Zelten im Winter

Draussen übernachten bei -10°C: Ein Guide zum Zelten im Winter

Wann war das letzte Mal, dass du etwas zum ersten Mal gemacht hast? Ende Februar war ich das erste Mal Zelten im Winter auf 2500 müM. Klingt kalt? War es aber nicht. Dafür habe ich einige andere Pannen erlebt. Meine Erlebnisse und Erfahrungen habe ich nun in einen Guide verpackt.

Dies ist mein Guide, wie du im Winter draussen übernachten kannst, ohne dir den Allerwertesten abzufrieren.

Fotos: Worldofdave

Do’s: Das solltest du beim Zelten im Winter beachten

Ohne Planung wird wahrscheinlich nichts aus deinem winterlichen Camping-Abenteuer. Daher habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die du vor und während dem Zelten beachten solltest. 

  • Nimm nur so viel mit, wie du tragen kannst

Je mehr Gewicht im Rucksack desto mühsamer der Aufstieg. Strafe dich nicht selber mit (zu) viel unnötigem Equipment, als dass du effektiv brauchen wirst.

  • Wintertaugliches Equipment

Das ist das absolute Schlüsselelement, wenn es um Kälte und Frieren geht. Es gibt keine kalten Nächte nur schlechte Ausrüstung! Glücklicherweise durfte ich einen Expeditionsschlafsack und eine Matte mit hohem R-Wert von einem Kollegen ausleihen (by the way danke nochmals, falls du das liest). Ich habe übrigens fast die ganze Skibekleidung (Skiunterwäsche, Primeloft inkl. Skihose) sowie Kappe und Handschuhe im Schlafsack getragen. Nur die Goretex-Jacke habe ich ausgezogen.

  • Such dir einen geeigneten Schlafplatz

Ein paar Dinge solltest du beachten, bevor du dein Zelt aufstellst.

  1. Wind: Zieht es (z.B. auf einem Gipfel oder einem Grat)? Dann suche lieber einen windstillen Ort und verzichte dafür auf Sonnenaufgang aus dem Zelt. Wer schon bei starkem Wind in einem Zelt schlief, weiss wovon ich rede.
  2. Fläche: Such dir eine flache Stelle. Im Schlaf nach unten rutschen, ist nicht sehr angenehm.
  3. Lawinengefahr: Such dir einen Platz aus, der nicht direkt unter einem Steilhang liegt, wo die Lawinengefahr hoch ist.
  4. Routenplanung: Wenn du (so wie wir) am nächsten Morgen einen Gipfel in Angriff nehmen willst, lass Zelt und Equipment am Schlafplatz stehen und nimm nur das nötigste mit auf den Aufstieg, Stichwort «nicht-zu-viel-Gewicht-am-Rücken». Das geht natürlich nur, wenn du bei der Abfahrt auch wieder am Schlafplatz vorbei kommst. Wähle deinen Schlafplatz also so, dass er in deine Routenwahl passt.
  • Grab ein Loch

Wort wörtlich. Ca. 0.5 – 1 Meter tief sollte dein Loch sein und so gross, dass du dein Zelt hineinstellen kannst. Dies schützt dich zusätzlich vor Wind.

  • Bring zwei Gaskartuschen mit

Ein wichtiges Back-Up gerade im Winter, wo du auf eine warme Mahlzeit angewiesen bist.

  • Was nicht einfrieren soll, gehört über Nacht in den Schlafsack

Ganz wichtiger Punkt. Ein verschwitztes Shirt, nasse Handschuhe etc. gehören über Nacht mit in den Schlafsack – sonst sind sie am nächsten Tag gefroren! Wenn es geht, nimm den Innenschuh deiner Skischuhe ebenfalls in den Schlafsack. Bei mir ging das leider nicht, weshalb ich am nächsten Morgen ziemlich Mühe hatte, meine Skischuhe anzuziehen (obwohl ich die Skischuhe mit ins Zelt nahm).

