#Gamergate – Ein Hashtag, der schockierendes zu Tage führt.

#Gamergate – Ein Hashtag, der schockierendes zu Tage führt.

Hallo ihr Banausen,

reden wir nicht lange um den heissen Brei rum, heute geht es um #Gamergate. Selten nahm ein Hashtag jemals schockierendere Ausmasse an. Der Skandal, der mit #Gamergate einherging, schockierte die Medien. Begonnen als Racheaktion eines verschmähten Exfreundes, nahm der Hashtag, samt der dadurch initiierten Hasskampagne auf Twitter, letzten Endes so enorme Ausmaße an, dass Polizeischutz von Nöten war und sogar das FBI ermittelte! (1)

Was ist überhaupt passiert?

Um nachvollziehen zu können, weshalb der Hashtag so populär wurde, muss man zunächst die Geschichte hinter dem Hashtag verstehen. Eingeführt wurde dieser vom Exfreund der bekannten Spieleentwicklerin Zoe Quinn im August 2014. (2) Besagter Exfreund hat nämlich auf seinem Blog behauptet und durch Handychats „belegt“, dass Quinn mit diversen Gamingjournalisten eine Affäre hatte. Darüber hinaus entstand der Vorwurf, dass diese Gamingjournalisten im Austausch gute Kritiken für Zoe Quinns Spiele schrieben. Einer dieser Affären war zum Beispiel der ebenfalls bekannte Kritiker Nathan Grayson, der zu diesem Zeitpunkt für das Online-Magazin Kotaku schrieb. Schnell wurden Stimme laut, dass Spiele-Journalisten käuflich seien und ihre Rezensionen mehr von sexuellen Gefälligkeiten abhängig machten, als von ihrem Gewissen. Seitens Kotaku hiess es allerdings, dass zwar eine Affäre stattgefunden habe, jedoch Grayson zu keinem Zeitpunkt an Kritiken von Quinn beteiligt gewesen sei. (3) Im Zuge der Angelegenheit kam dann als nächstes heraus, dass Zoe Quinn wohl auch versucht hatte, die Bemühungen von Konkurrenten zu sabotieren. Mit dieser zu dem Zeitpunkt bereits erdrückenden Indizienlast war klar, dass sich in der Hauptsache niemand mehr auf ihre Seite würde schlagen können. Der johlende Mob im Internet, der wie wir alle wissen, nicht gerade zimperlich ist, stürzte sich aber nicht wirklich auf den Tatbestand der Korruption, sondern auf den der Untreue – dabei unfähig zu erkennen, dass Bestechung durch Sex, dennoch einfach nur Bestechung ist. Was letztlich wirklich passiert ist, wer mit wem geschlafen hat und ob nun aus sexuellen Gefälligkeiten heraus gute Rezensionen entstanden sind – das wissen nur die Beteiligten. Statt also einer bitter notwendigen Diskussion über ethische und moralische Richtlinien in der Gamingbranche, losgelöst von privaten Racheakten, erfolgte – wie auch nicht anders zu erwarten – ein virtueller Amoklauf. (4)

Jeder, hat seinen Senf dazu beigetragen – korrektes Verhalten? Konstruktive Kritik? Fehl am Platz oder niedergemacht!

Auf einmal standen nicht mehr einzig Zoe Quinn und ihre beruflichen (und persönlichen) Fehltritte im Vordergrund, sondern alle weiblichen Spielschaffenden. Schnell suchte sich der Mob ein neues Opfer, die Feministen Anita Sarkeesian. Sie hatte sich doch tatsächlich gewagt, den virtuellen Amoklauf gegen Zoe Quinn als das zu betiteln, was es schliesslich auch war – ein kindischer Rachefeldzug. Sie hat Zoe Quinn verteidigt und plädiert, dass doch privates privat bleiben sollte (4) – ein, rückblickend betrachtet, großer Fehler. Sie und ihre Arbeit, die Aufklärung sexistischer Missstände der Gamingindustrie, standen von nun an im Fokus. Genau wie Quinn erhielt Sarkeesian per Twitter massenhafte Androhungen körperlicher Gewalt, darunter auch Vergewaltigungen bis hin zu Mordankündigungen gegen sie, samt ihrer Familie. (5)

„Ich werde in deine Wohnung kommen und dich zu Tode vergewaltigen.“ (5)

Es musste überdies hinaus sogar ein Vortrag von Sarkeesian an der Utah State University abgesagt werden, weil die Organisatoren eine E-Mail erhalten hatten, in dem mit einem Massaker gedroht wurde, sollte die Feministin sprechen. (6) Manche mögen es als typische Internet-Trollerei abtun, dies war aber spätestens dann nicht mehr möglich, als die Adressen der Betroffenen, sowohl von Quinn als auch von Sarkeesian, auf Twitter veröffentlicht wurden. Bei Sarkeesian ging der hasserfüllte Mob sogar so weit und teilte ihre Sozialversicherungsnummer! (2) Im Zuge dieser Hasskampagne wurde indes ein Spiel entwickelt, das BeatUp Anita Sarkeesian heisst. Bei besagtem Spiel kann man auf ein Bild von Sarkeesian klicken und dieser durch weiteres Klicken Verletzungen zufügen, die durch Prellungen und Blut auf dem Bildschirm sichtbar werden. (8) Nach Wochenlanger Schikane sahen sich die Opfer letztlich gezwungen ihre Wohnorte zu verlassen, teilweise durch Polizeischutz. (7)

 Niemand wurde verschont ..

