7. Mai 2013

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Der UBS Grossaktionär Knight Vinke verlangt mehr Tempo – warum das nötig ist!

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von Dr. Martin Spillmann
Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Organisationen sind konservativ, Manager fahren besser durch Beharrung, und Ersatzhandlungen sind attraktiver. Aktionäre und der Markt sind in der Pflicht.

Das Management der UBS versprach 2012 – vier Jahre nach ihrem Beinahe-Untergang – künftig eine veränderte Strategie zu verfolgen, mit kleinerem Investment Banking. Das CS Management hält derweil an ihrer Universalbank-Strategie fest. Nun fordert der Grossaktionär Knight Vinke von der UBS mehr Tempo. Warum dieses Beharren der Banken? Drei Erklärungen, warum es so viel braucht, bis sie den Kurs ändern:

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Erstens: Bankorganisationen sind konservativ. Ihre Hierarchien werden dominiert von Alteingesessenen. Heranwachsende Kader werden vom Körper dieser „corporate men“  beurteilt. Das Urteil fällt von innen. Fällt es gut aus, wird befördert. Gute Untergebene steigen auf. Doch gute Untergebene können schlechte Führer sein. Trotzdem steigen sie auf. Kommen Nachwuchskräfte von aussen, müssen sie in die Hierarchie passen. Eine echte Blutauffrischung wird so behindert. Wehe, es taucht ein wirklicher Führer auf! (ein „radikaler Papst …“).

Zweitens: Einfluss auf die Strategie erhalten Manager in den Jahren, bevor ihre Laufbahn endet. Der vorangehende Aufbau einer Karriere war anstrengend. Was macht nun also ein graumelierter Generaldirektor mit Spitzeneinkommen, aber noch geringem Vermögen (gemäss eigener Wahrnehmung), wenn sein Unternehmen in eine Krise kommt? Plant er einen Turnaround, damit das Geschäft Jahre später wieder aufblüht, worauf die nächste Führungsgeneration die Früchte erntet? Nein. Eher wird er versuchen, Zeit zu gewinnen.

Drittens: Ersatzhandlungen sind attraktiver. Beliebt sind etwa Immobilienprojekte. Aber Vorsicht: Pompöse Bauten zeigen an, dass ihre Bewohner den Zenit überschreiten. Der Petersdom wurde während der Kirchenspaltung erbaut. (Übrigens, wussten Sie, dass Apple eine neue Konzernzentrale plant, für sagenhafte 5 Milliarden USD?) Auch die Politik greift gerne zu Ersatzhandlungen. Beliebt ist die (Über-)Regulierung. Spezialisierung auf Nebensächliches ist besonders attraktiv, denn sie schafft eine scheinbare Fachorientierung und Dynamik; und niemand muss wirklich entscheiden.

Ginge es auch anders?

Normierende Beförderungssysteme sollten hinterfragt, inzestuöse Kulturen vermieden werden. Interessenskonflikte Top Manager müssen ernst genommen werden – am besten von selbstbewussten Aktionären. Denn Aktionäre sind noch mehr als Verwaltungsräte am ehesten frei von Bindungen, und somit ausschliesslich an der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens interessiert. Um solche langfristige Optik zu fördern, könnte das Obligationenrecht mehrjährigen Aktionären ein höheres Stimmrecht einräumen. Und schliesslich müsste der Markt seine Konkursdrohung frei wahrnehmen können. Leider ist dies Wunschdenken, solange systemrelevante Banken eine Überlebensgarantie des Staates geniessen.

Den offenen Brief von Knight Vinke finden Sie hier

 

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