  • Schnee abkochen, damit du am 2. Tag genügend Wasser hast

Wasserreserven für 2 Tage brauchen viel Platz im Rucksack und viel Kraft beim Aufstieg, weil sie schwer sind. Daher lieber am nächsten Morgen Schnee schmelzen, als 3 Liter den Berg hinaufschleppen.

  • Safe Place als Back-Up in der Nähe

Falls doch etwas schief gehen sollte (man weiss ja nie), ist es von Vorteil einen «Safe Place» in der Nähe zu haben, z.B. ein Biwak oder eine SAC Hütte.

https://www.tiktok.com/@christineinthemountains/video/6947962506254011653?lang=de-DE&is_copy_url=0&is_from_webapp=v1&sender_device=pc&sender_web_id=6943527246145766917

Don’ts: Diese Fehler solltest du vermeiden

 Auch wir haben bei unserem Camping Abendteuer im Winter den einen oder anderen Fail geboten. Wenn du das liest, sollten dir ein paar unserer Ärgernissen erspart bleiben.

  • Viel Verpackung und somit Abfall

Achte dich beim Einkaufen, dass du Lebensmittel ohne oder nur mit wenig Verpackung wählst. Da wir nichts auf dem Berg zurücklassen, musst du deinen ganzen Müll wieder ins Tal tragen. Du machst dir also selber einen Gefallen, wenn du möglichst wenig Abfall produzierst. 

  • Wasser vor dem Zelt liegen lassen

Wann gefriert Wasser? Ah ja bei 0°C – also relativ schnell in einer Winternacht. Mach es nicht wie wir und vergiss deine Wasserflasche vor dem Zelt. Am nächsten Morgen haben wir einen Eisklotz vorgefunden, Anfängerfehler!

Tipp: Nimm deine Wasserreserven ins Zelt möglichst nahe am Schlafsack, damit das Wasser nicht gefriert. 

  • Eine leere Gaskartusche

Wie ich oben bereits geschrieben habe, empfiehlt es sich, eine Ersatzgaskartusche dabei zu haben. Das hatten wir auch – nur war die zweite Flasche leer, ouu yeah! Die Folgen davon muss ich nicht erklären.

À propos: Feuerzeug nicht vergessen. Eine volle Kartusche ohne Feuer ist etwa genauso doof wie eine leere Kartusche. 

  • Koch keine Linsen!

Wenn wir schon beim Thema sind: Auf unserem Menu standen Linsen. Linsen haben ca. 30-45 Minuten Kochzeit, was offenbar eine ganze Gaskartusche draufgehen lässt.

Ihr erahnt es: Da wir nur eine volle Gaskartusche dabei hatten, ging unser ganzer Vorrat für den Z’Nacht drauf. Somit hatten wir nichts mehr für Tee und Wasserabkochen am nächsten Tag übrig, obwohl das nötig gewesen wäre, da wir ja unsere Wasserreserven vor dem Zelt liegen gelassen haben. Beim nächsten Mal gibt’s Pasta.

P.S: Immerhin, die Linsen schmeckten super.

Foto: Worldofdave

Gut möglich, dass auch bei dir nicht alles ganz nach Plan läuft beim ersten Mal – das macht nichts. Aus Fehlern lernt man und meistens kann man schon ein paar Stunden später darüber lachen 🙂

Das tolle Erlebnis und die wahnsinnige Stimmung bei Sonnenauf- und Untergang machen jeden schweren Rucksack und jede leere Gaskartusche wieder wett.

Hast du Fragen oder weitere Tipps zum Zelten im Winter? Dann freue ich mich über deinen Kommentar. Wenn du auch eine gute Fail-Story hast, darfst du diese gerne teilen. Sharing ist Caring, oder?

