5. Juni 2018

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Prof. Dr. Marco Passardi: Verlusthügel und Geldgipfel beim SAC

Prof. Dr. Marco Passardi: Verlusthügel und Geldgipfel beim SAC

vonProf. Dr. Marco Passardi, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Das schöne sommerliche Wetter lockt viele Schweizerinnen und Schweizer nach draussen – es sei denn, eine lästige Pollenallergie lässt einen zum Stubenhocker werden. Gerade auch die zum Teil noch stark verschneiten Berggipfel erinnern uns daran, wie schön ein Aufenthalt im Gebirge sein kann. Der Schweizer Alpen-Club (SAC) betreibt durch seine verschiedenen lokalen Sektionen insgesamt 152 toll gelegene Hütten mit über 9200 Schlafplätzen in den Schweizer Bergen (nur das letztes Jahr seinen hundertsten Geburi feiernde Solvay-Biwak am Matterhorn ist im direkten Besitz der «Zentrale», des Zentralverbands).

Einzelne dieser Unterkünfte erinnern noch stark an Massenlager aus vergangenen Zeiten, viele aber strahlen heute bereits den Charme eines familiären «Hotels» an toller Lage aus. Rund 150000 Mitglieder (ungefähr 1,8 Prozent der Schweizer Bevölkerung, mehrheitlich Männer) umfasst der vor bereits 155 Jahren gegründete Schweizer Traditionsverein. Er kämpft, wie viele Vereine, mit einer zunehmenden Überalterung der Mitglieder (27 Prozent der Mitglieder sind älter als 61 Jahre, was aber nichts bezüglich Klettertüchtigkeit heissen muss…) und einem Rückgang der Mitglieder in der Alterskategorie der 36- bis 50-jährigen Personen.

So klar, wie der Blick von einer der schönen Berghütten auf die steilen Gipfel ist, präsentiert sich auch die Buchhaltung der Bergsteigerorganisation. Laut dem neuesten Geschäftsbericht respektive der dort vorgenommenen Selbstdeklaration sind die Zahlen des SAC auf Basis des Standards «Swiss GAAP FER» erstellt worden. Dieses Regelwerk ist ein renommierter und auch von an der Börse gehandelten Gesellschaften verwendeter Buchhaltungsstandard. Die so erstellten Zahlen und Abschlüsse präsentieren für den Schweizer Alpen-Club ein (nebel- und dunstfreies) Bild und zeigen die «tatsächliche wirtschaftliche Lage» des Vereins auf. Das heisst, sie sind frei von willkürlichen Buchungen zu Zwecken der Steueroptimierung. Was also lässt sich nun aus diesen vorliegenden Zahlen interpretieren?

Zum einen weist der SAC für 2017 einen Verlus aus: Das Minus in der sogenannten Betriebsrechnung (die im Kern eher einer Gewinn- und Verlustrechnung entspricht) betrug insgesamt rund 298000 Franken, deutlich mehr als die budgetierte «schwarze Null» für das Jahr 2017 (Gewinn von 6500 Franken) und auch mehr als das Doppelte des Verlustes von 2016 (rund 141000 Franken). Bedeuten diese Zahlen nun, dass der Schweizer Alpen- Club wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegensteuert?

Die gesamthafte Würdigung dieser Zahlen und Fakten zeigt das schwierige Umfeld, in dem sich der Verein bewegt: Bergzonen selber stehen in Freizeitkonkurrenz zu (vergleichsweise preisgünstigen) Städte- und Flugreisen. Wie der Schweizer Alpen-Club zudem selber bemerkt, ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Arbeitszeitvorschriften fürs Hüttenpersonal (!) schwierig, das Landesmuseum Zürich hat bei «Live on Ice» mehr wie Klimaerwärmung dazwischengefunkt und hohe Folgeabschreibungen beim SAC provoziert. Es bleibt nun zu hoffen, dass die Hüttenruhe lediglich für müde Klettersportlerinnen und -sportler gilt und der Alpenclub seine Beliebtheit in der Zukunft revitalisieren kann, indem er die Bergwelt einer Vielzahl von Personen zugänglich machen kann.

Die ausführliche Kolumne von Prof. Dr. Marco Passardi in der Luzerner Zeitung finden Sie hier

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