27. November 2018

Sustainable Investments

IFZ Sustainable Investments Day 2018 im Rückblick: Namhafte Investoren und Fondsanbieter mit grossem Interesse

IFZ Sustainable Investments Day 2018 im Rückblick: Namhafte Investoren und Fondsanbieter mit grossem Interesse

Die Konferenz „Sustainable Investments Day“ stiess auch dieses Jahr auf grosses Interesse bei mehr als 100 institutionellen Investoren und Fondsanbietern. Beim Anlass vergangene Woche wurde die IFZ Sustainable Investments Studie 2018 präsentiert und spannende Beiträge namhafter Pensionskassen zur Umsetzung nachhaltiger Kapitalanlagen. Fazit: ESG-Kriterien im Investmentprozess beschäftigen heute die gesamte Finanzindustrie. Institutionelle Investoren wie Schweizer Pensionskassen setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander und die nachhaltig angelegten Fondsvermögen wachsen überproportional. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der Beiträge am Sustainable Investments Day.

Autoren: Manfred Stüttgen, Brian Mattmann

Dr. Manfred Stüttgen, IFZ, Hochschule Luzern – Wirtschaft: Vorstellung der IFZ Sustainable Investments Studie 2018 – Differenzierung nachhaltiger Anlagen bei Investoren.

  • Nachhaltige Publikumsfonds boomen: Die Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds im Schweizer Vertrieb sind über das vergangene Jahr um 44 Prozent auf 157 Milliarden Franken gestiegen. Damit sind nachhaltige Investmentfonds prozentual dreimal so schnell wie der Gesamtmarkt gewachsen.
  • Das Angebot nachhaltiger Publikumsfonds wächst innerhalb von Jahresfrist um satte 26 Prozent auf 423. Noch nie hat die Fondsindustrie innerhalb eines Jahres so viele neue Nachhaltigkeitsfonds lanciert.
  • Thematisch wachsen speziell Umwelt- und Klimafonds, aber auch soziale Themenfonds prosperieren. Die erstgenannten Fonds profitieren von der Nachfrage nach grünen Obligationen (Green Bonds), denen über 1 Milliarde Franken Neugeld zugeflossen sind. Obschon letztgenannte Themenfonds noch relativ jung sind (z.B. im Vergleich zu Wasserfonds), sind darin bereits Vermögen von über 7 Milliarden Franken investiert.
  • Das Segment der passiven Nachhaltigkeitsfonds wächst mit 33 Prozent Neugeldzuflussraten am stärksten. Obschon das Angebot mit 44 nachhaltigen Fonds noch überschaubar ist, wachsen sowohl das Angebot als auchdie investierten Vermögen überproportional.
  • Schweizer Pensionskassen berücksichtigen vermehrt nachhaltige Kriterien im Investmentprozess. Je Anlageklasse werden unterschiedliche Nachhaltigkeitsstrategien gewählt, die mit je eigenen Herausforderungen verbunden sind. Wir stellen einige Beispiele der Umsetzung von ESG-Kriterien bei Schweizer Pensionskassen dar.
  • Die Bewertung der Nachhaltigkeit von Investmentobjekten fällt oft schwer. Nachhaltigkeits-Ratingagenturen leisten hier Hilfestellung. Die Studie skizziert die wichtigsten Methoden und Ratings von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen.

Eine Zusammenfassung der IFZ Sustainable Investments Studie 2018 finden Sie in unserer Medienmitteilung.

Nachhaltige Investments in der Schweiz – Institutionelle Investoren als Schrittmacher
Sabine Döbeli, CEO, Swiss Sustainable Finance SSF

  • Nachhaltig anlegende Investoren haben verschiedenen Motive: die Einhaltung von Normen/Werten, ein verbessertes Risiko-Ertrags-Profil oder die Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken.
  • Die Marktstudie 2018 des SSF zeigt, dass das Wachstumnachhaltig angelegter Vermögen vor allem durch institutionelle Investoren getrieben wird: Institutionelle sind für über 90 Prozent des Vermögenszuwachses von 82 Prozent zuständig.
  • Der Druck, Nachhaltigkeit im Investmentprozess zu berücksichtigen geht stark vom Stiftungsrat aus. Die Versicherten, die Politik oder regulatorische Entwicklung sind weniger dominante Treiber.
  • Die Gesetzesvorschläge der EU Kommission könnten zusätzlichen regulatorischen Druck erzeugen. Dazu zählen speziell drei Vorschläge (1) die Etablierung eines Rahmenwerks, (2) die Offenlegung zu nachhaltigen Anlagen und (3) die Regulierung zu Low-Carbon und Positive-Impact Carbon Benchmarks.
  • Fazit: Die Integration von Nachhaltigkeit im Investmentprozess bei institutionellen Investoren wird immer mehr zum Standard. Die Frage ist nicht «ob», sondern «wie schnell» dies in der Schweiz geschehen wird.

