Studium

«Mit Software ist (fast) alles möglich»

«Mit Software ist (fast) alles möglich»
Obere Reihe v.l.: Andreas Vonlanthen, Florian Stalder, Patrick Huser, Edy Wermelinger. Untere Reihe v.l.: Tobias Maestrini, Bruno Leupi, Fabian Furger und Urs Fontana

Fünf Bachelor-Diplomarbeiten (BDA) sind dieses Jahr für den IBM-Award nominiert worden. Die acht nominierten Absolventen verraten, was sie im Studium gelernt haben, was sie in der BDA herausgefordert hat und wo sie nach dem Studium arbeiten werden.

Urs Fontana und Edy Wermelinger

Fontana und Wermelinger (beide berufsbegleitend)schrieben eine Arbeit für die Schindler Aufzüge AG. Die Arbeit ist geheim. Nur so viel darf gesagt werden: Es ging darum, wie Lifte lernen, die Bedürfnisse ihrer Passagiere zu erkennen.

Was ist das Wichtigste, das Sie im Studium gelernt haben?

Fontana: «Theoretische Grundlagen, Mathematik und Physik, Interdisziplinäres Arbeiten und technische Aspekte der Informatik.»

Wermelinger: «Viel Fachliches und Projektmanagement, aber auch Folgendes: Mit Software ist (fast) alles möglich. Software ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Nicht nur in der Informatik. Im Studium haben wir das Rüstzeug erhalten, um gute Software zu schreiben. Damit hoffen wir Grenzen zu durchbrechen und den Fortschritt auf ein neues Level voranzutreiben.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in der BDA?

«Den Auftrag richtig zu verstehen. Dieser war ziemlich abstrakt. Es war auch nicht klar, in welchem Gebäude oder welchem Land unser Auftrag stattfindet. Diese Informationen wären für die Arbeit nützlich gewesen.»
«In einer explorativen Arbeit herauszufinden, worauf man zusteuert und dabei effektiv sein.»
«Sich in maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz einarbeiten.»

Wie geht es nach dem Studium weiter?

Urs Fontana wird ab September als Datenbank-Experte bei der Zühlke Engineering AG arbeiten. Diese begleitet ihre Kundinnen und Kunden bei der Umsetzung ihrer IT-Visionen.

Edy Wermelinger steigt im September als Junior Software-Entwickler bei der CSS Versicherung ein. Bis dahin bleibt er bei der Bison IT-Services AG.

Fabian Furger

Furger (Vollzeit) untersuchte welcher Algorithmus sich am besten eignet, um vorauszusagen welche Produkte Kunden in der Migros als nächstes kaufen werden. Als Basis dienten ihm Cumulus-Daten von acht Freiwilligen. Furger verglich zwei Methoden und versuchte, diese zu verbessern. Er erreichte eine Vorhersage-Genauigkeit von 85 %. Seine Bachelor-Diplomarbeit ist Bestandteil eines Projekts der Hochschule Luzern. Die Daten werden in diesem Rahmen weiterverwendet.

Fabian Furger erklärt an der Diplomausstellung seine Abschlussarbeit.

Was ist das Wichtigste, das sie im Studium gelernt haben?

«Neue Systeme schneller zu verstehen.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in der BDA?

«Eine Methode zu finden, um die grosse Datenmenge aus den Experimenten zu verkleinern und auszuwerten, um relevante Aussagen zu machen.»

Wie geht es nach dem Studium weiter?

Fabian Furger hat im Juni als Software-Entwickler bei der SAFEmine AG angefangen. Diese stellt Geräte her, die den Verkehr in Minen möglichst sicher halten sollen, indem sie auf Gefahren aufmerksam machen und somit Unfälle verhindern.

Patrick Huser

Im Auftrag der Komax AG lagerte Huser (berufsbegleitend)die Bildverarbeitungs-Komponente aus dem SQC-Qualitätstool aus. Dieses überprüft die Qualität von Kabelenden. Die Bildverarbeitung sollte zukünftig auch in andere Maschinen integriert werden können – unabhängig vom Betriebssystem. Huser konzipierte und erstellte eine Software-Architektur für die Bildbearbeitung. Diese kann in allen C++-Programmen einfach verwendet und erweitert werden. Die Software überprüfte Huser in einer automatisierten Testumgebung. Diese konfigurierte er auf Basis einer Teststrategie, die er zuvor entwickelt und dokumentiert hatte.

Was ist das Wichtigste, das Sie im Studium gelernt haben?

«Wie man grössere Software-Systeme entwirft und plant.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in der BDA?

«Die bestehende Software zu verstehen um ein neues Konzept zu erarbeiten.»
«Es waren keine Integrations– oder Unittests vorhanden. Diese mussten vor dem Refactoring geschrieben werden.»
«Viel Neues, u.a. Einarbeiten in die Bildverarbeitung.»
«Die Schnittstellen [für die Verwendung der Bildbearbeitung] so zu entwerfen, dass die verschiedenen Programme damit funktionieren.»

Wie geht es nach dem Studium weiter?

Patrick Huser bleibt als Software-Entwickler bei der Komax AG, wo er schon seit 2011 arbeitet. Die Komax AG stellt Lösungen für die Kabelverarbeitung sowie für Anlagen zur Herstellung von Anwendungen im Bereich der Selbstmedikation her.

