20. August 2019

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Kostentreiber Liquiditätsreserven im Corporate Treasury – verursacht durch Bankenregulierungen?

Kostentreiber Liquiditätsreserven im Corporate Treasury – verursacht durch Bankenregulierungen?

von Prof. Dr. Thomas Kurt Birrer, Dozent und Projektleiter und Belinda Rohrer, Masterassistentin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Bankenregulierungen haben die Beziehung kommerzieller Kunden mit ihren Banken nachhaltig verändert. Vor der Finanzkrise waren hohe Beträge auf Transaktionskonten seitens der Banken erwünscht. Heute kosten diese Kontobestände die Banken sowie die Unternehmen viel Geld. Corporate Treasury Abteilungen, welche ihr Cash Management im Griff haben, können nicht nur im Negativzinsumfeld viel Geld sparen, sondern auch dann, wenn die Zinsen sich normalisieren.

Für ein Corporate Treasury hat die Zahlungsfähigkeit oberste Priorität. Geht der Treasury Abteilung die Liquidität aus, ist dies meistens das Ende eines Unternehmens. Genügend flüssige Mittel als Reserven auf Transaktionskonten bei den Banken zu halten, ist eine Absicherung der Zahlungsfähigkeit. Bis vor der Finanzkrise war es auch für Banken sehr interessant, hohe Kontoverpflichtungen als Finanzierungsquelle zu nutzen. Bis 2008 gab es kaum Anreize für Banken, ihre Bilanzen zu verkleinern. Zudem war für die Banken weniger wichtig, von wem die Gegenpositionen kommen oder welche Fristigkeiten diese haben. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass das Liquiditätsrisiko nicht nur für Corporate Treasury Abteilungen wichtig ist, sondern auch für Banken. In der Folge kamen dann verschärfte Bankenregulationen, welche sich auch deutlich auf das Cash Management von Unternehmungen auswirken. So ist es heute üblich, dass ab gewissen Beträgen das Parkieren von Liquidität bei den Banken Geld kostet.

Banken müssen gemäss der Regulierung nach Basel III hoch liquide Assets (HQLA) als Gegenposition zu den Kundengeldern halten, damit Abflüsse von Kundengeldern in Krisenzeiten (Liquiditätsrisiko) gedeckt sind. Der Regulator misst diese Vorgabe mit der Liquidity Coverage Ratio (LCR). Diese Ratio setzte die hoch liquiden Assets ins Verhältnis der Kundengeldabflüsse der nächsten 30 Tagen. Die Ratio muss wie vom Regulator vorgeschrieben mindestens 100% betragen. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die Geldabflüsse von Kunden in den nächsten 30 Tagen mit hoch liquiden Assets gedeckt sein müssen. Die Problematik für die Bank ist allerdings, dass sie solche hoch liquiden Assets nicht oder nur bedingt investieren können und so nur schwer eine Rendite über dem risikolosen Zinssatz erwirtschaften. In der Regel parkieren die Banken die Kundengelder bei der Schweizerischen Nationalbank. Durch die Negativzinssituation entsteht für Banken somit kein Ertrag, sondern es resultieren sogar Kosten. Die Regulierung der Liquiditätsrisiken bei Banken haben entsprechend das Verhalten der Banken geändert. Banken nehmen nicht mehr beliebig viel kurzfristiges Kapital von ihren Kunden an, da dies bei Ihnen keine Rendite mehr abwirft oder eben gar Kosten verursacht. Für ein Corporate Treasury bedeutet dies, dass das Halten von Liquiditätsreserven bei den Banken ab einer gewissen Höhe durch Basel III mit Kosten verbunden ist.

Die Treasury Abteilung ist deshalb gefordert. Eine professionelle und exzellente Liquiditätsplanung ist deshalb unabdingbar. Banken versuchen heute alternative Produkte attraktiver zu machen bzw. Transaktionskonten weniger attraktiv zu machen. Deshalb haben Banken oft Obergrenzen bei den Transaktionskonten, bis zu denen die Einlagen noch kostenlos sind. Die Sicht, welche Zahlungsströme in den nächsten 30 Tagen anfallen, wird immer wichtiger. Denn somit kann das Treasury überschüssige Liquidität in Anlagen investieren, welche eine Anlagedauer von mehr als 30 Tagen haben und somit bei den Banken die Vorgaben gemäss Basel III nicht tangieren. Das Cash Management kann damit allenfalls Kosten umgehen oder sogar eine kleine Rendite erwirtschaften. Eine weitere Möglichkeit ist es, in Produkte zu investieren, welche ausserhalb der Bankbilanz geführt werden – wie zum Beispiel Anleihen oder Aktien und somit die Basel III Regulierungen nicht tangieren.

Sollte sich das Zinsumfeld wieder normalisieren, wird sich die Situationen nicht zwingend ändern. Banken können dann zwar die hoch liquiden Assets wieder mit einem positiven Zins anlegen, allerdings werden wahrscheinlich nicht alle Banken den Zinsanstieg von risikolosen Anlagen ihren Kunden vollumfänglich weitergeben. Für Transaktionskonten wird dann wahrscheinlich noch lange eine Verzinsung zu 0% gegeben sein. Gegenüber längerfristigen Anlagen oder Produkten ausserhalb der Bankbilanz werden so Opportunitätskosten entstehen, welche wahrscheinlich höher sind als die aktuellen Kosten.

Mehr zum Thema Einfluss von Regulierungen auf das Cash Management finden Sie im Sammelband «Praxis des Corporate Treasury Management». Der Sammelband kann unter diesem Link als Hardcopy oder als e-Book erworben werden.

Weitere Informationen und Insights zu einem effizienten und professionellen Cash Management können Sie zudem im Lehrgang zum Swiss Certified Treasurer (SCT®) sowie im Lehrgang MAS Corporate Finance erhalten.

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