Christine

Bergkind. Outdoor Freak. Mountainlover. Online Marketing Studentin. Das bin ich. Mein Name ist Christine und lebe irgendwo zwischen Zürich und den Bergen der Zentralschweiz. Bist du hin&wieder in den Bergen unterwegs, möchtest aber mehr? Dann bist du hier genau richtig. Auf meinem Blog möchte ich meine Erfahrungen und Erlebnisse in den Bergen mit dir teilen, damit du genau weisst, wie du dein nächstes Bergabenteuer in Angriff nehmen kannst.

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10 thoughts on “Draussen übernachten bei -10°C: Ein Guide zum Zelten im Winter

  1. Liebe Christine

    Sehr spannender Blog-Post! Herzlichen Dank für das Teilen der Do’s & Dont’s 🙂

    Freue mich mehr von dir zu lesen!

    Liebe Grüsse
    Annina

  2. Danke Christine für diese tollen Tipps. Ich finde es jeweils nur schon im Sommer kalt, wenn man auf einem Gipfel übernachtet 😉 Hut ab dass du das auch im Winter durchziehst!

    1. versuch’s Mal mit einer Matte mit R-Wert 3-4. Damit gibst du weniger Körperwärme dem kalten Boden ab 🙂

  3. Mega cool, möchte ich unbedingt auch einmal ausprobieren! Vielen Dank für die super Tipps 🙂

  4. Sali Christine

    Mer het grad en Kolleg din Blog zeigt, well ich letscht weekend ime Iglu öbernachtet han – passend zum Thema ^^

    Ben ned ganz iverstande met dine Tipps – sorry, haha 😀

    1. Zelt ines Loch grabe esch gar kei kleveri Idee = Chälti sinkt ond den schlofsch quasi im Chaltsee…..besser zält uf de schnee stelle ond es “müürli” före wind baue, wenn kes Winterzält hesch….nocher oms zält en Grabe mache das die chalt luft chan “abflüsse”

    2. Skichleider im Schlofsack ahbhalte esch au ned so guet well du den dini körperenergie bruuchsch zum die chleider mitwärme….lieber en rächte schlofsack ond allenfalls en siideschlofsack dezue oder sehr äng aliegendi ski unterwösch…

    3. Gas also Gaskartusche hebet eigentli sehr lang – was för en chocher hender gha? Bi so temparature muesch au luege dasd srichtige gas chauffsch…gets unterschied 🙂

    Aber cooli aktion! Wiiter so 🙂

    LG Oli

    1. Hey Oli

      Danke dir viel Mal für dini Inputs, immer interessant z’ghöre, was anderi Lüt für Erfahrige mached. 🙂
      Um schnell uf dini Amerkige izgo:
      1. Kei Sorg, so tief abegrabe hemmer ned 😉 Findi au en spannendi Idee mit em Müürli, chunt aber au chli uf d’Schneequalität ah, ob sich es vernünftigs Müürli überhaupt laht la baue. Us minere Erfahrig git es Loch em Zelt no zuesätzlichi Stabilität. Hesch denn du scho Erfahrige gmacht mit Loch vs. Muur?
      2. Bini ganz bi dier, drum hani (wie gschribe) d’Goretex-Schicht abzoge. S’Primeloft isch für mich en “chline Schlafsack” im Schlafsack gsi, wo mer persönlich warm geh hed. Sehr guet möglich, dass ich de grösser Gfröhrli bin als du.
      3. Mer hend das Gas gha für chalti Temperature und das hed für ca. 50 Min. Linse choche glangt (üse Fehler hemmer Linse welle mache). Je nach dem wie höch du bisch, hed das ja au wieder Ifluss ufs Gas. Ich würd eifach empfehle es Back-Up z’ha. Kartusche sind ja liecht und chli.

      LG und schöne Abig
      Christine

  5. Richtig cooler Beitrag Christine, vor allem mit deinen persönlichen Erfahrungen. 🙂
    Habe ich mir tatsächlich noch nie darüber Gedanken gemacht, das auszuprobieren aber das Teilen deiner Erfahrungen hat mich inspiriert – nur schon, um mal wieder aus der Komfortzone zu kommen.

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