Bruno Leupi und Tobias Maestrini

Leupi und Maestrini (beide berufsbegleitend) entwickelten eine Software für die Prozessbegleitung von individuellen Abschlussarbeiten von Lernenden auf Sekundarstufe 1 an der Bezirksschule Küssnacht. Die Software sollte Dokumente managen, Prozesse unterstützen und die Kommunikation vereinfachen und zudem einfach zu bedienen, selbsterklärend, günstig und problemlos in die bestehende Infrastruktur zu integrieren sein. Leupi und Maestrini entwickelten auf Basis von SeedDMS, einem Open-Source-Dokumenten-Management-System, die Plattform BakeryDMS. Diese wurde während des Schulbetriebs von einer Benutzergruppe bestehend aus Lernenden und Lehrpersonen getestet und laufend optimiert. BakeryDMS wird zukünftig in den Schulbetrieb integriert.

Was ist das Wichtigste, das Sie im Studium gelernt haben?

Leupi: «Projektmanagement und Qualitätssicherung in der Software-Entwicklung.»

Maestrini: «Nebst viel neuem und spannenden Fachwissen aus der Welt der Informatik und der Software-Entwicklung habe ich im Projektmanagement gelernt, was es alles braucht um ein Informatik-Projekt von A bis Z durchzuplanen – von der Konzeption über die Realisierung, die Dokumentation bis zur Auslieferung.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in der BDA?

«Herauszufinden, was SeedDMS kann, bzw. was es nicht kann.»
«Das Refactoring und verstehen, wie das Plug-In-Konzept funktioniert.»
«Abzuschätzen, wie viel Aufwand nötig ist, um die Programmierarbeit zu planen und termingerecht umzusetzen.»

Wie geht es nach dem Studium weiter?

Bruno Leupi arbeitet weiterhin als Software-Entwickler bei der Schindler Aufzüge AG.

Tobias Maestrini ist vorläufig noch als Sekundarlehrer tätig. Der Schritt in die IT ist geplant. Eventuell wird Maestrini ein selbstständiges Beratungsunternehmen im IT-Bereich für Schulen und Bildungsinstitutionen aufbauen.

Florian Stalder und Andreas Vonlanthen

Stalder und Vonlanthen (beide Vollzeit) erhielten ihren Auftrag von der Forensity AG, die mit ihren IT-Lösungen die Forensiker bei der Spurensicherung und -analyse unterstützt. Sie versuchten herauszufinden, ob sich bestimmte Merkmale auf der Schuhsohle automatisch und zuverlässig mit Hilfe einer Software einem Referenzmodell zuordnen lassen. Dazu entwickelten Stalder und Vonlanthen sechs unterschiedliche Detektionsverfahren und testeten, ob diese zuverlässig sind. Bei der vollautomatischen Detektion war die Trefferquote niedrig und die Fehldetektionsrate hoch. Grund dafür war die unterschiedliche Qualität der Referenzabdrücke. Eine vollautomatische Detektion ist deshalb nicht empfehlenswert, da die Ergebnisse nachträglich manuell überprüft werden müssen.

Was ist das Wichtigste, das Sie im Studium gelernt haben?

Stalder: «Theoretische Grundlagen und Interdisziplinäres Arbeiten, v.a. in den Projekten. In der Zusammenarbeit mit anderen Studiengängen lernt man enorm viel.»

Vonlanthen: «Interdisziplinäres und wissenschaftliches Arbeiten. Der Umgang mit unterschiedlichen Programmierparadigmen und Entwurfsmustern.»

Welches waren die grössten Herausforderungen in der BDA?

«Trotz schlechter Qualität der Referenzabdrücke das Maximum herausholen.»
«Die Fehldetektionsrate zu reduzieren. Dafür haben wir bestehende Detektionsalgorithmen mit cleveren Filterkriterien erweitert.»
«Die vielen Filterkriterien und Parameter, die wir für das Detektionsverfahren verwendeten, erhöhten die Komplexität.»

Wie geht es nach dem Studium weiter?

Florian Stalder und Andreas Vonlanthen werden ab September beide als Software-Entwickler bei der ELCA Informatik AG arbeiten. Diese erstellt, gestaltet, entwickelt und betreibt Softwarelösungen für ihre Kundinnen und Kunden.

Fussnoten

1 C++ ist eine Programmiersprache.

2 Der Begriff Integrationstest bezeichnet in der Softwareentwicklung eine aufeinander abgestimmte Reihe von Einzeltests, die dazu dienen, verschiedene voneinander abhängige Komponenten eines komplexen Systems im Zusammenspiel miteinander zu testen. (Quelle: Wikipedia)

3 Ein Unittest (auch Modultest oder Komponententest bezeichnet) wird in der Softwareentwicklung angewendet, um die funktionalen Einzelteile (Module) von Computerprogrammen zu testen, d. h. sie auf korrekte Funktionalität zu prüfen. (Quelle: Wikipedia)

4 Refactoring (auch Refaktorisierung, Refaktorierung oder Restrukturierung) bezeichnet in der Software-Entwicklung die manuelle oder automatisierte Strukturverbesserung von Quelltexten unter Beibehaltung des beobachtbaren Programmverhaltens. Dabei sollen die Lesbarkeit, Verständlichkeit, Wartbarkeit und Erweiterbarkeit verbessert werden, mit dem Ziel, den jeweiligen Aufwand für Fehleranalyse und funktionale Erweiterungen deutlich zu senken. (Quelle: Wikipedia)

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