27. März 2018

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Prof. Dr. Marco Passardi: Toys ‘R’ Us – wann ist eine Firma pleite?

Prof. Dr. Marco Passardi: Toys ‘R’ Us – wann ist eine Firma pleite?

von Prof. Dr. Marco Passardi, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Die Meldung aus den USA, wonach der insolvente Spielzeughändler Toys ‘R’ Us seine 735 Filialen in den USA auflösen würde und damit auf einen Schlag 33000 Stellen verloren gehen dürften, hat auch in der Zentralschweiz für Aufsehen gesorgt. Das amerikanische Unternehmen ist in der Schweiz an zehn Standorten vertreten, so auch im luzernischen Dierikon.

Aufmerksame Leserinnen und Leser auch dieser Zeitung dürften sich vielleicht ob der Meldung aber auch gewundert haben – wurde nicht bereits vor wenigen Monaten schon einmal etwas über die Finanzprobleme dieses Unternehmens veröffentlicht? Dies trifft in der Tat zu – nun, im September 2017, kurz vor dem Beginn des im Spielwarenbereich sehr wichtigen Weihnachtsgeschäfts, beantragte das Unternehmen im US-Bundesstaat Virginia Gläubigerschutz. Dies bedeutet im Wesentlichen, dass das Unternehmen temporär nicht mehr allen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann/muss und damit kurzfristig vor Ansprüchen Dritter (der sogenannten Gläubiger) geschützt ist. In einer solchen Schutzzeit wird jeweils versucht, Teile des «kranken» Unternehmens zu verkaufen oder anderweitig wieder auf Vordermann zu kriegen. Bei Toys ‘R’ Us ist dies offensichtlich misslungen.

Was in der Öffentlichkeit zuweilen nicht oder kaum diskutiert wird, ist eine weiterführende Illustration dessen, was überhaupt eine «Insolvenz» oder aber eine«Firmenpleite» so genau ist. In der Praxis ist die Buchhaltung eines Unternehmens ein gutes Mittel, um festzustellen, wie gesund ein Unternehmen ist und ob es in der Lage ist, seine Geschäftstätigkeit ohne grössere Sorgen fortzusetzen.

Wir betrachten dies am einfachsten auf Basis eines Vergleichs mit der Situation eines Menschen: Wir alle benötigen fortwährend Sauerstoff, nach rund zwei Minuten ohne die lebensnotwendige Luft werden wir ohnmächtig und gefährden unsere Gesundheit ernsthaft. Bei einem Unternehmen ist die sogenannte Liquidität der Sauerstoff: Firmen müssen stets in der Lage sein, ihren aktuell fälligen Verbindlichkeiten nachzukommen, d.h., sie müssen über genügend finanzielle Mittel wie Bargeld oder Bankguthaben verfügen, um ihre Schulden zu begleichen. Aussagen über den Bestand der Liquidität gibt uns die Bilanz – diese zeigt, auf einen bestimmen Stichtag hin berechnet, wie das Verhältnis zwischen kurzfristig fälligen Schulden und dem Bestand an Liquidität ist.

Es bleibt zu hoffen, dass sich rasch Käufer für die noch funktionierenden Teile von Toys ‘R’ Us finden – ein zu langes «Eile mit Weile» dürfte sonst auch hier mit einem «Game Over» enden.

Die ausführliche Kolumne von Prof. Dr. Marco Passardi in der Luzerner Zeitung finden Sie hier.

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