 Stets gierig und hasserfüllt griff der Mob willkürlich um sich, jede bekanntere Frau, die in irgendeiner Weise #Gamergate kritisierte, rückte nach und wurde mit in den Sog der Hasskampagne gezogen, so auch Brianna Wu und Felicia Dey, deren Adressen natürlich auch veröffentlicht wurden. Dabei standen aber nicht nur Personen auf dem virtuellen Scheiterhaufen, auch Unternehmen und Online-Magazine wurden mit Dreck beworfen. (3)

Die Diskussion wuchs und wuchs, immer mehr Menschen waren beteiligt und involviert. Es ging nicht mehr um professionelle Standards und das Recht auf Privatsphäre, sondern auch um emotionale Bindungen, Integrität von Spieledesignern, Gaming-Journalisten und und und … Ihr merkt – unübersichtlicher ist nicht mal der Primark an einem Samstagnachmittag in Köln. Eine Abwärtsspirale  samt giftigster Anfeindungen entstand.  Jeder schrie seine Meinung plump raus, die wenigsten konstruktiv. Ein weiterer Höhepunkt war erreicht, als daraufhin „ die völlig heterogene Masse aus pöbelnden Tastatur-Kreuzrittern, natürlich nicht geschlossen, weil wie auch, zu dem wahnwitzigen Urteil“ gelangten, dass der Gaming-Journalismus tot sei. Daraufhin ergriffen die Gaming-Redakteure das Wort und behaupteten, das einzige, was wirklich am Aussterben sei, wäre die Identität des Gamers. Die Gaming-Kultur befände sich am Rande eines kolossalen Zusammenbruchs. Daher auch die Wut und der Hass, samt aufgestauter, infantiler Bockigkeit über derartige Affären wie die von Zoe Quinn. (4)

Auch der grösste Shitstorm findet ein jähes Ende

Tja, um es kurz zusammenzufassen: Nach monatelangem (gott sei Dank nur) virtuellem Zerfetze, Drohungen von körperlicher Gewalt, Schlammschlachten zwischen Feministen, Tastatur-Kreuzrittern, Gaming-Journalisten und diversen anderen Parteien und darüber hinaus kurzzeitig zerstörten Leben, hatte auch die Gamergate-Affäre irgendwann ein lautloses Ende. Die Themen, die es wirklich galt zu diskutieren, sind bis heute unverändert. Der Gaming-Journalismus in den USA ist keineswegs transparenter, die Vorwürfe der Korruption immer noch im Raum, Profite aus dem Skandal wurden reichlich nach Abklang geschöpft (Bücher veröffentlicht etc.) und die Gaming-Identität ist dennoch am Leben. Also – letztlich war alles nur Bullshit. Konstruktiv ist anders. Der Skandal diente nur diskriminierenden Personen und Gutmenschen der Unterhaltung. Es war wie ein dreckiger, in einer zwielichtigen Ecke stattfindender Boxkampf. Der gute Ton, Toleranz und Respekt wurden bereits in der ersten Runde K.O geschlagen. Viele standen zu Beginn mit im Ring, konstruktive Stimmen wichen schnell lauteren und aggressiveren. Wieder einmal ein Skandal, der zwar absolut nicht die Masse der Gamer repräsentiert, nur eine leider sehr laute Minderheit, aber als Massenmeinung wahrgenommen wird.

P.S. Die Gamergate-Kontroverse, die von der Grundidee nicht verwerflich ist, hätte meiner Meinung nach wirklich etwas bewirken können – denn transparent ist die Gamingindustrie wirklich nicht. Manche Verbindungen von Kritikern zu Großkonzernen wie Electronic Arts, die mehr finanzielle Schlagkraft besitzen als Hollywood-Studios, sind wirklich stark bedenklich. Zoe Quinns Fehltritte hätten nur einem Zweck dienen dürfen – dem Aufzeigen eines Missstandes, der zwar in ihr Privatleben eingreift, dennoch von Nöten gewesen wäre. Alle anderen persönlichen Informationen, mit wem es nun Sex gab und wie verwerflich oder auch nicht es sein mag – geht aaaabsolut nieeemanden etwas an. Fertig, lustig. Aber Kritikerinnen wie Anita Sarkeesian auf niederträchtigste Art anzugreifen, nur weil sie Kritik an der Szene ausübt ist einfach lächerlich. Konstruktive Kritik dient alleine dazu etwas vorhandenes besser zu machen. Sie will nicht, dass keine Games mehr produziert werden, einfach nur nachsichtiger. Zivilisierte Antworten müssen allemal drin sein, auch wenn die eigene Meinung stark abweicht. Vor allem zeigt eine feministische Debatte der Gamingszene doch nur eins: Wir haben einen kulturellen Diskurs erreicht. Die Zeiten sind vorbei, in denen Gamer belächelt und von der Gesellschaft nur als Nischen-Identität wahrgenommen werden. Was viele nicht verstehen, dass kritische Spiele-Journalisten nicht nicht gegen Spieler schreiben, sondern für sie. Es gibt nämlich gar kein für oder gegen in diesem Zusammenhang, sollte es auch nicht, das wäre nämlich ein seltsames Verständnis von Journalismus. Aber der Punkt ist: Anita Sarkeesian und andere KritikerInnen schreiben gar nicht gegen Computerspieler. Sie schreiben für Computerspiele! Für noch bessere Spiele, an denen alle Spass haben und sich jeder identifizieren kann. (6)

Eure Chenelle <3

Quellen:

 

 

Chenelle

Hallo Zusammen! Ich bin Aileen aka Chenelle, 24 Jahre alt und leidenschaftliche Gamerin und Streamerin. Meine Passion wird manchmal aber auch zur Geduldsprobe, wenn ich auf Grund meines Geschlechts diskriminiert werde. Ich möchte daher den Blog nutzen, um auf den Sexismus der Gamingszene aufmerksam zu machen.

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