9. September 2013

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Auch das gehört zu Crowdfunding: Liquidation von betandsleep. Ein Paar Gedanken dazu.

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

„Mit großem Bedauern geben wir die Nachricht weiter, dass die betandsleep GmbH ihren Geschäftsbetrieb einstellt. Trotz intensiver Bemühungen in den letzten Monaten ist es dem Hamburger Startup nicht gelungen, eine ausreichend hohe Anschlussfinanzierung zur Fortführung des Unternehmens zu sichern.“

Mit dieser Nachricht teilt die Crowdfunding-Plattform Seedmatch offen und transparent mit, dass zum ersten Mal ein Startup, das sich über Seedmatch finanziert hat, seinen Geschäftsbetrieb einstellen musste. Insgesamt wurden bisher 38 Finanzierungen über Seedmatch durchgeführt, wobei bisher 16 der über diese Plattform finanzierten Startups eine Anschlussfinanzierung über Business Angels, Venture Capital Gesellschaften, öffentliche Zuschüsse (oder einer Kombination aus diesen) bekommen haben.

Nicht nur Renditen, auch Risiken gibt’s…

Im Oktober 2012 führte betandsleep ein Crowdfunding bei Seedmatch durch und hatte damals mit seinem Konzept, hochwertige Hotelzimmer auf einem alternativen Weg an Reisende zu vermitteln, 161 Investoren überzeugt. Mit der Liquidation der GmbH verlieren diese nun das gesamte eingesetzte Kapital.

bet and sleep
Abbildung: Die Internet-Seite von Betandsleep

Wie bei den klassischen Formen der Startup-Finanzierung stehen auch beim Crowdfunding (resp. Crowdinvesting, siehe auch früherer Blogbeitrag) für Startups die Renditechancen aus Investorensicht im Mittelpunkt. Während aber klassische Startups in der Regel eher von professionellen Investoren finanziert werden und diese sich der hohen Risiken bewusst(er) sind, können beim Crowdfunding – resp. -investing auch unerfahrene Investoren Geld für eine gute Geschäftsidee einsetzen. Locken tut die Aussicht auf eine deutliche Vermehrung des eingesetzten Kapitals. Vernachlässigt wird hingegen oft, dass die hohen Renditeerwartungen als Kompensation für die ebenfalls deutlich überdurchschnittlichen Risiken zu verstehen sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei Startups eher die Regel als die Ausnahme ist, dass diese ihren Geschäftsbetrieb aufgrund mangelnden Erfolgs wieder einstellen müssen. Die Einstellung des Geschäftsbetriebs von betandsleep ist deshalb keineswegs eine Ausnahme, sondern gehört viel eher zur Welt der Finanzierung junger, innovativer Startup-Unternehmen dazu. Dieser Aspekt wird derzeit bei aller Euphorie um Crowdfunding und Crowdinvesting oftmals ausgeblendet und trifft gerade im Crowdfunding auch die womöglich etwas zu optimistischen, unerfahrenen Investoren. Entsprechend sollte der Risikoaufklärung von Crowd-Investoren noch mehr Gewicht beigemessen werden.

Crowdinvesting trotzdem unterstützungwürdige Idee

Nichtsdestotrotz ist die Idee, jungen Unternehmen in einer frühen Phase (sogenannte „Seed Phase“) über eine Crowdfunding-Plattform eine Finanzierung zu ermöglichen, positiv zu bewerten. Aus Risikoüberlegungen sind die Banken in der Schweiz oft sehr zurückhaltend in der Kreditgewährung an Start-up-Unternehmen, wodurch sich die Kapitalbeschaffung für entsprechende junge Unternehmen oftmals als äusserst schwierig herausstellt. Durch Crowdinvesting bekommen spannende Ideen eine Chance, überhaupt zu starten. Ob Crowd-Investoren für die hohen Risiken in Form einer ansehnlichen Rendite entschädigt werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

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