18. Mai 2015

Allgemein,

Bankstrategie,

Digitalisierung

Gebührenmodelle im digitalen Anlegen: Ein Vergleich

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Christoph Duss

Der Eintritt neuer Marktteilnehmer im Anlagegeschäft (Robo Advisors) und die Entwicklung neuartiger Geschäftsmodelle im Bereich des digitalen Anlegens werden – neben den wegfallenden Retrozessionen – einen möglicherweise bedeutenden Einfluss auf das Pricing in diesem derzeit noch margenträchtigen Geschäft haben. Basierend auf der vor gut zwei Wochen gemeinsam vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Swisscom publizierten Studie zum Markt für digitales Anlegen, möchten wir nachfolgend nochmals vertieft auf die Gebührenmodelle der existierenden Anbieter im Bereich des digitalen Anlegens eingehen und diese auch vergleichen.

Um einigermassen sinnvolle Gebührenvergleiche durchführen zu können, wurden in einem ersten Schritt bestehende Anbieter in den Märkten Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und USA basierend auf insgesamt 11 Kriterien in den zwei Dimensionen Sophistizierung und Personalisierung & Unterstützung bewertet und kategorisiert. Damit wird Rücksicht auf die sich teilweise stark unterscheidenden Geschäftsmodelle genommen, welche auch ein unterschiedliches Pricing rechtfertigen. In Abhängigkeit dieser Kategorisierung können anschliessend die Gebühren besser verglichen werden. Zur Berechnung der jährlichen Gebühren haben wir zwischen zwei Musterdepots unterschieden: Ein kleineres Depot mit einem verwalteten Vermögen von 25‘000.– (ein typischer Retail-Kunde) sowie ein grösseres Depot mit 250‘000.– (ein typischer Affluent-Kunde). Um die zwei Dimensionen Sophistizierung und Personalisierung & Unterstützung auf einer Achse abzubilden, wurde der gewichtete Mittelwert aller Kriterien der beiden Dimensionen berechnet. Überdies wurde angenommen, dass das Portfolio eine jährliche Rendite von 5 Prozent erzielt, falls ein Anbieter eine performancebasierte Gebühr erhebt.

Mehrheit der Anbieter setzt auf Modell mit All-in Fees

Die nachfolgende Abbildung 1 zeigt die Gebühren verschiedener Anbieter aus den vier untersuchten Märkten. Um alle Angebote miteinander zu vergleichen, wurden zusätzlich zu den individuellen Datenpunkten auch Trendlinien eingefügt, welche das Gesamtniveau der Gebühren pro Markt indizieren.

Abbildung 1: Gebühren der analysierten Anbieter bei den beiden Musterdepots 25‘000.– und 250‘000.–

Wie sich bei unseren Marktanalysen gezeigt hat, erhebt die grosse Mehrheit der Anbieter eine fixe jährliche Gebühr in Prozentpunkten (sogenannte All-in Fee), mit welcher alle üblichen Dienstleistungen und Services abgegolten werden. Die Höhe dieser All-in Fee ist teilweise abhängig von der Höhe der verwalteten Vermögen, wobei mit zunehmenden Depotvolumen tiefere Gebühren bezahlt werden müssen. Performancebasierte Gebühren wurden nur in drei Fällen im deutschen Markt (CASHBOARD, United Signals, wikifolio) sowie bei einem Anbieter in der Schweiz (INVESTORY) beobachtet.
Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass die verschiedenen Anbieter unterschiedliche Gebührenkomponenten in ihrer All-in Fee einschliessen. Beispielsweise berücksichtigen einige Angebote die Produktkosten (z.B. Stempelsteuern oder sonstige Abgaben) bereits in der All-in Fee, während diese bei anderen Anbietern separat beglichen werden müssen. Eine klare Aufschlüsselung der einzelnen Komponenten der All-in Fees und somit ein 1-zu-1 Vergleich ist jedoch in vielen Fällen aufgrund der beschränkten öffentlichen Informationen nur schwer durchzuführen. Auch wenn sich viele der Anbieter mit dem Versprechen nach kompletter Transparenz rühmen, sollte ein Kunde die einzelnen Kostenkomponenten genau studieren. Schliesslich „fressen“ diese jedes Jahr einen Teil seiner Portfolio-Rendite.

Preis-Leistungs-Verhältnis bei vereinzelten Anbietern zu hinterfragen

Aus Abbildung 1 wird auch ersichtlich, dass die Mehrzahl der untersuchten Anbieter innerhalb oder unter der Trendlinie ihres Marktes liegt. Dies bedeutet, dass die erhobenen Gebühren im Vergleich zur gebotenen Sophistizierung und Personalisierung aus unserer Sicht angemessen erscheinen. Vereinzelte Anbieter liegen jedoch oberhalb der Trendlinie und verlangen somit verhältnismässig zu hohe Gebühren. Wir gehen davon aus, dass diese Anbieter aufgrund des Marktdrucks ihr Gebührenmodell hinterfragen und entsprechende Anpassungen vornehmen werden, um ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu erreichen.
Der Schweizer und deutsche Markt sind hinsichtlich der Struktur der Gebühren vergleichbar. Jedoch weist der deutsche Markt tendenziell ein leicht tieferes Gebührenniveau auf. Zusätzlich hat sich gezeigt, dass weniger sophistizierte Anbieter in den USA & Grossbritannien tendenziell noch tiefere Gebühren erheben als vergleichbare Anbieter in Deutschland und in der Schweiz. Bei den sophistizierten Anbietern ist das Gegenteil zu beobachten. In den USA und Grossbritannien erheben diese Anbieter im Durchschnitt höhere Gebühren als ihre Pendants in der Schweiz und in Deutschland.

Fazit

Unsere Analysen haben gezeigt, dass sich bei den existierenden Anbietern im Bereich des digitalen Anlegens das Gebührenmodell der All-in Fees (fixe jährliche Gebühr in Prozent der verwalteten Vermögen) durchgesetzt hat. Nur wenige Anbieter verfügen über eine andere Gebührenstruktur oder erheben eine performancebasierte Gebühr. Überdies konnte festgestellt werden, dass die Höhe der Gebühren vom Grad der Sophistizierung und der Personalisierung & Unterstützung abhängt und damit die teilweise grossen Unterschiede zwischen den Anbietern zumindest zu einem grösseren Teil nachvollziehbar sind. Vereinzelte Angebote weisen aber auch ein vergleichsweise schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis auf.
Basierend auf diesen Beobachtungen erwarten wir, dass sich die Gebühren (All-in Fees) für weniger sophistizierte und personalisierte Anbieter (Robo Advisors) in der Schweiz im Bereich von 30 bis 70 Basispunkte pro Jahr einpendeln. Für beratungsunterstütztes digitales Anlegen (personalisiertere und i.d.R. auch sophistiziertere Geschäftsmodelle) werden Unternehmen je nach Grad der Sophistizierung und Personalisierung wohl zwischen 70 und 130 Basispunkte verlangen können. Insgesamt werden die entsprechenden Angebote im Bereich des digitalen Anlegens dazu führen, dass der Druck auf die Margen im Anlagegeschäft weiter zunimmt.

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