24. November 2017

Risikomanagement

Einbettung des Risikomanagements in den Strategie- und Planungsprozess anhand des ORSA

Einbettung des Risikomanagements in den Strategie- und Planungsprozess anhand des ORSA

photo  Balmer Patrick
von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Leiter MAS/DAS Risk Management und Patrick Balmer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ.

Patricio Verdieri, CRO Zurich Schweiz, präsentierte am dritten Enterprise Risk Summit 2017 in Zug am IFZ interessante Einblicke in das Risikomanagement der Zurich und dessen Einbettung in den Strategie- und Planungsprozess anhand des ORSA. Als Erfolgsfaktoren hierfür sieht er die organisatorische Einbindung des ERM, die Fähigkeiten des Risikomanagers, die Risikokommunikation sowie die Risikomanagementprozesse selbst. Ein entscheidendes Merkmal bei der organisatorischen Einbettung des ERM in den Strategieprozess ist die funktionale Integration des Risk Manager als echter Business Partner der Organisation. Dabei soll der Risk Manager seine Aufgaben der 2. Line of Defense erfüllen, aber auch Mut haben, die eigene Meinung pointiert einzubringen.


EXKURS ORSA:

Das ORSA umfasst die Gesamtheit der Prozesse und Verfahren des Versicherers, die eingesetzt werden:

  • Für die Identifikation, Bewertung, Überwachung und Bewirtschaftung der Risiken über die Planungsperiode sowie die Berichterstattung darüber; und
  • Für die Ermittlung der Kapitaladäquanz (d.h. den Vergleich zwischen Kapitalbedarf und verfügbarem Kapital) über die Planungsperiode.

Der Verwaltungsrat des Versicherers stellt sicher, dass ein ORSA aufgesetzt und verwendet wird. Das ORSA wird bei der Entwicklung der Geschäftsstrategie berücksichtigt und ist Bestandteil der Geschäftsplanung. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung beziehen die Resultate des ORSA in ihre Entscheidungsprozesse ein; sie überprüfen regelmässig die Angemessenheit des ORSA für die Unternehmenssteuerung.

Quelle: FINMA (2016). Rundschreiben 2016/3 ORSA – Grundlagen für die Durchführung einer Selbstbeurteilung der Risikosituation un des Kapitalbedarfs (ORSA) und für die Bereichterstattung an die FINMA. Abgerufen am 21.11.2017 unter: https://www.finma.ch/de/%7E/media/finma/dokumente/dokumentencenter/myfinma/rundschreiben/finma-rs-2016-03.pdf


Patricio Verdieri beurteilt die Anforderungen der FINMA zum ORSA grundsätzlich als positive regulatorische Entwicklung. Die entscheidenden Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Einbettung in der Organisation werden im Folgenden kurz angesprochen:

Organisatorische Einbettung

Ein besonderes Merkmal für den Erfolg ist die frühe Einbindung des CRO in den Entscheidungsprozessen, wobei ein «Seat at the table» (Einsitz in Vorstandsitzungen) entscheidend ist. Nur so können Entscheidungen unter Chancen- und Risikoaspekten getroffen werden.

Wegbereitung und Beratung

Der Risikomanager muss eine gewisse Portion an Mut an den Tag legen. Er soll auf die Probleme im Unternehmen hinweisen und kritische Fragen stellen. Nur so kann er für die Organisation Werte schaffen. Es ist nicht Ziel des CRO, ständig die rote Flagge zu hissen, sondern Wegbegleiter  zu sein, indem Herausforderungen angesprochen, Vorschläge ausgearbeitet und auf Opportunitäten hingewiesen werden.

Fähigkeiten

Grundsätzlich muss der Risikomanager das Business Modell gut verstehen. Hierbei besteht die Herausforderung, die richtige Balance zwischen Spezialisierung und Generalisierung zu finden. Für die Karriere eines Risikomanagers kann daher auch die Rotation innerhalb der Organisation eine gute Option sein. Dadurch kann als Nebeneffekt die Risikokultur durch den (ehemaligen) CRO aktiv in die Unternehmung getragen werden.

Risikomanagement Prozesse

Um ORSA als integrierten Teil des Planungs- und Strategieprozess zu etablieren, ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Funktionen (Finance, Investments, etc.) sowie die Integration in existierende Risikomanagement Prozesse von grosser Bedeutung. Als wichtiges Instrument ist u. a. der Risikoappetit heranzuziehen. Herausfordernd ist dabei die Relevanz des ORSA Prozess für die Planungs- und Strategiearbeiten im Unternehmen aufzuzeigen.

Kommunikation

Eine zeitnahe und relevante Risikokommunikation ist von entscheidender Bedeutung. Zu lange Berichte von 200 und mehr Seiten liest niemand. Hier muss der Risikomanager auch den Mut zur Lücke haben. Es ist viel effektiver und effizienter, ein kurzes Dokument mit stufengerechter Information bez. den wichtigste Risiken zu erstellen, welches von den entsprechenden Stakeholdern tatsächlich auch gelesen wird.

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