren Menschen häufig oder sehr häufig einsam fühlte. Gemäss der Swiss Corona Stress Study weisen Personen ab 65 Jahren ein geringeres Stressniveau auf und weniger depressive Symptome als die jüngere Altersgruppe. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich in einer besonders sensiblen und prägenden Lebensphase und gelten daher als sehr empfindliche Gruppe für psychische Folgen der Pandemie. Durch das Fehlen der für die Sozialisation und Identitätsbildung so wichtigen Kontakte zu Freunden und Gleichaltrigen, die Unsicherheit der Zukunft oder belastete familiäre Systeme.
Empirische Forschungsarbeiten bestätigen, dass die jüngeren Personen im Vergleich zu den älteren Generationen eine höhere psychische Belastung aufgrund der Corona-Krise aufweisen. Eine Umfrage ergab, dass ich rund 30% der jungen Erwachsenen im April 2020 schlechter fühlte als vor der Krise. 19 Prozent fühlten sich besser und 51 Prozent merkten keinen Unterschied. Weitere Befragungen im Auftrag des BAGs ergaben, dass sich Jugendliche weniger glücklich, ruhig und ausgeglichen fühlen und mehr entmutigt, deprimiert und nervös sind.
Es zeigt, dass ich die von mir gestellte Frage deutlich beantworten lässt, dass es bei der jüngeren Generation zu einem erhöhten Anstieg kam. Doch kann nun gesagt werden, dass es eine der beiden Generationen härter getroffen hat? Meine persönliche Antwort lautet nein. Denn am Ende bleiben auf beiden Seiten nur Verlierer. Egal ob Jemand jung oder alt ist, eine psychische Erkrankung ist eine zu viel.
Nun seid ihr gefragt: Welche Krankheit trage ich seit März 2020 in meinem Rucksack mit und was sind ihre Merkmale?
- Schizophrenie
- Depressionen
- Bipolare Störung
- Borderline
- Long COVID-19
Gebt eure Antwort unten in den Kommentarspalten ab.
Auch sonst freue ich mich über eure Feedbacks.
Die Auflösung folgt im nächsten Teil.
3 Comments
Lieber Luki
Die Bipolaire Störung ist ein krasses Auf und Ab von manischen, also überschwänglichen, teils überschätzenden und powervollen Phasen und depressiven, also schmerzerfüllten, traurigen, antriebslosen Phasen. So meine ich dies zumindest zu wissen.
Nicht einfach, dieses Himmelhochjauchzend – Zu Tode betrübt, kann ich mir sehr gut vorstellen.
Sehr gut geschrieben!
Hey Luke
Vielen Dank!
LG Luki