28. Juli 2014

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Real Estate / Immobilienmanagement

Das Gebäude wird zum Rohstofflager

von Prof. Dr. Markus Schmidiger
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Energiebedarf und CO2-Ausstoss beherrschen die Diskussion über Immobilien. Das ist auch nicht verwunderlich, gehen doch rund 40 Prozent der Emissionen auf das Konto von Gebäuden. Doch das Energieproblem ist gelöst, wenn genügend Speichermöglichkeiten geschaffen werden können – und das ist heute absehbar. Der Verbrauch anderer Ressourcen wurde bisher vernachlässigt. Obwohl das Bauwesen in Europa für etwa die Hälfte des Rohstoffverbrauchs und 60 Prozent des gesamten Abfallaufkommens verantwortlich ist. Schon heute leiden viele Unternehmen im Bausektor unter steigenden Rohstoffpreisen. Die Verfügbarkeit verschiedener wichtiger Baustoffe liegt mittlerweile unter 50 Jahren. Die Bau- und Immobilienwirtschaft wird sich umstellen müssen! Minergie und ähnliche Konzepte optimieren zwar den Energieverbrauch, lassen aber die Frage des Rohstoffeinsatzes völlig ausser Acht. Dabei wird die Rohstoffknappheit von vielen Firmen bereits als wesentlich drängender eingeschätzt als die Frage einer Energiekrise. Immobilien sind wahre Rohstofflager, deren Wert mit zunehmender Rohstoffpreisentwicklung massiv steigen könnte, vorausgesetzt, es gelingt, die einzelnen Rohstoffe zu trennen und rezyklierbar zu machen. «Wir sollten Produkte entwickeln, die nicht nur unschädlich für Mensch und Natur sind, sondern auch eine positive Wirkung erzeugen», meint Prof. Michael Braungart, der Entwickler des «Cradle to Cradle»-Prinzips.

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Gedacht wird bei diesem Konzept eben nicht «von der Wiege bis zu Bahre», sondern «von der Wiege bis zur Wiege»: Produkte sollen in Stoffkreisläufen immer wieder genutzt werden, sodass möglichst kein Abfall, sondern nützliche Rohstoffe entstehen. Was in der Theorie fantastisch klingt, ist gar nicht so neu: Branchen mit sehr teuren Rohstoffen (Elektronik) oder hohen Verschrottungskosten (Automobil) setzen diesen Grundgedanken schon länger um. Von diesen Branchen kann sich die Bauwirtschaft einiges abschauen. In der Praxis entstanden bereits in der jüngsten Vergangenheit spannende und oft höchst lukrative Lösungen: Ein niederländischer Teppichproduzent etwa hat einen komplett rezyklierbaren Teppich hergestellt, der Feinstaub bindet und damit die Luftqualität massiv verbessert. Nach der Nutzungsdauer werden die Teppiche zurückgenommen und wieder aufbereitet. Damit wurde ein Full-Service-Leasingkonzept entwickelt, bei dem sich der Nutzer um nichts mehr selbst kümmern muss und der Teppich wieder zurückgenommen wird. Auch der Fassadenspezialist Schüco arbeitet daran, seine Produkte so zu konstruieren, dass die Materialien trennbar sind und somit wiederverwertet werden können. Auch hier bildet ein Leasingmodell mit Rücknahmegarantie einen wichtigen Bestandteil der Überlegungen.

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Lesen Sie weiter – die gesamte Kolumne von Prof. Dr. Markus Schmidiger aus der Luzerner Zeitung finden Sie hier

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