22. September 2014

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Verfügbarkeit von mobilen Webseiten – ein Vergleich bei 50 Schweizer Retail Banken

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Christoph Duss

In der heutigen digitalen Welt hat sich die Art und Weise, wie sich Kunden informieren, beraten lassen und entscheiden stark verändert. So überrascht es nicht, dass gemäss einer Untersuchung in Deutschland bei Bankprodukten bereits 2010 knapp 60% ihren Kaufprozess im Internet starteten – ausgehend von Suchmaschinen, Vergleichsportalen oder den Anbieterhomepages. Auch in der Schweiz beginnen viele ihre Suche online – zunehmend auch mobil. Durch die vermehrte Nutzung von Tablets und Smartphones haben sich die Anforderungen an das Webseiten-Design entsprechend verändert. Um eine optimale Darstellung auf allen Endgeräten zu gewährleisten, werden neben der traditionellen Homepage auch Versionen mit geringerer Auflösung und vereinfachten Inhalten benötigt (sogenannte „mobile Webseiten“). Wie unsere Untersuchung bei 50 Schweizer Banken aufzeigt, verfügen noch lange nicht alle Finanzinstitute über solche mobile Webseiten.

Immer mehr Personen nutzen das Internet nicht nur stationär an einem Desktop-PC, sondern auch mobil auf Tablets und Smartphones. Die unterschiedlichen Bildschirmformate der einzelnen Geräte verlangen eine geräteabhängige Optimierung des Webseiten-Designs („Responsive Design“). Darunter versteht man die automatische Anpassung einer Webseite und deren Inhalte an die Eigenschaften des zugreifenden Endgeräts. Eine Homepage für Desktop-PCs sollte anders gestaltet sein als jene für Smartphones, da Desktop-PCs unter anderem eine höhere Auflösung und mehr Plug-Ins zur Verfügung stehen. Aus diesem Grunde hat sich in den vergangenen Jahren der Trend durchgesetzt, auf unterschiedliche Endgeräte zugeschnittene Versionen von Webseiten zu erstellen, um die Benutzerfreundlichkeit auch auf mobilen Geräten zu gewährleisten.

Wie bereits in früheren Beiträgen diskutiert (siehe z.B. Digitales Anlagegeschäft – Trends und Ideenanstösse), können sich auch Banken der laufenden Digitalisierung nicht entziehen. Die Webseite einer Bank gilt als eines der wichtigsten und meist verwendeten Instrumente in der digitalen Kunden-Bank-Interaktion und sollte dem Kunden alle gesuchten Informationen in einer schnellen und übersichtlichen Weise zur Verfügung stellen. Die Erstellung einer mobilen Webseite für portable Endgeräte kann deshalb als sehr visible Massnahme zur Schärfung des digitalen Auftritts einer Bank erachtet werden.

Mobile Webseiten bei Schweizer Retail Banken

Aus diesem Grunde haben wir uns entschieden, die Verfügbarkeit von mobilen Webseiten bei den 50 grössten Schweizer Retail Banken (gemessen an der Bilanzsumme 2013) zu analysieren. Die entsprechenden Überprüfungen haben wir in der zweiten September-Woche durchgeführt. Es gilt zu beachten, dass die Qualität der mobilen Webseiten, d.h. welche Funktionen diese bieten und welche Informationen darauf zu finden sind, nicht Teil dieses Vergleichs war.

Wie die Untersuchung gezeigt hat, wird das Thema mobile Webseite bei Schweizer Retail Banken unterschiedlich angegangen. Knapp zwei Drittel (30 Institute) aller untersuchten Banken verfügt über eine mobile Webseite. Bei den restlichen Instituten (20 Banken) wird man auf die traditionelle Homepage geleitet, was vielfach Darstellungsprobleme mit sich bringt – insbesondere Textgrösse und -länge sind auf Smartphones problematisch.

verfügbarkeit I

Abbildung 1: Anteil Banken mit mobiler Webseite (Quellen: Webseiten der 50 grössten Schweizer Retail Banken)

Als Gegenargument zur Erstellung einer mobilen Webseite wird oft die Verfügbarkeit einer App aufgeführt. Mobile Webseite und App können jedoch nicht als perfekte Substitute betrachtet werden, sondern sollten komplementär angeboten werden. Während eine App typischerweise klassische und oftmals repetitive Banking-Aufgaben abdeckt (z.B. Kontostand überprüfen, Zahlungen tätigen), wird die Webseite vielfach zur Beschaffung von allgemeinen Informationen über das Institut und deren Produkte verwendet (z.B. Öffnungszeiten, Filialnetz, Zinsen).

Die Nutzung einer App ist nur dann möglich, wenn diese mit dem verwendeten Betriebssystem kompatibel ist. Die Mehrheit der Apps wurde für Apple-Geräte (über den iTunes Store) und für Android-Geräte (z.B. über den Google Play Store) programmiert. Benutzer von weniger verbreiteten Geräten, wie z.B. Blackberry oder Windows Phone, werden somit vielfach aussen vor gelassen.

Wie sich gezeigt hat, bietet die Mehrheit jener Banken ohne mobile Webseite als Alternative eine App an. Nur acht Institute verfügen weder über eine mobile Webseite noch über eine App. Auch hier ist zu erwähnen, dass die Qualität der Apps bzw. welche Funktionen diese bieten, nicht Teil dieser Untersuchung war. Wie bei mobilen Webseiten sind auch hier Unterschiede bei den verfügbaren Funktionen zu erwarten.

verfügbarkeit II

Abbildung 2: Auflistung aller untersuchten Schweizer Retail Banken, sortiert nach Bilanzsumme 2013 (Quellen: Banken-Webseiten, iTunes Store)

Inhalte einer mobilen Webseite

Neben der Verfügbarkeit stellt sich auch die Frage nach den Inhalten einer mobilen Webseite. Aufgrund der eingeschränkten Darstellungsmöglichkeiten auf Tablets und Smartphones lässt sich eine grafische sowie textliche Vereinfachung der Inhalte kaum vermeiden. Oberstes Ziel einer mobilen Webseite sollte ein einfacher und schneller Zugriff auf die wichtigsten Informationen mit einem portablen Gerät sein. In jedem Fall sollte die Bank ihre Inhalte den spezifischen Kundenbedürfnissen anpassen – eine Analyse der meistaufgerufenen Webseiten ihrer traditionellen Homepage kann erste Hinweise darauf geben.

Fazit

Die Einführung von mobilen Webseiten bei Schweizer Retail Banken kann noch lange nicht als Standard angesehen werden – nur knapp zwei Drittel der 50 untersuchten Institute unterhält eine mobile Webseite. Das oftmals genannte Gegenargument, dass eine App als Ersatz genüge, greift zu kurz, da mobile Webseite und App keine perfekten Substitute, sondern eher als komplementär zu betrachten sind. Der Aufbau von mobilen Webseiten ist abhängig von den angebotenen Informationen und Diensten nicht ganz günstig. In Anbetracht der grossen und zunehmenden Bedeutung der Online-Suche über das Smartphone sind wir aber der Überzeugung, dass dies eine sinnvolle Investition ist.

PS: Auch das IFZ und die Hochschule Luzern haben derzeit noch keine mobilen Webseiten. Ab dem 1. November 2014 werden aber auch wir soweit sein.

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