22. Dezember 2017

IFZ in den Medien,

Kolumne

Prof. Dr. Marco Passardi: Sind 292 Franken für Geschenke unwirtschaftlich?

Prof. Dr. Marco Passardi: Sind 292 Franken für Geschenke unwirtschaftlich?

von Prof. Dr. Marco Passardi, Dozent imInstitut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Nun bleiben nur noch wenige Tage Zeit dafür, die dringend benötigten (?) Weihnachtsgeschenke noch zu besorgen. Nachdem zwar einige sehr eifrig agierende Einkaufscenter und Warenhäuser das Personal sogar am auf einen Sonntag fallenden Heiligabend (24. 12.) noch aufbieten, bleibt noch etwas mehr Zeit dazu. Laut einer vom bedeutenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) Mitte November veröffentlichten Studie planen die Schweizerinnen und Schweizer, für Weihnachtsgeschenke im Jahr 2017 durchschnittlich 292 Franken pro Person auszugeben. Davon sollen die bereits erwähnten Warenhäuser und Einkaufszentren am meisten abbekommen, nur rund 25 Prozent wird online erledigt. Dabei scheinen die Zentralschweizer knausriger wie die Zürcher zu sein, sie geben mit 257 Franken deutlich weniger aus als die Zürcher, welche 310 Franken investieren möchten. Im Weiteren konnte besagter Studie entnommen werden, dass tendenziell vermehrt Geldgeschenke und Gutscheine unter den Weihnachtsbaum zu liegen kommen.

Das mag nun viele befremden– oftmals werden solche Geschenke als fantasielos, kalt und deshalb nicht genug weihnächtlich betrachtet. Aus ökonomischer Sicht heraus sollte diese kritische Sichtweise auf geld- respektive geldnahe Geschenke nochmals kritisch reflektiert werden. Joel Waldfogel, Wirtschaftsprofessor an der international renommierten University of Pennsylvania in den USA, präsentierte bereits 1993 in einem wissenschaftlichen Papier fundierte Belege für eine positivere Würdigung solcher Geschenke. Er konnte seine Erkenntnisse im «American Economic Review», einer der angesehensten ökonomischen Forschungsfachzeitschriften der Welt, veröffentlichen. Nach seinen Berechnungen sind Weihnachtsgeschenke in einer von Geld oder Gutscheinen abweichenden Form eine gigantische Wertvernichtung. Für die USA und das Jahr 1992 schätzte er den Wohlfahrtsverlust aus dem Kauf von Weihnachtsgeschenken auf 4 bis 13 Milliarden Dollar.

Die Wirtschaftswissenschaft geht in bestimmten Denkkonzeptionen davon aus, dass die Menschen im Wesentlichen rational sind und ihren Nutzen zu maximieren versuchen. Wird diesem nicht immer unumstrittenen Konzept gefolgt, so kann niemand die Wünsche des Beschenkten so gut kennen können wie diese Person selbst. Auch wenn man sich noch so viel Mühe gibt, das «richtige Geschenk» zu finden: Man wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das optimale Präsent finden und somit durch Fehlkäufe einen gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsverlust produzieren, in der Fachsprache mit «Deadweight Loss» bezeichnet. Ob mit oder ohne Geschenk(e) – geniessen Sie die Feiertage und starten Sie gut ins 2018!

Hier finden Sie die ausführliche Kolumne in der Luzerner Zeitung vom 16. Dezember 2017.

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