1. Mai 2018

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Prof. Dr. Marco Passardi: Warum sinkende Steuersätze zu mehr Verlust führen

Prof. Dr. Marco Passardi: Warum sinkende Steuersätze zu mehr Verlust führen

von Prof. Dr. Marco Passardi, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Vor wenigen Tagen, am Mittwoch, 25. April 2018, präsentierte die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal, das heisst für die ersten drei Monate des laufenden Jahres 2018. Wer nun aber wissen möchte, ob das Finanzinstitut in den ersten drei Monaten wirklich gut oder schlecht gearbeitet hat, der sieht sich vor das Problem gestellt, dass es gar nicht so einfach sein kann, sich ein qualifiziertes Urteil über die Stärken oder die Schwächen der Schweizer Grossbank zu bilden. Je nach Fokus können dazu nämlich verschiedene Blickrichtungen in die Buchhaltung interessant sein.

Wer nach wie vor der Meinung ist, eine Bank sollte möglichst sicher aufgestellt sein (der Schock einer vor knapp zehn Jahren durch den Staat geretteten UBS sitzt allen noch immer in den Knochen), der sollte zur Beurteilung schauen, wie hoch das Eigenkapital der Bank ist, das heisst, wie gross der Überschuss des Vermögens über die Schulden ist. Bankfachleute kennen dazu verschiedene Quoten; sehr gebräuchlich ist es, die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel aufgestellte Quote des sogenannten «harten Kernkapitals» zu den gesamten (risikogewichteten) Aktiven der Bank zu messen. Die CS kommt bei diesem Wert auf 12,9 Prozent,was1,2 Prozentpunkte mehr sind als noch ein Jahr zuvor – die Bank ist demnach also sicherer geworden, ob bereits ausreichend sicher, wird unter Fachleuten allerdings sehr kontrovers diskutiert. Vor allem auch, weil die Credit Suisse für die Schweizer Volkswirtschaft systemrelevant ist – ihre Probleme könnten rasch zu einem Problem der gesamten Volkswirtschaft werden.

Der «Klassiker» unter den Kennzahlen, ob das Geschäft gut oder schlecht läuft, dürfte aber für viele nach wie vor der Gewinn sein, das heisst der Überschuss von Ertrag über Aufwand. Auch dies präsentiert sich für das erste Quartal 2018 ansprechend: Vor Steuern verdiente die Bank 1,209 MilliardenFranken, nachSteuern 694 Millionen. Was nun hier aber stutzig macht, ist ein Vergleich mit dem Vorquartal (das heisst, mit der Periode Oktober bis Dezember 2017): Dort wurde ein Vorsteuergewinn von 569 Millionen Franken ausgewiesen, der durch einen Steueraufwand von insgesamt 2,126 Milliarden regelrecht hinweggefegt wurde.

Diesen zukünftigen Steuervorteil durfte sie bereits in den Jahren der Finanzkrise verbuchen. Sinken nun die  zukünftigen Steuersätze in den Vereinigten Staaten, einem wesentlichen Markt für die Schweizer Grossbank, so reduziert sich auch der zukünftige Steuervorteil, und genau dies musste die Bank in ihrer Buchhaltung im letzten Quartal 2017 bereits einmal verbuchen. In der Zukunft dürfte die Credit Suisse natürlich davon auch profitieren – wenn sich Präsident Trump das Ganze nicht plötzlich wieder anders überlegt – auf Twitter werden wir es wohl bald erfahren.

Die ausführliche Kolumne von Prof. Dr. Marco Passardi in der Luzerner Zeitung finden Sie hier.

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