23. Juli 2014

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«Es ist praktisch unmöglich, in Afrika Geschäfte zu tätigen ohne Schmiergelder»

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von Prof. Dr. Monika Roth
Dozentin und Studienleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Prof. Dr. Monika Roth im Interview mit der Sonntagszeitung über die Geschäfte von Schweizer Rohstoffkonzernen und der Rolle der Banken.

SZ: Schweizer Handelskonzerne kaufen in Afrika für Milliarden Rohöl. Trotzdem sind viele der Staaten mausarm. Warum?
Die meisten dieser Länder haben korrupte Regierungen, die ihre Verantwortung für das Volk nicht wahrnehmen. Es gibt ein extrem grosses Einkommensgefälle. Ganz arme Menschen stehen sehr reichen Eliten gegenüber. Diese regierungsnahen Kreise ermöglichen den Zugang zu den Ressourcen und plündern die Staatskasse, indem sie sich dafür entschädigen lassen und die Lizenzeinkünfte einstecken. Sie betrügen so das Volk. Es muss uns zu denken geben, dass ihnen dabei Schweizer Rohstoffkonzerne helfen.

SZ: Schweizer Konzerne fördern also die Korruption in Afrika?
Das System läuft nur, wenn zwei Seiten mitmachen. Dort die korrupten Regierungsvertreter und ihre Entourage, hier Handelsfirmen, die ein Milliardengeschäft mit den Bodenschätzen machen.

SZ: Wie laufen denn solche Geschäfte ab?
Politisch exponierte Personen etwa besitzen ganze Geflechte von Offshorefirmen. Darüber läuft ein Teil der Gelder. So landen Millionen in den Taschen dieser Elite statt in der Staatskasse.

 

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SZ: Schweizer Handelskonzerne beteiligen sich bei dieser Günstlingswirtschaft?
Es gibt Länder, da kommen sie an die Bodenschätze gar nicht heran, wenn sie bei diesem Spiel nicht mitmachen. Es ist also praktisch unmöglich, Geschäfte zu tätigen, ohne dass direkt oder indirekt Schmiergelder bezahlt werden. Wenn die ausländischen Unternehmen nicht mitmachen würden, liefe dieses System ins Leere.

SZ: Was riskiert die Schweiz?
Im Rohstoffhandel sind aktuell rund zehn Banken in der Schweiz tätig, sieben davon sehr aktiv. Nehmen wir die Stadt Genf. Dort ist das Risiko eines Imageschadens besonders gross, weil es nicht nur die Rohstoffhandelsfirmen betrifft, sondern auch den Genfer Finanzplatz. Diese Milliardengeschäfte müssen finanziert sein. Die Genfer Kantonalbank zählt da zu den sehr aktiven Banken, wie übrigens auch die Waadtländer Kantonalbank. Sie gehen mit diesen Geschäften ein hohes Risiko ein.

SZ: Das sieht der Bundesrat offenbar anders: Er will nichts wissen von mehr Transparenz im Handel.
Dahinter steckt ein eklatanter Mangel an Weitsicht. Wenn sich die Schweiz nicht bald selber strengere Regeln auferlegt, wird sie es später unter Druck von aussen trotzdem tun müssen.

SZ: Sie glauben, die USA oder die EU werden die Schweizer zwingen?
So war es beim Bankgeheimnis. Und so wird es wohl auch im Rohstoffhandelsgeschäft kommen.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – das gesamte Interview mit Prof. Dr. Monika Roth in der Sonntagszeitung finden Sie hier

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