14. August 2018

IFZ in den Medien,

Kolumne

Prof. Dr. Marco Passardi: Was uns die Kostenrechnungen infolge der Sommerhitze sagen

Prof. Dr. Marco Passardi: Was uns die Kostenrechnungen infolge der Sommerhitze sagen

von Prof. Dr. Marco Passardi, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Europa und die Schweiz sind schon seit langem von einer grossen Hitzewelle erfasst worden. Pflanzen verdorren, Mensch und Tier leiden – die Bilder von Tonnen toter Fische im Rhein zeigen die Konsequenzen des Hitzesommers auf. Oftmals werden die aktuellen Höchsttemperaturen in Verbindung mit dem Klimawandel gebracht; prognostiziert wird, dass uns weitere solche Sommer bevorstehen würden. Aus diesem Grund haben auch Politikerinnen und Politiker begonnen, durch regulative Eingriffe das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger klimaschonender werden zu lassen.

Die Liste solcher Massnahmen wird seit einiger Zeit immer länger: Handel von  Emissionsrechten, Grenzwerte für den CO2-Ausstoss von Autos (die zuweilen beim Import durch «kreative»Mischrechnungen optimiert werden); sodann werden ökologisch motivierte Abgaben auf Benzin und Diesel vorgeschrieben, Dämmvorschriften für neu erstellte Gebäude vorgegeben, Diskussionen über Nachrüstungsvorschriften für bestehende Häuser geführt und geplante Verbote von Ölheizungen evaluiert.

Ökonomen können nicht prüfen, ob die aktuelle Sommerhitze wissenschaftlich durch den Klimawandel begründet werden kann oder nicht – dies ist die Aufgabe anderer Wissenschaftszweige. Letztere scheinen dazu zu tendieren, einen Zusammenhang zu bejahen. Das leuchtet ein. Aus ökonomischer Sicht ist es jedoch sehr empfehlenswert, sich zuweilen Gedanken darüber zu machen, wie sich Kosten und Nutzen staatlicher Eingriffe (nicht nur im Klimabereich) präsentieren.

Richard Tols Analysen haben, unter Berücksichtigung der erwähnten rechnerischen Schwierigkeiten, ein ernüchterndes Bild gezeigt. Bis 2010 haben die Staaten der Europäischen Union nahezu 15 Billionen Euro in Klimaschutzmassnahmen geleitet (oder investiert?). Den Temperaturanstieg konnte die Summe jedoch nur um gerade 0,05 Grad Celsius bremsen. Die erwähnte Summe kostet, so die Berechnung des Ökonomen, alle zehn Jahre ein Jahr Wirtschaftswachstum. Die ökonomischen Kalkulationen mögen einen Denkanstoss darstellen, sehr kritisch zu überprüfen, ob der Mitteleinsatz wirklich zweckdienlich erfolgt ist und wie Gegensteuer zu geben ist.

Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) vermeldete bereits, die am 25. Juli 2018 bezahlten Strompreise gehörten zu den höchsten, die bisher in diesem denkwürdigen Hitzesommer zu zahlen gewesen wären. Aber auch kulinarisch zeigen sich weitere Konsequenzen: Deutschland rechnet mit einem Ausfall von bis zu 40 Prozent bei den Kartoffelernten, da die Knollen ab 30 Grad nicht mehr wachsen. Somit dürften Pommes frites und Chips teurer werden (ein ähnlicher Effekt war schon im Hitzesommer 2003 zu beobachten).

Es bleibt uns derweilen nichts anderes übrig, als darauf zu warten, bis dass ein Wetterwechsel zu Linderung führt – wohl werden aber erst kalte und trübe Novembertage dazu beitragen, dass wir uns mit mehr Wohlwollen an die Hitzetage dieses Sommers zurückerinnern.

Die ausführliche Kolumne von Prof. Dr. Marco Passardi in der Luzerner Zeitung finden Sie hier.

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.