20. Januar 2013

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Revolution im „Land des Lächelns“

Waren Sie dieses Jahr schon in den Skiferien? Sind Ihnen die unfreundlichen, griesgrämigen Schweizer Hotel-, Restaurant- und Bergbahnangestellten aufgefallen?

Oder ist es Ihnen ergangen wie mir: fast überall freundliche, zuvorkommende Gastgeber? Nicht nur an der Hotel-Reception. Nein, auch im Restaurant, in vielen Läden und sogar bei den Bergbahnen. Haben 4 schwierige Jahre dazu geführt, dass die Ferienorte wieder erkannt haben, dass der Gast ein wichtiges Gut ist, das man entsprechend pflegen muss? Oder waren wir in der Vergangenheit einfach überkritisch mit unseren einheimischen Gastgebern und haben Tatsachen bemängelt, die wir im Ausland kritiklos akzeptieren, da wir dort sowieso schlechtere Leistungen erwarten?

Viele Ferienregionen haben vor dem Hintergrund der rückgängigen Gästezahlen in den letzten Jahren Freundlichkeitsinitiativen gestartet. Diese scheinen Wirkung zu zeigen. Immer mehr Betriebe und Destinationen müssen den Vergleich mit den herzlichen Österreichern und Südtirolern nicht mehr scheuen und bieten hervorragende Dienstleistungen an.

Das ist auch notwendig! Nicht nur, um dem Preiswettbewerb, der mit dem starken Franken in den letzten zwei Jahren noch verschärft wurde stand zu halten. Auch der Markt an sich ist viel transparenter geworden und langjährige Stammgäste gibt es immer weniger.

Das Internet hat eine nie gekannte Transparenz nicht nur bei Preisen und Angeboten, sondern auch bei der Qualität der Leistungen gebracht. Über 50% der Schweizer buchten 2012 ihre Ferien via Internet. Online Buchungsplattformen sind für Schweizer Hotels der am stärksten wachsende Vertriebskanal. Dabei wird die vom Anbieter zur Verfügung gestellte Information durch Kommentare und Bewertungen anderer Gäste ergänzt. Portale wie TripAdvisor, HolidayCheck, booking.com und andere bieten diese Informationen völlig unabhängig und frei zugänglich an. Damit werden positive und negative Erlebnisse für alle transparent. Für rund zwei Drittel der Gäste, die sich online informieren, sind diese Informationen matchendscheidend bei der Reisewahl! Tatsächlich haben Hotels, die bei den online-Bewertungen besser abschneiden auch eine bessere Auslastung und höhere Zimmerpreise. Andrerseits werden schlechte Leistungen sehr schnell bekannt und teilweise brutal abgestraft.

Nachdem in der Vergangenheit tatsächlich verschiedene Destinationen und „Dienstleister“ die Zeichen der Zeit verschlafen hatten bewegt sich nun etwas in der schweizer Tourismuslandschaft. An verschiedenen Orten hat eine neue Generation das Ruder in angestaubten, Betrieben übernommen und neuen Wind sowohl in die Infrastruktur, als die Kundenfreundlichkeit gebracht.  Eine Generation, die weiss, dass der Gast nicht ein lästiges Übel ist, sondern ein Kunde, den es zu pflegen gilt, weil er mit seinem Geld das Überleben von Betrieb und Destination ermöglicht.

Betriebe, die das nicht gemerkt haben, brauchen weder Subventionen noch andere staatliche Unterstützungsmassnahmen. Sie müssen den Marktkräften überlassen werden, die dafür sorgen, dass Platz für etwas Neues, Besseres entsteht und andere, geeignetere Unternehmer und Gastgeber eine Chance erhalten.

Die Schweizer Tourismusbranche scheint auch für ausländische Unternehmer interessant zu werden. Nachdem in den letzten Jahren bereits Investoren aus Europa, Ägypten und Katar massiv in Hotelentwicklungen investiert haben, entdecken jetzt auch die Chinesen die guten Perspektiven in der Schweiz. Die an einigen Orten vernehmbare Irritation ob dieser Entwicklung ist unangebracht. Waren es nicht vor fast 100 Jahren die Briten, die als „Entwicklungshelfer“ am Anfang des Aufschwungs verschiedener heute erfolgreicher Destinationen im Engadin und im Berner Oberland standen? Der Grund für das Interesse: eine weitgehend intakte Natur im Herzen von Europa, innerhalb von 2-3 Stunden von grossen interkontinentalen Flughäfen wie Zürich, Mailand, Frankfurt, München gut erreichbar in einer Region, die von den Klimaverschiebungen profitieren wird und die als „Sicherer Hafen“ für Leib und Gut gilt. Das wird in Zukunft genau so in Mode sein, wie es dies vor 150 Jahren war.

Klagen ist zur Zeit in – auch im Tourismus. Nach der angenommenen Zweitwohnungsinitiative sowieso. Übersehen wir darob die zunehmend aufblühenden innovativen Betriebe in der ehemaligen Servicewüste nicht!

Wann gönnen Sie sich das nächste Mal Ferien in der Schweiz?

(Diese Kolumne erschien am 20.1.2013 in der NLZ am Sonntag)

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Revolution im „Land des Lächelns“ | Immobilienmanagement | Scoop.it

12. März 2013

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