Wo früher Busse parkten, hocken jetzt Leute.
Eine Struktur steht da – gebaut aus altem Zeug.
Man kann sitzen, zuschauen, Pause machen, spielen.
Ein Platz für alle, mitten im Sommer.
re:frame – aus altem Holz, wird was Neues.

atelier tollmann / piertzovanis

Projektbeschrieb

Die diesjährige Phase III des Entwurfsmoduls «Struktur» widmet sich ganz dem kreislauffähigen Bauen mit Holz. In diesem Kontext wurde das Design-Build-Projekt «Circular Time Lab» ins Leben gerufen – eine Kooperation zwischen dem Bachelorstudiengang Architektur und dem Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur der Hochschule Luzern. Ziel dieses langfristig angelegten Projekts ist es, über einen Zeitraum von drei Jahren jeweils im Frühlingssemester eine temporäre Holzstruktur zu entwerfen, mit wiederverwendetem Holz (Re:use) zu realisieren, nach rund drei Monaten wieder zu demontieren und die verbauten Elemente für die nächste Bausaison einzulagern.

Im darauffolgenden Frühjahr werden die Bauteile erneut eingesetzt – in veränderter Form, aber mit derselben Grundhaltung: ressourcenschonend, transformierbar, wiederverwendbar.

Den Auftakt dieser dreijährigen Entwurfsphase bildet das Semester mit dem Themenschwerpunkt «Luzerner Sommer». Gefragt sind temporäre architektonische Eingriffe, die mit minimalen Mitteln einen maximalen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen – als Orte der Begegnung, des Verweilens oder der Reflexion im öffentlichen Raum. Die Entwurfs- und Bauprozesse sollen dabei nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch und ökologisch beispielhaft sein.

Auf dem ehemaligen Busparkplatz beim Luzerner Inseli, unmittelbar neben dem Bahnhof und dem KKL, schafft der Verein Universum einen öffentlichen Ort für Begegnung, Spiel und Aufenthalt. Mit Angeboten wie einer Skateboard-Halfpipe, Tischtennistischen, einer Petanque-Bahn und einer belebten Buvette mit zahlreichen
Sitzmöglichkeiten spricht das Areal Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und sozialer Hintergründe
an. Direkt neben dem Petanque-Feld entstand der Bauplatz für unsere temporäre Struktur.

In ersten Entwurfsdiskussionen standen Fragen im Raum wie: Wie kann unsere Struktur die Petanque-Bahn einbinden?

Agieren sie als zwei voneinander
losgelöste Körper – unabhängig und für sich stehend – oder bilden sie ein funktionales und räumliches Ensemble?Und wie kann all dies einen Beitrag zum Thema «Luzerner Sommer» leisten? Schnell wurde deutlich: Die Petanque-Bahn und die entstehende Struktur sollten nicht als getrennte Elemente gedacht werden. Stattdessen kristallisierte sich die Idee einer Tribüne heraus – einer skulpturalen, räumlich klar gefassten Intervention, die das Spielfeld
ergänzt und den öffentlichen Raum erweitert. Die gestuften Ebenen dienen sowohl den Spielerinnen zur Ablage als auch Besucherinnen als Sitzmöglichkeit. Durch die tiefen Stufen entsteht ein Ort des Verweilens: zum Zuschauen, Picknicken und Entspannen.

Ein leichtes Dach aus Gerüstnetzen überspannt die Konstruktion. Es spendet punktuell Schatten, ohne zu verdunkeln, und ermöglicht durchlässige Luftzirkulation, der Raum darunter bleibt offen, luftig und durchlässig. Die Tribüne basiert auf neun identischen Holzrahmen, die seriell aneinandergereiht und durch das Dach, die
seitlichen Stufen und eine Absturzsicherung seitlich und diagonal ausgesteift werden. Diese Wiederholung erzeugt nicht nur ein klares konstruktives Raster, das effizient und materialsparend ist, sondern sie ist zugleich Ausdruck eines bewussten, ressourcenschonenden Bauens.

Die Rahmenstruktur bildet das räumliche Gerüst der temporären Intervention und fungiertdabei sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn als «Rahmen»: Sie rahmt Ausblicke auf das Petanque-Feld, gliedert den Raum, schafft Zonen zum
Verweilen und Beobachten – und wird so zur architektonischen Geste für Aufenthaltsqualität.

Gleichzeitig steht die Konstruktion exemplarisch für eine zirkuläre Baupraxis: Sämtliche Hölzer stammen aus wiederverwendetem Bestand und sind so konzipiert, dass sie auch zukünftig erneut verbaut werden können. Damit wird der Rahmen nicht nur zum tragenden Element, sondern zum Sinnbild eines nachhaltigen architektonischen Denkens.
Re:Frame denkt Architektur als Prozess. Wiederverwendung wird zur gestalterischen Strategie. Die Ästhetik der Struktur ergibt sich aus sichtbaren Zangenverbindungen,
überlangen Latten und Trägern, die bewusst in ihrer originalen Länge belassen wurden, um Schnittverluste zu minimieren. Die Verbindungen werden durch Gewindestangen, Muttern und Metallklammern – sogenannte Bulldogen – gesichert. Damit wird nicht nur der Rückbau erleichtert, sondern auch die Idee einer reversiblen, materialbewussten Bauweise
sichtbar gemacht.