Nachhaltige Kapitalanlagen bei Institutionellen Anlegern – Der «Wieso-nicht?»-Moment
Beat Frühauf, Leiter institutionelle Kunden Schweiz, BlackRock

  • Das Thema Nachhaltigkeit im Investmentprozess wird bei BlackRock weltweit institutionalisiert und in die Investmentprodukte eingebettet.
  • Eine Umfrage von BlackRock unter institutionellen Investoren zeigt: Die Mehrheit der Kunden bevorzugt auch im Bereich nachhaltiger Anlagen kapitalgewichtete Indexkonzepte, und nicht die heute oft verbreiteten Konzepte, die vor allem auf ESG-Scores beruhen.
  • BlackRock hat auf dieses Bedürfnis und die steigende Nachfrage nach passiv-verwalteten Nachhaltigkeitsfonds reagiert und ein neues ESG-Indexkonzept erstellt. Es entstanden sechs neue ETFs, die auf «ESG Screened Strategies» beruhen.
  • Diese «ESG Screened»-Produkte schliessen Unternehmen aus, die Produkte herstellen wie kontroverse oder nukleare Waffen, zivile Schusswaffen, Kraftwerkskohle, Ölsand und Tabakprodukte. Darüber hinaus wird nicht in Firmen investiert, die gegen die Prinzipien des UN Global Compact verstossen.
  • Diese neuen Indexprodukte orientieren sich näher an den kapitalgewichteten Mutterindizes, haben dieselben Kostenstrukturen und weisen damit einen tiefen Tracking Error aus. Im Vergleich zum «Ursprungsindex» werden aber kontroverse Produkte und Unternehmen ausgeschlossen.
  • Fazit: Hatte man früher oft gefragt, „Wieso man in nachhaltige Anlagen investieren soll“ kehrt sich die Frage heute um. Sie lautet immer öfter: „Wieso nicht nachhaltig Investieren?“

Chancen & Grenzen nachhaltiger Anlagen
Marcel Metry, stv. Leiter Asset Management, BVK

  • BVK Zürich ist eine der grössten Pensionskassen der Schweiz mit 119’000 Versicherten und 33 Milliarden Franken Anlagevermögen. Sie berücksichtigt bewusst Kriterien der Nachhaltigkeit in ihren Anlagen.
  • Herausfordernd ist, dass die Destinatäre der BVK eine Vielzahl verschiedener subjektiver Werthaltungen haben. Einen gemeinsamen Konsens zu definieren, ist schwierig.
  • Die BVK geht deshalb davon aus, dass die Verfassung, die Gesetze, die Verordnungen und die von der Schweiz ratifizierten internationalen Abkommen und Konventionen einen demokratisch legitimierten Konsens darstellen. Basierend auf diesem «objektiven Konsens» führt die BVK ein normatives Screening für Ihre Anlagen durch, das damit auf Normen und Werten der Schweizer Bevölkerung beruht.
  • Zur Umsetzung dieses «Screenings» hat die BVK den Schweizer Verein für Verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK-ASIR) zur effizienten Umsetzung der Verantwortungsbewussten Anlagestrategie mitbegründet. Das Ziel: Das effiziente Management von ESG Risiken durch das «Poolen» von Interessen.
  • Herausfordernd bei nachhaltigen Anlagen ist aus Sicht BVK die mögliche Differenz zwischen einem „Investment Impact“ und dem „Investment Footprint“ von Anlagen: Ein Divestment aufgrund von Ausschlusskriterien beispielsweise führt zu einem Eigentümerwechsel ohne direkten Impact auf das Unternehmen. Ein direkter Impact kann vor allem durch aktive Einflussnahme (Shareholder Engagement/Dialog) erreicht werden.

Umsetzung nachhaltiger Investments bei der Nest Sammelstiftung
Peter Signer, Bereichsleiter Anlagen, Nest Sammelstiftung

  • Die Nest Sammelstiftung berücksichtigt Nachhaltigkeitskriterien seit je her im Anlageprozess. Alle Anlageklassen sollen ethische Prinzipen und Normen (Ausschluss) berücksichtigen und eine überdurchschnittlich Umwelt- und Sozialeffizienz ermöglichen.
  • Nest berücksichtigt bei einem Investment immer zwei Dimensionen: Die Nachhaltigkeit (Impact, das heisst die gesellschaftlichen Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten) und die Finanzanalyse (wirtschaftliche Relevanz).
  • Bei liquiden Anlageklassen (z.B. bei Aktien Schweiz und global, Fixed Income CHF und global) ist das gut umsetzbar. Bei illiquiden Anlagen (z.B. Private Equity, Infrastruktur, ILS) erfolgt die Umsetzung durch die Festlegung der Segmente (Pauschalanalyse der Nachhaltigkeitsrelevanz).
  • Nest verwendet zur Messung des Anlageerfolges grundsätzlich konventionelle Benchmarks. Allerdings werden für interne Vergleichszwecke auch nachhaltige Vergleichsindizes eingesetzt.
  • Die Nest Sammelstiftung wurde früher als Exot angesehen. Heute gilt sie oft als Pionier nachhaltigen Investierens und kann sowohl mit Blick auf die Anlageperformance als auch gemessen an den über die Jahre kontinuierlich gewachsenen Vermögen als sehr erfolgreich bezeichnet werden. Die Zeiten haben sich geändert.

IFZ Sustainable Investments Studie 2018

Die «Sustainable Investments Studie 2018» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken bestellt werden. Eine digitale Version der Studie steht hier zur Verfügung.

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