23. Februar 2015

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Staatliche Eingriffe für günstigen Wohnraum?

Preisgünstiger Wohnraum für finanzschwache Haushalte ist ein gesellschaftliches und politisches Dauerthema. Die Diskussionen darüber sind oftmals stark emotional angehaucht. Umso wichtiger sind objektive und wertungsfreie Argumentarien, wie der Artikel Preisgünstiges Wohnen von RICS.

Fakt ist, dass in der Stadt Zürich mit knapp 45‘000 Wohnungen mehr preisgünstiger Wohnraum vorhanden ist, als für die ärmsten 20 % der Bevölkerung benötigt würden. Bei der Frage nach preisgünstigem Wohnraum handelt es sich demnach nicht um ein Verfügbarkeitsproblem. Ein weiterer Fakt ist jedoch, dass sich die Kaufkraft von Bewohnern von Genossenschaftswohnungen kaum von den Mietern im freien Markt unterscheidet. Dementsprechend gibt es bei preisgünstigem Wohnraum ein Allokationsproblem – er ist zwar vorhanden, kann jedoch nicht (ausschliesslich) denjenigen Haushalten zur Verfügung gestellt werden, die ihn am dringendsten benötigen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs stellt sich also die Frage, ob es sich hierbei um eine Art von Marktversagen handelt und der Staat infolgedessen eingreifen sollte. Da gegenwärtige Trends in Richtung Quoten für Sozialwohnungen, Mietpreislimiten oder einer städtischen Wohnungsallokation weisen, werden Auswirkungen dieser staatlichen Eingriffe am Beispiel Genf analysiert. Dort sind Elemente dieser politischen Stossrichtung bereits heute Realität.

Es fällt auf, dass in Genf trotz politischer Massnahmen eine überdurchschnittlich hohe Wohnungsknappheit vorherrscht und kaum neuer Wohnraum zu günstigen Preisen angeboten wird. Günstiger Wohnraum ist hauptsächlich in alten Wohnungen mit schlechter Ausstattung und baulicher Qualität vorhanden. Durch die Hortung subventionierter Wohnungen entstand zudem ein reger Untervermietungsmarkt. Parallel gibt es Preissteigerungen in jenen Segmenten des Wohnungsmarkts, deren Erwerber für keine Förderung qualifizieren. Die als Schutz für den Mieter gemeinte Regulierung führt also über explodierende Preise, Wohnungsknappheit, einem qualitativ schlechten Zustand der Wohnungen sowie einer intransparenten Allokation in allen relevanten Bereichen faktisch zum Gegenteil dessen, was damit bezweckt werden sollte.

In Anbetracht dessen sind gut gemeinte politische Eingriffe am Wohnungsmarkt vorgängig gründlich zu überlegen und die Konsequenzen klar abzuwägen. Ansonsten wird das Gegenteil dessen erreicht, was eigentlich beabsichtigt war.

Lesen Sie den ganzen Artikel von RICS unter folgendem Link.

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Kommentare

1 Kommentare

SamBern

26. Mai 2015

Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich denke, dass die Förderung von günstigen Wohnung für Sozial schwächere entgegen aller wirtschaftlichen "Regeln" durchaus Sinn macht. Müssen aber die Wohnung unbedingt im Zentrum von Zürich sein. Das ist für mich absolut unverständlich! Wer gefördert wird muss nicht auch noch fordern. Wir haben uns aus Kostengründen für eine Wohnung im Berner Oberland entschieden. Der Arbeitsweg ist lange. Wieso sollen also die Einkommensschwachen Familien im Zentrum wohnen?

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