18. September 2015

CARF Luzern,

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Rückblick CARF Luzern 2015 – Aktuelles aus der Finanzen-Forschung

Rückblick CARF Luzern 2015 – Aktuelles aus der Finanzen-Forschung

Wanzenried Gabrielle HSLU W Balmer Patrick

Von Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried, Leiterin Track Finanzen der CARF Luzern 2015 und Patrick Balmer, Konferenzorganisator der CARF Luzern 2015

Die wissenschaftliche und themenübergreifende Konferenz CARF Luzern 2015 fand am 27. und 28. August 2015 in Luzern statt und wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft veranstaltet. In einer Blogserie zur CARF rücken wir die in den jeweiligen Tracks Controlling, Accounting, Risiko, Finanzen und Lehre vorgestellten Beiträge und Diskussionen in den Mittelpunkt. In den letzten Wochen richtete sich der Fokus auf den Controlling, Accounting und Risiko Track. In diesem Beitrag präsentiert Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried die Erkenntnisse aus dem Finanz Track.

Im Track Finanzen wurden verteilt über drei Sessions, sechs aktuelle Finanzthemen vorgestellt und intensiv diskutiert. Die Autoren überzeugten durch eine starke methodische Fundierung und einen aktuellen Themenbezug ihrer Beiträge.

Den Einstieg in den Track Finanzen lieferte ein Beitrag über das Controlling von Kreditsicherheiten am Beispiel von Financial Covenants. Ausgehend von der Grundfragestellung „Wie ist mit Financial Covenants im Controlling umzugehen?“ zeigt die Autorin auf, dass die Thematik eine geringe Bedeutung bei KMUs hat. Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage nach einer Kennzahl zur Messung der „Gefährdung der Zahlungsfähigkeit“. Dabei stellt sich heraus, dass Cash-Flow orientierte Kennzahlen das höchste Potential aufweisen, Zahlungsfähigkeitsgefährdungen darzustellen. In der anschliessenden Diskussion zeigt sich vor allem, dass in dieser Fragestellung, insbesondere bei der empirischen Forschung noch viel Potential steckt.

In einem Beitrag zur Messung der technischen Effizienz bei Osteuropäischen Banken stellt sich heraus, dass die Banken in den betrachteten Ländern nicht sehr effizient arbeiten und es daher viel Potential gibt. Dieses Potential kann durch die Anpassung verschiedener Stellschrauben wie zum Beispiel einen Ausbau des Kreditvolumens, Abbau von Personal oder Kapitalveränderungen optimiert werden. Je nach Situation muss das sinnvollste Massnahmenbündel ausgearbeitet werden, denn nicht alle Massnahmen sind gleichermassen zweckmäßig.

Eine Fallstudie zu risikoorientierter Kundenbewertung beschreibt den Umgang mit Risiko bei Warenlieferungen. Der Autor beleuchtete die im Zielkonflikt stehenden Kreditperspektiven des Ausfallrisikos und des Ertragsrisikos. Da die Quantifizierung des Kreditrisikos in der Praxis, insbesondere für Nicht-Finanzleute schwierig ist, zielt der Autor darauf ab, alle relevanten Dimensionen des Ausfallsrisikos zu messen und die beiden Perspektiven in einer Kennzahl zu berücksichtigen. Die Kennzahl „Zeitdauer des Risikos“ beinhaltet alle zentralen Informationen, zudem können die Effizienzgrössen basierend darauf auch beeinflusst werden. Als Resultat der Case Studie (B-to-B) wurde ermittelt, dass die 20% ineffizientesten Kunden die Mehrheit des Risikos tragen. Weiterführend ist für Unternehmen interessant, wie aus einem schlechten ein guter Kunde gemacht wird. Dazu braucht es zusätzliche Sicherheiten.

Ein Beitrag aus dem Bereich Crowdfunding beschreibt die Motive von Crowdfunding Investoren. Die Autoren stellten sich die Frage nach der Funktionsweise von Crowdfunding Projekten und ob überhaupt eine positive Rendite realisiert wird. Die Studie zeigt eine breite Akzeptanz für negative Renditen bei Investoren, obschon eine Mehrzahl positive Renditen sucht. Wo die genauen Motive dafür liegen, können die Autoren nicht beantworten. Auch hier besteht viel Forschungsbedarf.

Die empirische Studie zur Finanzsituation mittelgrosser Gemeinden in der Schweiz vermittelt einen repräsentativen Überblick zu deren Finanzierung. Für die Gemeinden haben Bankfinanzierungen eine hohe Bedeutung (CH finanzieren sich zu 2/3 bei Banken, bei 1/3 bei Vorsorgewerken). Trotzdem gibt es grosse Unterschiede zwischen den Kantonen, beispielsweise sind im Kanton Luzern Bankfinanzierungen stark übervertreten. Grund könnte die starke Marktstellung der Kantonalbanken sein.

Ein weiterer Beitrag prüft den Einfluss der Implementierung von IFRS Richtlinien auf die Marktliquidität von Unternehmen, wobei zwischen Large und Small Caps unterschieden wird. Bisherige Studien haben den Kapitalmarkt immer als Ganzes angeschaut. Eine Unterscheidung von Large versus Small Caps ist durchaus sinnvoll, da Marktreaktion vom Informationsumfeld abhängen und dieses wiederum mit der Grösse der Firma zusammenhängt. Von einem guten Informationsumfeld werden schwächere Marktreaktion erwartet. Die Auswertung der Daten brachte zum Vorschein, dass die Einführung von IFRS einen negativen Effekt auf die Bid-Ask Spreads als Mass der Marktliquidität hat, was nicht den Erwartungen entspricht.   Beim Turnover Ratio als alternatives Mass der Marktliquidität hingegen konnte empirische Evidenz für einen positiven Effekt, gemäss den Erwartungen – gefunden werden. In Bezug auf die unterschiedlichen Grössen wurde ein schwächerer Effekt bei einem schlechteren Informationsumfeld festgestellt, was auch nicht den Erwartungen entsprach.

Zu guter Letzt befasste sich ein Teilnehmer mit der Risikoanalyse von Regionalbanken in struktur-schwachen Regionen von Deutschland. Ziel war es zu zeigen, wie man ein Kennzahlensystem aufbauen kann, um eine verbesserte Analyse der Entwicklung von Banken zu machen. Fazit: Der Offenlegungsbericht gibt uns unter anderem bessere Informationen zur Kreditstruktur und zu den Ausfällen. Jedoch werden die Regelstrukturen aussen vorgelassen. Gewisse Banken machen freiwillige Angaben – es wäre durchaus denkbar, eine Abgabepflicht einzuführen.

Zusammenfassend wurden im Track Finanzen aktuelle und relevante Themen präsentiert. Die hohe Interaktion und Diskussionfreudigkeit des Publikums zeugte auch von der Brisanz und dem Interessengehalt der jeweiligen Themen. Die eineinhalb Tage Finanz Track waren ein voller Erfolg. Wir freuen uns daher umso mehr auf die CARF Luzern 2016 und sind gespannt auf die neuen Beiträge.

Save the Date – CARF Luzern 2016:

15. und 16. September 2016

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