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Risk Management in strategische Entscheidungen integrieren – Rückblick auf den Enterprise Risk Summit 2018

Risk Management in strategische Entscheidungen integrieren – Rückblick auf den Enterprise Risk Summit 2018

photoBalmer Patrick
von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Professor für Enterprise Risk Management und Internal Control, 
Patrick Balmer und Marcel Fallegger, Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Wieso ist Risk Management untrennbar mit dem Strategieentwicklungsprozess verbunden? Welche Risikoinformationen sind für die Betrachtung alternativer Strategien relevant und wie beeinflusst Risk Management die Umsetzung einer Strategie? Diese und weitere Fragen standen im Fokus des Enterprise Risk Summits 2018. Die Referierenden waren sich insofern einig, dass Risk Management unabhängig der Unternehmensgrösse zum wichtigen Bestandteil einer integrierten Führung gehört.

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und SwissERM führten am vergangenen Mittwoch mit rund 90 Teilnehmenden den Enterprise Risk Summit 2018 durch. Die Konferenz stand im Zeichen der Fragestellung, wie sich Risk Management in strategische Entscheidungen und damit die Unternehmensperformance integrieren lässt. Hochkarätige Referierende beleuchteten, wie die Praxis diese Herausforderung angeht und unterstrichen dabei die Bedeutung, das dieses Thema in den letzten Jahren gewonnen hat. Darüber hinaus wurden am Summit die Ergebnisse aus dem ERM Report 2018 zu «digitalen Transformationsrisiken» sowie Risiken rund um Artificial Intelligence aufgezeigt.

Nach seiner Begrüssung präsentierte Prof. Dr. Stefan Hunziker, Professor für Enterprise Risk Management und Studienleiter der Hochschule Luzern, die Erkenntnisse aus dem ERM Report 2018. Er legte dar, dass Schweizer Unternehmen die Bedeutung der Digitalisierung und deren Chancen weitgehend erkannt haben. Die Risiken digitaler Transformationsprojekte würden aber gemäss dem Report nicht die höchste Aufmerksamkeit auf der Agenda der Führungskräfte geniessen. Positiv zu werten sei die Erkenntnis, wonach nicht nur Technologierisiken, sondern auch Risiken aus dem strategischen und kulturellen Umfeld als Risiken der digitalen Transformation identifiziert werden. Zur Ergänzung der eigenen Risikoidentifikation stellte Hunziker als Hilfsmittel das im Rahmen der Studie erarbeitete «Digital Risk Framework» vor.

Im Anschluss illustrierte Thomas Egger, CFO PostLogistics, wie Risk Management zum Bestandteil einer integrierten Führung werden kann. Für die Post sei Risk Management eine spannende wie anspruchsvolle Disziplin zugleich. Spannend, weil sie viele Interessensgruppen und Märkte mit unterschiedlichen Vorzeichen vereint als auch anspruchsvoll, weil sie eine Vielzahl von Geschäftsmodellen betreibt, zahlreiche Vorgaben einzuhalten und über 100 Beteiligungen zu konsolidieren hat. In diesem Umfeld führe die Kombination klassischer und neuer Methoden wie z. B. die Monte Carlo-Simulation zu den besten Ergebnissen. Gerade bei der Führung der zahlreichen Beteiligungen müsse Risk Management strikte in die Entscheidungsprozesse integriert werden.

Die Risiken rund um Artificial Intelligence (AI) standen im Mittelpunkt des Referats von Martin Weis, Partner Advisory Services, und Peter Neumann, Senior Manager des Platinsponsors EY. An verschiedenen Alltagsbeispielen, die unter anderem Such- und Planungsalgorithmen, maschinelles Lernen sowie natürliche Sprachverarbeitung kombinieren, veranschaulichten sie den Begriff AI. Zu den damit einhergehenden Risiken zählt EY die Verweigerung gegenüber der AI-Technologie, fehlendes Know-how, eine ungenügende oder fehlerhafte Datenbasis wie auch die mögliche Überregulierung seitens der Gesetzgeber. Schliesslich betonten die Referenten die Relevanz der Governance im Umgang mit neuen Technologien, wozu z. B. ein Ethik-Ausschuss, Validierungstools, Awareness-Trainings und unabhängige Audits gehören.

Prof. Dr. Thomas Ankenbrand erläuterte danach die Blockchain-Technologie aus einer risikoorientierten Perspektive. Er legte die Grundlage dazu, indem er zuerst die Funktion und Charakteristika der Blockchain anhand eines interaktiven Beispiels und verschiedener Marktdaten zum Bitcoin, der darauf basiert, präsentierte. Weiter schlug er die Brücke zu vergangenen Finanzkrisen und erörterte, weshalb die Blockchain nicht die Ursache für Krisen verkörpert. Vielmehr erkennt Prof. Ankenbrand zahlreiche Anwendungsszenarien in der Praxis, stellte aber klar, dass bisher nur wenige Anwendungen sich wirklich in der Praxis etabliert haben.

Dr. Andreas Kempf, Corporate Auditing, Risk and Quality Management, Senior Vice President bei der ZEISS Gruppe, veranschaulichte anschliessend, wie er Risk Management als Teil guter Unternehmensführung versteht und stellte einleitend die Frage, wozu Unternehmen eigentlich da sind. Er führte aus, dass Unternehmen erst durch die Identifikation attraktiver Chancen entstehen – die ihrerseits risikobehaftet sind. Der bewusste Umgang mit dieser Unsicherheit sei daher der Kern des Unternehmertums und Grundlage für den Erfolg oder Misserfolg. Aufgrund der subjektiven Bewertung von Unsicherheit erfordere der konstruktive Umgang eine entsprechende Risikokultur. Diese wiederum sei eine wichtige Grundlage, um strategische Risiken zu identifizieren und die Auswirkungen der teils zusammenhängenden Risiken zu bewerten. Gerade die strategischen Risiken können für Kempf nicht mit klassischen Risk Management-Methoden angegangen werden und präsentierte spannende, alternative Ansätze hierfür.

Wie Risk Management zu einem differenzierten Blick auf die Steuerungsgrössen des Konzerns führen kann, zeigte Robert Ebel, Head of Corporate Legal, Risk & Insurance Management und Senior Vice President bei der HOERBIGER Holding AG auf. Als Grundlage nannte Ebel, dass sich das Risk Management erst beim Business beweisen und etablieren müsse, um überhaupt angehört zu werden. Erst dann könne eine umfassende gemeinsame Risikoidentifikation stattfinden, wozu er verschiedene Ansätze seines Unternehmens aufzeigte. Nach der Analyse und Bewertung der Risiken, die mitunter zu führungsrelevanten Kennzahlen führen soll, sei es ebenso zentral, den Mehrwert gegenüber dem Business und der Führungsebene aufzuzeigen.

Zum Abschluss dankte Prof. Dr. Stefan Hunziker allen Referierenden für die spannenden Impulse sowie den Teilnehmenden und dem Konferenzteam. Mit dem folgenden Fotostream erhalten Sie einige Eindrücke von der äusserst gut besuchten Veranstaltung. Den ERM Report 2018 zum Thema «Risiken der digitalen Transformation» können Sie hier kostenlos herunterladen. Weitere Studienergebnisse mit interaktiven Filtermöglichkeiten sind über die folgende Seite abrufbar.

Wir freuen uns, Sie am nächsten Enterprise Risk Summit vom 7. November 2019 zu begrüssen. Die Konferenz wird dann am neuen Standort der Hochschule Luzern auf dem Campus Zug-Rotkreuz stattfinden.

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