3. Juli 2018

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Prof. Dr. Maurice Pedergnana: Ängstliche Investoren bremsen Expansionspläne

Prof. Dr. Maurice Pedergnana: Ängstliche Investoren bremsen Expansionspläne

von Prof. Dr. Maurice Pedergnana, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Wir befinden uns bereits auf dem Weg zu höheren Zinsen. In den durch die Steuerreform konjunkturell angefeuerten USA liegt das derzeitige Wachstum über dem langfristigen Trend. Deshalb wird die Zentralbank Federal Reserve (Fed) ihre Leitzinsen von knapp 2 Prozent bis Ende nächsten Jahres schrittweise um 1 Prozent erhöhen. Damit wäre der «neutrale» kurzfristige Zinssatz erreicht. Jede weitere Erhöhung wäre die Überleitung in eine restriktive Geldpolitik. Inzwischen fühlt sich die Fed sicher, dass die Konjunktur robust bleiben wird.

Auch in Europa bewegt sich die Wirtschaft wieder auf Kurs. Nach der kurzen Rezession von 2011/12 wuchs die reale Wirtschaft zunächst in einem Schneckentempo. Erst allmählich hat sich die wirtschaftliche Verfassung verbessert. In den Jahren 2016/17 resultierte jeweils eine überraschend hohe Expansion, die über jener der USA lag. Die konjunkturellen Signale in Europa bleiben anhaltend gut. Die Beschäftigungslage entwickelte sich auf ein Rekordhoch, und Fachkräfte sind von Portugal bis Finnland zur Mangelware geworden. Durch eine erhöhte Kreditvergabe werden die Investitionsabsichten finanziert, aber durch die Bankenregulierung wird ein europäisches Unternehmen vermehrt den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen müssen, um alle zukunftsträchtigen Pläne zu realisieren.

Die EZB kaufte als wichtiges Instrument ihrer expansiven Geldpolitik Staats- und Unternehmensanleihen. Inzwischen wurde dies stark gekürzt und endet in sechs Monaten. Die weniger expansive Geldpolitik dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen.

Das kommt in eine schwierige Phase, denn ein Grossteil der Investoren ist skeptisch gegenüber Anleihen geworden. Bei Schweizer Pensionskassen liegt der Anteil mit gut 40 Prozent so tief wie noch nie. Es gibt inzwischen einige Beispiele von Anleihen, deren Emission in jüngster Zeit abgesagt werden musste. Was vor einigen Monaten noch problemlos platziert werden konnte, trifft heute auf eine skeptische Anlegerschaft. Zur Verunsicherung über Zinsen führen die anhaltenden Handelskonflikte der US-Regierung insbesondere mit China und Europa zu einer fragilen Lage an den Anleihenmärkten.

Schade, wenn das realwirtschaftliche Potenzial nicht optimal ausgeschöpft werden kann, nur weil Schweizer Anleger Angst haben, unternehmerisch geführten Firmen längerfristiges Fremdkapital zur Verfügung zu stellen.

Die ausführliche Kolumne von Prof. Dr. Maurice Pedergnana in der Luzerner Zeitung finden Sie hier.

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