27. September 2013

Allgemein

Erste Nationale Konferenz zum Umgang mit Risiken in Schweizer Gemeinden

Stefan Hunziker_02.13

von Stefan Hunziker
Studien- und Projektleiter sowie Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Mehr als 80 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nahmen am vergangenen Donnerstag an der ersten nationalen Konferenz zum Umgang mit Risiken in Schweizer Gemeinden teil. Die zahlreichen Referate, welche die Thematik aus den Blickwinkeln der Politik, Wissenschaft, Aufsicht, Beratung und Praxis beleuchteten, akzentuierten die Wichtigkeit von angemessenen Internen Kontrollsystemen und Risikomanagement in Schweizer Gemeinden. Eine Podiumsdiskussion zum Schluss der Konferenz brachte zum Vorschein, dass sich die Gemeindeorgane zwar mit Risiken beschäftigen, der systematische Umgang jedoch noch weitgehend fehlt.

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Die Konferenz wurde von Regierungsrat und Finanzdirektor Marcel Schwerzmann eröffnet. Er betonte, dass die politische Glaubwürdigkeit, die Unterstützung der Gemeinden durch die Kantone, ergänzt durch die systematische Chancenabwägung der Relevanz des Risikomanagements gerecht werden.

Wissenschaft

Mit einem Rückblick auf die interne Kontrolle leitete Prof. T. Flemming Ruud, PhD (Professor an der Universität St. Gallen) aus einer wissenschaftlichen Perspektive in die verschiedenen Steuerungssysteme zum Umgang mit Risiken ein. Er empfiehlt im Rahmen der Konzeption einen breiten Fokus zu wählen und IKS bewusst nicht auf die finanzielle Berichterstattung zu reduzieren. In diesem Zusammenhang sprach sich Prof. Dr. Reto Steiner (Professor an der Universität Bern) dafür aus, bewusst auch Risiken in den Tätigkeiten zu akzeptieren, um aus Fehlern zu lernen und Veränderungsprozesse zuzulassen. Gerade die guten institutionellen Voraussetzungen von Gemeinden erlauben gemäss Steiner einen Fokus auf die relevantesten Risiken.

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Aufsicht

Yvonne Reichlin-Zobrist (Leiterin Gemeindeabteilung Kantons Aargau) erörterte das Risikomanagement in den Aargauer Gemeinden aus Sicht des Kantons. Sie machte deutlich, dass in der Schweiz viele Klein- und Kleinstgemeinden  der Herausforderung gegenüberstehen, trotz knapper Ressourcen die rechtlichen Bestimmungen zu erfüllen. Mit der Definition von Mindeststandards und einer Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses können gerade kleine Gemeinde ein IKS und Risikomanagement genauso erfolgreich implementieren.

Aus der Sicht der Finanzkontrolle erläuterte Daniel Strebel (Leiter Bereich Wirtschaftsprüfung der Finanzkontrolle Kanton Zürich) das Three Lines of Defense Modell, bei welchem die Aufsichtsorgane anhand von verschiedenen Steuerungssystemen die operativen Prozesse überprüfen können. In diesem Zusammenhang sind zuverlässige Führungsinstrumente wie IKS und Risikomanagement unabdingbar. Schliesslich wies Hermann Grab (Finanzdepartement Kanton Schwyz) bewusst auf die strukturellen Voraussetzungen zwischen Gemeinden und Kantonen hin. So erlauben die homogenen Strukturen der Gemeinden eine pragmatische Einführung von IKS und Risikomanagement fokussiert auf die zentralen Prozesse.

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Beratung / Praxis

Neben den konzeptionellen Grundlagen erörterten zwei Werkstattberichte die kritischen Erfolgsfaktoren der Umsetzung. Thomas Kuoni und Dr. Markus Braunschweiler machten einen Rückblick auf die Umsetzung des Chancen- und Risikomanagements der Stadt Zürich. Die Referenten erklärten rückblickend die Einbindung aller Beteiligten wie auch das proaktive Handeln im Sinne eines zusätzlichen Nutzens der Führungsinstrumente für die Stadt als zentrale Erfolgsfaktoren. Darüber hinaus betonten Kaspar Schiltz (Mandatsleiter Mattig-Suter und Partner) und Ralph Ruoss (Leiter Finanzen/Controlling Stadt Wädenswil) das Commitment des Gemeinderats sowie die frühzeitige Projektplanung im gemeinsamen IKS-Einführungsprojekt als wichtige Voraussetzungen. Lothar Gwerder (Mitglied der Geschäftsleitung Mattig-Suter und Partner) demonstrierte dazu eine von Mattig-Suter und Partner entwickelte Systematik, wie man Strategie, Risiko- und Finanzmanagement im Führungskreislauf integrieren kann.

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Die abschliessende Podiumsdiskussion akzentuierte die Notwendigkeit einer zielorientierten und pragmatischen Einbettung der Führungsinstrumente in Schweizer Gemeinden. Dabei gilt es, alle beteiligten Gemeindeorgane in die Diskussion einzubinden, damit eine gemeinsame Sensibilisierung auf Chancen und Risiken stattfinden kann. Erst darauf basierend könne ein systematischer Umgang mit Risiken initiiert werden.

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