5. Februar 2019

Digitalisierung,

Risikomanagement

Digitale Transformationsrisiken gewinnen an Bedeutung

Digitale Transformationsrisiken gewinnen an Bedeutung

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von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Professor für Enterprise Risk Management und Internal Control, Marcel Fallegger und Patrick Balmer, Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Unter dem Schlagwort «Digital Risk» sind immer häufiger kritische Aussagen zur digitalen Transformation vernehmbar. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ hat dazu bereits im vergangenen Herbst eine umfangreiche Studie – den ERM Report 2018 – publiziert. Darauf basierend sind nun zwei Zeitschriftenbeiträge der obigen Autoren erschienen, die aufzeigen, welche Chancen und Risiken besonderer Aufmerksamkeit bedürfen und welche organisationalen Aspekte zu beachten sind.

Die Absicht des ERM Reports 2018 zur Thematik «Risiken der digitalen Transformation» bestand darin, zu erörtern, welche digitalen Risiken Unternehmen wahrnehmen und wie sie damit umgehen. Die empirische Studie brachte zum Vorschein, dass digitale Transformationsrisiken in Schweizer Unternehmen trotz erheblicher Betroffenheit mehrheitlich undifferenziert beurteilt werden. Gemäss der Untersuchung sind zudem erhebliche Barrieren wie z. B. höher gewichtete Prioritäten/Aufgaben vorhanden, die die Umsetzung der digitalen Transformation beeinträchtigen können. Die positiven Rückmeldungen zu den konzeptionellen Grundlagen dieser Untersuchung sowie zur umfassenden Erhebung bei knapp 240 Unternehmen haben die Autoren veranlasst, weiterführende Analysen aus der Praxiserhebung in zwei Zeitschriftenbeiträgen zu veröffentlichen. Diese beiden Beiträge, erschienen in der ZRFC und im EXPERT FOCUS, werden nachfolgend kurz beleuchtet.

Unter dem Titel «Digitale Transformationsrisiken in Schweizer Unternehmen» stand in der Zeitschrift für Risk, Fraud & Compliance (ZRFC) die Frage im Mittelpunkt, ob und wie sich die Existenz eines Risk Management-Komitees auf die Risikoeinschätzung und -reaktion von digitalen Transformationsrisiken auswirkt. Es konnte ein positiver Effekt nicht nur auf die Risikoidentifikation, sondern auch auf die Risikosteuerung konstatiert werden. Demzufolge kann ein entsprechendes Komitee besonders bei der Selektion und Beurteilung der bereichsübergreifenden Risiken der digitalen Transformation einen erheblichen Beitrag leisten.

Ebenso wurde vertieft, inwiefern eine Abhängigkeit zwischen der höchsten Instanz (Verwaltungsrat, Risk Management-Komitee, CEO, CFO) der Risikoberichterstattung im Unternehmen und der Risikoeinschätzung und -reaktion besteht. Falls die Berichterstattung in höchster Instanz an das Risk Management-Komitee oder den Verwaltungsrat adressiert ist, erfolgt gemäss der Analyse tendenziell eine angemessenere Risikoeinschätzung und -reaktion. Entgegengesetzt fällt die Reaktion bei höchstinstanzlicher Berichterstattung an den CFO am wenigsten angemessen aus. Die Aufmerksamkeit der obersten Führungsorgane wirkt sich anhand der Untersuchung also positiv auf die Auseinandersetzung mit digitalen Transformationsrisiken aus.

Im EXPERT FOCUS, der Schweizerischen Zeitschrift für Wirtschaftsprüfung, Steuern, Rechnungswesen und Wirtschaftsberatung, konnten die Autoren den Beitrag «Risiken der digitalen Transformation bei Schweizer Unternehmen» platzieren. Sie zeigen darin auf, dass sowohl in Bezug auf die Transformations-Readiness wie auch in der Risikobeurteilung bei Schweizer Unternehmen noch beachtliches Verbesserungspotenzial gegeben ist. Es erscheint angesichts des sich rasch verändernden Umfelds jedoch unerlässlich, dass sich die Führungskräfte den Chancen und Risiken möglichst frühzeitig annehmen.

Veranschaulicht wird dies unter anderem mit den 10 von den Unternehmen am relevantesten beurteilten Risiken. Die vier am häufigsten genannten Risiken (Ausfall der (IT-)Betriebsinfrastruktur, Abhängigkeit von externen (IT-)Dienstleistern, Fehlende Digitalkompetenz, Ungenügendes Datenmanagement) können durch umsichtige Steuerungsmassnahmen deutlich reduziert werden. Die Autoren merken hierzu an, dass effektives Management digitaler Transformationsrisiken auch die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und Hierarchieebenen erfordert. Nur dadurch könnten komplexe Entscheidungen im Kontext der digitalen Transformation auf Basis einer sorgfältigen Chancen- und Risikoabwägung getroffen werden.

Das im Rahmen der Studie entwickelte und in den obigen Beiträgen erwähnte Digital Risk Framework wird im Frühjahr 2019 im Lehrbuch Enterprise Risk Management – Balancing Risk and Reward, das im Springer Gabler Verlag erscheint, vertieft dargestellt werden.

Für Fragen zum ERM Report 2018 oder zum Themenfeld «Digital Risk Management» steht Ihnen Prof. Dr. Stefan Hunziker gerne zur Verfügung.

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